UTRANS-Triebwerk
Ein Ortswechsel ist in unserem Universum nur stetig durchzuführen. Man muss einen Schritt tun, um sich von der Stelle zu bewegen, man kann nicht einfach von der alten Position verschwinden und am Zielort auftauchen. Ein Körper muss in Bewegung gesetzt, ihm muss kinetische Energie zugeführt werden. Grund für diese Stetigkeit in der Fortbewegung sind z.B. die notwendige Kausalität und allgemein bekannte 4-D-Beharrungskräfte wie Masseträgheit und relativistische Phänomene.
Beispiel
Gäbe es keine kausalen Zusammenhänge, so könnte man schon am Ziel ankommen, bevor man überhaupt den Entschluss gefasst hat es erreichen zu wollen, ein Paradoxon.
Alle bisher bekannten Antriebssysteme für Überlichtschnelle Positionsveränderungen hatten eines gemeinsam. Sie basierten auf dem Prinzip der stetigen Fortbewegung. Es ist immer ein hohes Potential kinetischer Energie nötig um einen Ortswechsel zu vollziehen. So müssen sich die Raumschiffe immer mit mehr als 50% Lichtgeschwindigkeit bewegen.
Von den Aggregaten werden dann zwar die üblichen relativistischen Einflüsse abgeschirmt, aber die Bewegung bleibt stetig. Selbst bei der Transition vergeht zwischen Ent- und Wiederverstofflichung noch mindestens ein Zeitquant. Die Transition nimmt allerdings eine Sonderstellung ein. Die Bewegung bleibt zwar stetig, doch der Ortswechsel vollzieht sich in einer unmessbar kurzen Zeitspanne. Hierfür wird eine gigantische Menge kinetische Energie benötigt, die teils durch die Normaltriebwerke (durch Beschleunigung) teils durch das Transitionsaggregat (›künstliche‹ Zuführung von Energie) zur Verfügung gestellt werden. Da dieses Fortbewegungsprinzip extrem nahe an der Grenze zur unstetigen Bewegung entlangführt kommt es im Zusammenspiel mit den benötigten Energiemengen zu unangenehmen Nebeneffekten wie dem Entzerrungsschmerz.
Die Kemeten
Grundlage für den UTRANS-Antrieb der Kemeten ist die Theorie des Multiversums. Genauer gesagt die sogenannte Strangeness. Die Theorie besagt, das sich die Zahl der im Multiversum enthaltenen Universen an der Anzahl der möglichen Kombinationen der in den Universen enthaltenen Atome orientiert.
Anders ausgedrückt, wenn ein Universum beispielsweise aus 3 Atomen bestünde, gäbe es im Multiversum so viele Universen, wie sich Kombinationen aus den drei Atomen konstruieren lassen, also 3! (sprich: Drei Fakultät) = 3 * 2 * 1.
Schätzungen ergeben, dass unser Universum aus ca. 10^80 Atomen besteht. Die Anzahl der möglichen Kombinationen dieser Atome beträgt 10^80! (sprich: 10 hoch 80 Fakultät), was eine unvorstellbare Anzahl an möglichen Universen innerhalb „unseres“ Multiversums bedeutet.
Hier kommt nun die sogenannte Strangeness ins Spiel. Strangeness ist sozusagen eine Skala, welche die Verschiedenheit der Universen eines Multiversums kennzeichnet. Unter Strangeness verstehen wir einen Wert zwischen 0 und 1, wobei unser Universum den Strangenesswert 0 hat, und das fremdartigste Universum unseres Multiversums den Wert 1. Will man also in ein anderes Universum reisen, so sollte man also den Wert der Strangeness beachten, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben.
Betrachtet man nun die Anzahl der in unserem Multiversum vorhandenen Universen, nämlich 10^80!, so wird klar, dass es sehr viele Universen geben muss, die einen Strangenesswert nahe 0 haben, unserem eigenen Universum also sehr ähnlich sind. Genauer gesagt gibt es 10^80 Universen, die sich jeweils nur in einem der 10^80 enthaltenen Atome unterscheiden, also einen Strangenesswert von 0,0000…..0001 mit ungefähr 10^80 Nullen zwischen dem Komma und der Eins.
Würden wir nun ein solches Universum, eines das sich nur in einem einzigen Atom von unserem unterscheidet, betreten, so ist es zu 99,999…99 % (mit ca. 10^80 Neunen nach dem Komma) wahrscheinlich, dass wir in diesem Universum geradezu identische Bedingungen vorfinden wie in unserem eigenen.
Die Ähnlichkeit ist so tiefgreifend (der Unterschied besteht ja nur aus einem einzigen Atom!) dass unser dortiges Ebenbild im selben Moment genau das Gleiche tut, wie wir.
Nennen wir die Originalperson der Einfachheit halber A und sein Ebenbild B. Wenn A nun ins Universum von B wechselt, so tut B das gleiche wie A, nämlich das Universum wechseln, und zwar auch in eines der 10^80 Universen welche sich nur durch ein einziges Atom unterscheiden. Sein dortiges Ebenbild C wechselt im selben Moment auch ins Universum von D, welcher natürlich auch wechselt. Es wechseln also im selben Moment 10^80 Personen ihr Universum, was aber niemand bemerkt, da sich die Universen nur in einem einzigen Atom unterscheiden und alle 10^80 Personen sich so ähnlich sind, das sie praktisch identisch handeln und denken.
Wenn also A aus unserem Universum das Universum von B betritt, betritt im selben Moment eine Person unser Universum, welche identisch mit A ist, also genau das gleiche tut, was A getan hätte. Um die Sache nicht zu verkomplizieren nehmen wir einfach an, es sei B der in unser Universum kommt. Für unabhängige Beobachter wird sich jedoch an der Situation nichts ändern, da B genauso aussieht, denkt und handelt wie A. Für jeden unbeteiligten Beobachter sieht es also so aus, als wäre nichts passiert.
Die Kemeten haben eine Technik entwickelt, welche genau dieses leistet. Ihre Raumschiffe sind mit einer Art Transitions-Aggregat ausgestattet, welches sie in jeweils eines der 10^80 Universen versetzt. Gleichzeitig sind sie theoretisch in der Lage ihre Position in dem neuen Universum beliebig zu wählen.
In der Praxis sieht es jedoch etwas anders aus:
Die Kemeten sind zwar in der Lage sich eine beliebige Erscheinungsposition im Zieluniversum zu wählen, jedoch kann es schon durch winzige Ungenauigkeiten in der Berechnung der Zielkoordinaten zu folgenschweren Ereignissen kommen. Je weiter der Zielpunkt von der eigenen Position entfernt liegt (wobei als eigene Position der Punkt gemeint ist, den A und B im Moment vor dem Transfer inne haben), desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass man durch Ungenauigkeiten in der Berechnung in einem Universum landet dessen Strangenesswert größer als 0,0000……001 (mit 10^80 Nullen) ist. Mit anderen Worten, wählt man eine Zielkoordinate die zu weit entfernt ist, so landet man möglicherweise in einem Universum welches sich sehr stark von dem Ursprünglichen unterscheidet.
Da es nun bei der Komplexität der nötigen Berechnungen immer zu kleinen Ungenauigkeiten kommt, beschränken sich die Kemeten meistens auf maximale Entfernungen von 50.000 Lichtjahren.
Was genau passiert nun bei einem solchen Transfer?
Das Kemetenraumschiff (A) wird in Nullzeit in das fremde Universum versetzt. Gleichzeitig kommt das dortige Äquivalent (B) in unser Universum und erscheint an der gleichen Position an der A im fremden Universum erscheint.
Ein Beobachter kann den Unterschied allerdings nicht feststellen, für ihn sieht es so aus, als wäre das Kemetenraumschiff einfach an eine 50.000 Lichtjahre entfernte Position gesprungen.
Für die Kemeten in den beiden Raumschiffen macht dieser Transfer auch keinen Unterschied, denn das jeweils fremde Universum unterscheidet sich nur in einem einzigen Atom. Es stellt sich also für alle gleichermaßen so dar, als wäre ein Kemetenraumschiff einfach von hier nach dort gehüpft, und das in Nullzeit.
Die Berechnungen für einen solchen Transfer nehmen für die Kemeten keine nennenswerte Zeit in Anspruch. Es müssen nur die Zielkoordinaten im eigenen Universum bekannt sein. Dann wird mittels des UTRANS-Aggregats ein hyperdimensionales Feld erzeugt, welches das Schiff von 4-D-Einflüssen abschirmt. Gleichzeitig werden die 5-Dimensionalen Koordinaten des Schiffes manipuliert.
Die 5-D-Koordinaten bestehen vereinfacht ausgedrückt aus den Raumkoordinaten unseres Universums (der Ort an dem sich das Objekt befindet), der Zeitkoordinate (der Zeitpunkt an welchem sich das Objekt befindet) und der Strangeness (das Universum auf welches sich die Koordinatenangabe bezieht).
Bei allen bisher bekannten Überlichttriebwerken wurden immer nur die Raumkoordinaten verändert, und zwar durch die oben beschriebene stetige Koordinatenveränderung mittels linear fortschreitender Bewegung.
Die Kemeten bilden hier eine Ausnahme. Sie verändern gleichzeitig mit den Raumkoordinaten auch den Strangenesswert. Dadurch sind sie an keine linear fortschreitende Bewegung gebunden und benötigen somit für den Ortswechsel keine kinetische Energie. Sie sind also in der Lage praktisch ›aus dem Stand‹ einen Ortswechsel um 50.000 Lichtjahre durchzuführen. Und das in echter Nullzeit. Normalerweise vergeht selbst bei einer Transition mindestens ein Zeitquant bis zur Wiederverstofflichung, da der Einsatz kinetischer Energie eine zeitliche Kausalität bedingt. Nicht so beim UTRANS. Aufgrund der direkten Manipulation der 5-D-Koordinaten und der Tatsache dass keine kinetische Energie verwendet wird, ist keine stetige Fortbewegung nötig, ja sie ist sozusagen unmöglich geworden. Der UTRANS vollzieht sich in echter Nullzeit. Einziger ›Nebeneffekt‹ ist oben beschriebener Wechsel in ein anderes Universum.
UTRANS-Offensivbewaffnung
Selbstverständlich handhaben die Kemeten die Standardwaffen wie Impuls-, Desintegrations- und Narkosegeschütze wie fast jedes raumfahrende Volk. Als wirkungsvollste Angriffswaffe nutzen sie eine technische Variante ihres UTRANS-Systems: Sie projizieren ein Feld um die gegnerische Einheit, jedoch verhindern sie dabei die Koordinatenjustierung, so dass das Feld lediglich die universalen Einflüsse abschirmt. Die gegnerische Einheit verschwindet also in der Primärstruktur des Multiversums und hört damit auf zu existieren.
In der Praxis schützt kein bekanntes Schirmsystem gegen diese Waffe, da selbst Paratronenergien Bestandteil des normaluniversellen Gefüges sind. Paratronwertige Schirme verhindern lediglich die sofortige Auflösung, bieten also sekundären Schutz für die Dauer von ungefähr vier Minuten. Solange müssen die Kemeten das Feld aufrechterhalten und sind ihrerseits angreifbar.
Einzelne Schiffe der Kemeten können in der Regel nur einzelne gegnerische Schiffe (gleich welcher Größe) mit der UTrone (UTRANS-Kanone) attackieren, die größeren Schiffe können bei Bedarf bis zu drei UTRANS-Felder parallel erzeugen. In Verbänden ab zehn Einheiten der größten Klasse können sie zwischen 100 und 10.000 Gegner gleichzeitig vernichten (jede weitere in den Verband integrierte Einheit ermöglicht die Erweiterung des Feldes auf weitere 100 Gegner, zehntausend Gegner sind Maximum, dazu werden also 109 große Kemetenschiffe benötigt).
Paratronwertig geschützte Schiffe haben eine Chance, dem Untergang zu entkommen: durch Eintritt in den Metagravflug (verursacht Schäden im Syntronsystem, deshalb besser: Linearflug) im Moment des endgültigen Schirmkollaps. Der zeitliche Spielraum beträgt 0,01 sec. (Anmerkung an die Autoren: sollte während eines Gefechts zufällig herausgefunden werden!)
Die UTRANS-Technik ermöglicht eine vielfältige Nutzung der UTrone. Sie kann wie eine Transformkanone verwendet werden oder auch wie ein Fiktivtransmitter, allerdings sind diese Eigenschaften sehr energieaufwendig und räumlich eng begrenzt (fünf Lichtminuten).
Schutzschirm der Pyramidenschiffe
Die Kemeten verwenden ein Schutzfeld, das von Struktur und Funktionsprinzip dem Paratron ähnelt. Sie sind allerdings bei den meisten Gegnern nicht unbedingt auf ihren Schutzschirm angewiesen, da sie mit Hilfe ihrer überlegenen Fortbewegungstechnik im Gefahrenfall sofort den Standort wechseln, und sich damit außer Schussweite bringen können. Sie sind also mit Transformkanonen angreifbar, da die Geschosse überlichtschnell abgeschossen werden und so ein Ausweichen nicht möglich ist. Je nachdem wie viele Schiffe gleichzeitig feuern und wie hoch die Feuerfrequenz ist (wie viel ›Schüsse‹ pro Sekunde) werden sie aber spätestens nach ein paar Treffern das Weite suchen. Also ist ein konzentrischer Feuerschlag nötig um ein Kemetenschiff zu zerstören.