Mitte des Jahres 1275 NGZ berichteten die Medien über einen großen Deal zwischen der Shorne Industries Gesellschaft, der Kosmischen Hanse und dem arkonidischen Konsortium »Für Arkons Wirtschaftsglorie« mit dem Planeten Mashratan. Das Mashritun-System war reich an Hyperkristallen. Es gab in den systemtreuen Medien der LFT und des Kristallimperiums kaum kritische Betrachtungen zu diesem Deal. Im Gegenteil, denn Mashratan wurde als Tigerplanet beschrieben und an den Börsen wurden die staatlichen Unternehmen gut gehandelt. Mashratan galt als aufstrebende Welt mit einem hohen Wirtschaftswachstum.
Niemand blickte hinter die Kulissen. Keiner störte sich an den fehlenden Menschenrechten, an der nicht existierenden Gleichberechtigung und an dem Verbot gegenüber nichthumanoiden Intelligenzwesen, diesen Planeten zu betreten. Die Probleme wurden ignoriert.
Der Erste Terraner lobte auf einer Gesellschafterversammlung der Hansesprecher sogar den Planeten Mashratan als beispielhafte moderne Zivilisation, die Kultur, Traditionen und Fortschritt zum Wohle der ganzen Milchstraße in Einklang brachte.
Die Glaus Mulltok Arkon & Terra Cooperation schloss zur selben Zeit ein lukratives Geschäft mit der Taxit ab. Wenige Tage später wurde eine Klage gegen Mashratan beim Galaktikum eingereicht.
Der anonyme Kläger wies auf die Diktatur durch Oberst Kerkum und die Unterdrückung durch die Vhratoreligion hin. Er verdeutlichte die unwürdigen Verhältnisse, in denen viele Einwohner lebten.
Das Galaktikum rang sich nicht zu einer Untersuchung durch, nachdem das Kristallimperium und die Liga Freier Terraner ein Veto einlegten.
Die Klage wurde im September 1275 NGZ abgewiesen.
Der 17. November 1275 NGZ begann mit einer tragischen Nachricht. Der wohlhabende und anerkannte terranische Unternehmer Glaus Mulltok war tot. Er starb bei einem Gleiterunfall auf Arkon. Mulltok, der gerade erst in diesem Jahr lukrative Geschäftsbeziehung mit der Handelsorganisation TAXIT eingegangen war, hinterließ seine arkonidische Frau Thorina und seine zehnjährige Tochter Rosan.
Die Aktienkurse der Glaus Mulltok Arkon & Terra Cooperation gingen an diesem Tag in den Keller. Sein Tod war nicht nur ein tragisches Einzelschicksal einer Familie, er hatte weitreichende Konsequenzen für die Mitarbeiter und die Politik der Firma. Mulltok galt als ein Mann, der Arkon und Terra verband. Nicht nur war seine Familie terranisch-arkonidisch, sondern er versuchte den »Kalten Krieg« zwischen den beiden Großmächten, ein wenig zu deeskalieren. Sein Kontakt zum Projekt Camelot, der Organisation der Zellaktivatorträger unter der Ägide von Perry Rhodan, hatte ihm jedoch viel Kritik von beiden Seiten eingebracht.
Perry Rhodan bekundete in einem Communiqué sein tiefstes Beileid und beschrieb Mulltok als einen mutigen Mann mit Ehre und Anstand.
Das Jahr neigte sich dem Ende zu und ich feierte mit meinem Bruder Borrom, meiner Schwägerin Anne-Lee und der kleinen Nataly das Weihnachtsfest in meiner Villa. Es war ein frohes Fest. Ich hatte meine Bediensteten und ihre Familien ebenso eingeladen.
Einige Tage später traf ich eher zufällig bei einem Studienbesuch in Rom einen ehemaligen Schüler namens Roland Kreupen. Vor vielen Jahren hatte ich in der Kunstakademie in Terrania City unterrichtet. Das war auch ein Grund gewesen, wieso ich später auf Terra sesshaft geworden war. Die Reisen zwischen Lingora und Terra waren zu zeitaufwendig und strapaziös gewesen.
Doch in letzter Zeit hielt ich weniger Vorträge und unterrichtete nur noch als Gastdozent an der Kunstakademie. Ich widmete mich lieber der Schreiberei.
Der untersetzte und schüchterne Junge war zu einem Mann herangewachsen, der einen Verwaltungsposten im Außenministerium übernommen hatte.
Kreupen seufzte über seine Arbeit. Es war die übliche Story eines gestressten Arbeitstages. Er deutete an, eng mit dem Terranischen Liga Dienst zusammenzuarbeiten. Jedoch wollte er mir keine weiteren Auskünfte geben. Eine Agentengeschichte wollte ich schon immer schreiben. Leider verlor sich der Kontakt wieder sehr schnell, da Kreupen nach Terrania City versetzt wurde.
Die kalten Wintermonate hatten zwar ihren romantischen Reiz, doch ich freute mich auch wieder auf den Frühling.
Jaaron Jargon
Aus den Chroniken
September 1275 NGZ