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Band 96

Quarterium-Zyklus


Der Ruf von ES

Die Superintelligenz will den Frieden


Jens Hirseland



Was bisher geschah Hauptpersonen des Romans
Es herrscht Krieg!

Nach der Gründung des Quarteriums 1303 NGZ war es nur eine Frage der Zeit, bis der militärische Konflikt losbrach. Als Anfang 1305 NGZ die Dorgonen eine Invasion in die estartischen Galaxien begannen, kam es zu einem intergalaktischen Krieg. Die Saggittonen, die USO und die republikanischen Akonen kamen den Estarten zu Hilfe.

Daraufhin erklärte das Quarterium diesen Nationen den Krieg und besiegte sie vernichtend, unterwarf die Akonen und Estarten und zerschlug die USO ganz. Nun weht das Banner des Quarteriums über ganz Cartwheel.

Doch damit nicht genug. Das Quarterium kontrolliert Anfang 1307 NGZ weite Teile von M 87. Aber am Höhepunkt seiner Macht, als es unbezwingbar scheint, ereilt alle Völker plötzlich DER RUF VON ES …
Roi Danton – Perry Rhodans Sohn treibt ein seltsames Spiel.

Rosan Orbanashol-Nordment – Die USO-Leiterin lebt gefährlich.

Emperador de la Siniestro – Der Spanier ist an Dantons Plan interessiert.

Stephanie de la Siniestro – Sie ist an Danton interessiert.

Peter de la Siniestro – Er verachtet den Freihändlerkönig.

Red Sizemore, Mandor da Rohn – Zwei wichtige Quarteriale.

Perry Rhodan, Aurec – Sie wittern die letzte Chance auf Frieden.

1. Kemet

1. März 1307 NGZ

Unruhig wanderte Rosan Orbanashol-Nordment in ihrem Quartier auf und ab. Sie dachte über die Geschehnisse nach. Viel war in den vergangenen Monaten passiert. Das Quarterium hatte ganz Cartwheel unterworfen. Weder die USO noch die Saggittonen oder die Akonen hatten dies verhindern können. Dies nicht und dass das Quarterium zusammen mit den Dorgonen fast ganz Siom Som annektiert hatte. Schließlich fielen die Quarterialen auch noch in M 87 ein und errangen dort Sieg um Sieg.

Es sah düster aus für die freiheitsliebenden Völker. Es gab aber auch Lichtblicke: Die Rettung des tot geglaubten Joak Cascal, wie auch von Anya Guuze, der Mutantin Myrielle Gatto und Sandal Tolk aus dem Lager von Objursha mit Hilfe der Kemeten.

Außerdem hatten die Kemeten der alliierten Flotte, die aus den restlichen Einheiten der USO, der akonischen und der saggittonischen Flotte bestand, Asyl auf Kemet gewährt, nahe des Kosmonukleotids UDJAT. Knapp sechzigtausend Schiffe der alliierten Flotte hatten sich dort versammelt und behoben mit kemetischer Hilfe ihre Schäden. Die erschöpften Besatzungen konnten sich regenerieren.

Auch für die USO sah es weiterhin schlecht aus. Sämtliche Basen und Stationen innerhalb Cartwheels waren zerstört worden. Aber ohne die USO konnte man dort keinen erfolgversprechenden Widerstand organisieren. Rosan griff in ihre lockigen, rotblonden Haare und ballte die Fäuste, bis es schmerzte. Es gab keinen anderen Weg! Als Chefin der USO beschloss sie, erneut in Cartwheel Fuß zu fassen. Sie durften jetzt nicht aufgeben. Joak Cascals Schilderungen des Massenmords auf Objursha bestärkten sie in ihrem Entschluss.

Tränen standen in ihren roten Augen, als sie daran dachte, was auf Objursha und vielleicht auch auf anderen Welten geschah. Warum nur? Einen organisierten Massenmord auf Befehl von Menschen hatte es seit Jahrtausenden nicht mehr gegeben. Rosan verstand das nicht. Gleich ob Terraner, Arkoniden oder deren Kolonisten – jedes zivilisierte Wesen im 14. Jahrhundert NGZ kannte die Demokratie, hatte ein Bewusstsein für Toleranz und ein Empfinden zum Schutz für jedes Leben. Offenbar hatte das Quarterium all diese Werte vernebelt. Menschen, vielleicht abgesehen von den Arkoniden, die vor wenigen Jahren noch in einer Demokratie mit Rechten für alle Wesen lebten, waren nun zu Barbaren und Schlächtern geworden.

Gab der Widerstand jetzt auf, würde die Barbarei des Quarteriums triumphieren. Die Tochter eines terranischen Vaters und einer arkonidischen Mutter wollte Perry Rhodan so schnell wie möglich über die Vorgänge auf Objursha informieren. Wenn der unsterbliche Terraner davon erfuhr, glaubte sie, würde er die Alliierten auch militärisch unterstützen.

*

Rosan traf sich mit Joak Cascal, dessen treuem Freund Sandal Tolk und Mirus Traban, dem Anführer der Akonen, um mit ihnen das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Leiterin der USO legte ihre Absicht dar, ihre Organisation wieder neu aufzubauen.

»Nur eine funktionierende Widerstandsorganisation hat die Aussicht, in Cartwheel etwas gegen das Quarterium auszurichten. Daher werde ich so schnell wie möglich dorthin zurückkehren, um die Keimzelle für den Widerstand zu legen«, kündigte sie an.

»Das akonische Volk wird Sie dabei unterstützen«, sicherte Mirus Traban seine Hilfe zu.

»Auf mich können Sie ebenfalls zählen, Rosan«, meldete sich Joak Cascal zu Wort.

Der Terraner sah körperlich noch ziemlich mitgenommen aus, da er noch an den Nachwirkungen seiner Haft auf Objursha litt, aber in seinen Augen sah Rosan schon wieder das alte tatkräftige Funkeln aufblitzen. Immerhin war er seit fast einem halben Jahr wieder in Freiheit. In dieser Zeit hatten sich Cascal, Anya Guuze und Myrielle Gatto von den Strapazen erholt. Bei Tolk ging das am schnellsten. Rosan bemerkte, dass Cascal sich allmählich langweilte. Zwar hatte Joak in den sechs Monaten viel Aufbautraining gemacht und viel Energie in den Aufbau der Basis auf Kemet gesteckt, doch er wollte wieder kämpfen und brannte darauf, Objursha zu befreien. Auch sie spürte diesen Drang.

»Wann brechen wir auf?«, wollte Cascal wissen.

Sein Freund Sandal Tolk grunzte unwillig.

»Du sollst dich schonen, sonst bist du bald tot«, gab der Barbar von Exota Alpha in seiner unnachahmlichen Art zu bedenken.

»Ach, Quatsch! Ich bin nach sechs Monaten Kur vollkommen okay«, meinte Cascal, um gleich darauf von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt zu werden.

»Sandal hat recht, Joak. Nach allem, was Sie durchgemacht haben, ist es ein Wunder, dass Sie noch am Leben sind. Bevor Sie sich in neue Abenteuer stürzen, müssen Sie erst einmal gesund werden. Außerdem möchte ich, dass Sie Ihre Erlebnisse auf Objursha noch einmal für Perry Rhodan aufzeichnen. Er muss so schnell wie möglich davon erfahren. Auch mit den Kemeten sollten Sie sprechen«, bestimmte Rosan.

Cascal sah ein, dass sie recht hatte.

»Na gut, ist wohl besser so. Aber sobald ich wieder auf dem Damm bin, komme ich mit Sandal nach.«

Rosan lächelte.

»Davon bin ich überzeugt.«

»Wie werden Sie nun vorgehen?«, erkundigte sich Mirus Traban.

»Ich werde mit einem als Frachter getarnten Schiff nach Cartwheel reisen, um dort Kontakt mit den verbliebenen USO-Agenten aufzunehmen und mit ihnen den Widerstand neu zu organisieren.«

»Das ist aber eine gefährliche Reise«, gab der Akone zu bedenken.

Rosan nickte düster.

»Ja. Ich habe keine andere Wahl. Unser Gegner ist gnadenlos und wir müssen alles tun, um ihn zu besiegen.«

*

Während Rosan Orbanashol-Nordment sich auf ihre Reise vorbereitete, machte Joak Cascals Genesung gute Fortschritte. Die Ärzte sahen keine Probleme, solange er sich geduldig an ihre Anweisungen hielt. Nicht so gut sah es bei Anya Guuze aus. Cascal machte sich große Sorgen um sie. Nach der brutalen Folter durch den gewissenlosen Lagerkommandanten Selvon da Gohd war die junge Frau physisch und psychisch am Ende und musste nach wie vor intensiv betreut werden.

Zwar war die bildschöne Blondine körperlich wieder zu ihrer alten Form erblüht, fand Cascal, aber ihre seelischen Probleme waren auch nach dem vergangenen halben Jahr nicht von der Hand zu weisen. Anya nahm regelmäßig an Therapien teil. Ihr Inneres war von Trauer bestimmt. Sie war keine Soldatin. Nichts hatte sie auf diese Misshandlungen vorbereitet.

Cascal hatte es in diesen sechs Monaten nicht geschafft, ihr näher zu kommen. Anya war zwar freundlich, ließ jedoch niemanden an sich heran. Nach all den Strapazen war das verständlich. Cascal wollte ihr ruhig mehr Zeit geben.

Eine andere Frau hatte sich – obwohl sie gerade noch einmal dem Tod von der Schippe gesprungen war – bestens erholt und brannte darauf, wieder in den Einsatz zu gehen: Myrielle Gatto. Manchmal zweifelte Cascal jedoch am Geisteszustand der schönen Blondine. Sie benahm sich seltsam: Mal wie ein tapsiges, unbeholfenes Schulmädchen, dann wie eine wilde, fauchende Katze. Cascal glaubte zu wissen, dass die meisten Frauen irgendwie schizophren waren und Engel und Teufel miteinander verbanden, Myrielle stufte er jedoch als labil ein. In einer Hinsicht waren sie sich jedoch sehr nahe – in ihrem Hass auf das Quarterium.

Er fand Myrielle auf einem Balkon, sie blickte über die kemetische Stadt. Es war schön hier, fand Cascal. Das altägyptische, saubere, goldene Ambiente unter strahlender Sonne wirkte beruhigend. Ganz anders als das triste Grau und der ständige Regen auf Objursha. Sechs Monate war dieser Spuk her und dennoch erinnerte sich Cascal an jede kleinste Einzelheit.

Myrielle hatte ihn bemerkt und drehte sich um. Ihr schulterlanges, leicht gewelltes Haar strahlte im Glanz der Sonne. Sie schenkte Cascal ein verunsichertes Lächeln.

»Kemet ist ein Paradies«, sagte sie und blickte auf die Stadt hinab. »Die letzten Monate haben gut getan und dennoch verspüre ich den Drang, wieder nach Paxus zu gehen. Gewisse … gewisse Dinge zu erledigen.«

In ihren Augen erkannte Joak die Entschlossenheit, die hinter ihren Worten stand.

»Wollen Sie einen Ein-Frau-Krieg starten? Das wird Ihnen wenig bringen. Wir müssen zusammen agieren.«

Myrielle starrte geistesabwesend an Cascal vorbei. In diesem Moment dachte der Veteran des Solaren Imperiums wieder an ihre labile Psyche. Halblaut machte sie »Mhm« und wandte sich von ihm ab. Dann, als er gehen wollte, stieß sie plötzlich hervor: »Ich will da Gohd töten und Cauthon Despair!«

»Sie werden Ihre Chance bekommen«, versicherte Cascal. »Diese Verbrecher werden für alles bezahlen.«

Myrielle wirkte wieder, als seien ihre Gedanken in weiter Ferne. Sie schaute nachdenklich zu Boden und nickte schließlich. Wieder lächelte sie flüchtig.

»Sicherlich haben Sie recht, Joak. Ich muss nun gehen.«

Eilig verließ sie den Balkon. Cascal kratzte sich am Hinterkopf und versuchte vergeblich, die Logik dieser Frau zu verstehen.

*

Einen Tag vor ihrer Abreise traf sich Rosan Orbanashol-Nordment mit den beiden Kemeten Horus und Anubis, die zusammen mit ihr und Mirus Traban das Oberkommando der Alliierten bildeten.

Rosan begeisterten die kemetischen Gebäude, die das Vorbild für die altägyptische Kultur gewesen waren, jeden Tag aufs Neue. Pyramiden, Obelisken, Säulen und gewaltige Tempel schmückten den Vorhof zur Amun-Ré Pyramide, die sich in Höhe und Breite über Kilometer erstreckte. Jedoch war es totenstill auf Kemet. Es gab kaum noch Shak’Arit-Roboter, die Arbeiten verrichteten, und nur vereinzelte saggittonische, akonische und terranische Truppen. Und es gab keine Kemeten mehr auf ihrer Welt. Alle waren in der Superintelligenz KEMET aufgegangen. Nur die besonderen Individuen, die einstigen Zellaktivatorträger, manifestierten sich in speziell erschaffenen Körpern.

Rosan war jedoch überzeugt, dass, wenn es darauf ankam, viel mehr Kemeten diese Eigenschaft besaßen. Schon im Jahre 1298 NGZ, während der Schlacht im HELL-Sektor, hatten die Kemeten allen Galaktikern beigestanden. Der Preis war hoch gewesen: Der Verlust der gesamten Pyramidenflotte und aller noch lebenden Kemeten. Sie hatten dies zur Entstehung der Superintelligenz KEMET genutzt, doch in diesem Jahr waren sie zurückgekehrt. Osiris hatte Rosan den Weg nach UDJAT gewiesen, um die Résistance hier neu zu bilden. Es war nach Osiris Ansicht noch längst nicht Zeit, die Terraner allein ihren Gefahren zu überlassen. Rosan wünschte sich, dass alle Superwesen so dächten.

Sie betrat die Halle. Skulpturen und Statuen standen vor den mit Hieroglyphen verzierten Wänden. In der Mitte des Raumes loderte ein Feuer. Sie ging einige dahinter liegende Stufen höher und begrüßte Horus und Anubis.

»Ich hatte gehofft, noch vor meiner Abreise mit Osiris sprechen zu können«, erklärte Rosan den beiden Kemeten.

»Osiris befindet sich auf einer Reise zum Kreuz der Galaxien, um dort einige Missverständnisse zu bereinigen«, berichtete Horus. Sein Falkenkopf überragte sie auch im Sitzen um Haupteslänge.

»Wir haben den Bericht Joak Cascals über das Lager Objursha studiert und sind sehr besorgt darüber. Die von ihm geschilderten ›Drachen‹ sind Werkzeuge Rodroms und das Totenschädelschiff ist die SISHEN, Rodroms Schiff«, fügte Anubis hinzu.

Rosan erschauerte. Sie erinnerte sich noch gut daran, was Rodrom auf der LONDON angerichtet hatte. Der Gedanke, dieses unheimliche Wesen könnte zurückgekehrt sein, machte ihr Angst.

»Ich dachte, Rodrom ist tot!«

»Wir auch …«, antwortete der schakalköpfige Anubis. »Offenbar hat er das Inferno im HELL-Sektor überlebt. Ich fürchte, er ist nun stärker denn je.«

»Die SISHEN war sicher mit Wissen und Billigung der Quarteriumsführung auf Objursha«, vermutete Horus. »Ich glaube allmählich, dass es einen Pakt zwischen dem Quarterium und MODROR gibt.«

Rosan schwindelte. In welches Komplott von universellem Ausmaß waren sie da nur hineingeraten?

»Ein Grund mehr, so schnell wie möglich nach Cartwheel zu fliegen und mehr darüber heraus zu finden. Ich fliege morgen früh«, teilte sie den beiden Kemeten ihren Entschluss mit.

2. Die Falle

Am 3. März 1307 NGZ flog Rosan mit einem getarnten USO-Schiff von Kemet ab. Ihr erstes Ziel war Saggitton, um dort mit den übrig gebliebenen USO-Untergrundeinheiten Kontakt aufzunehmen. Ohne Zwischenfälle erreichten sie den Rand von Cartwheel. Dort stieg Rosan auf einen Frachter um, dessen Captain für die USO arbeitete. Sie hoffte, dass ein gewöhnlicher Frachter weniger Aufmerksamkeit erregen würde. Zunächst verlief auch alles nach Plan und der Frachter steuerte das Saggittor-System an, doch als sie sich dem System näherten, begannen Rosans Probleme.

*

Die USO-Chefin befand sich in ihrer Kabine, als die Alarmsirene ertönte. Gleich darauf wurde das Schiff von etwas getroffen und erschüttert. Rosan begab sich sofort in die Kommandozentrale.

»Was ist los, Captain?«, fragte sie den Kommandanten, einen älteren, bärtigen Offizier.

»Wir werden angegriffen. Ein Schlachtschiff, SUPREMO-Klasse B, ist direkt hinter uns. Drei weitere nehmen Kurs auf uns«, erklärte der Kommandant.

»Captain, wir werden aufgefordert zu kapitulieren«, meldete der Funker.

»Können wir ihnen etwas entgegensetzen?«, fragte Rosan.

Der Captain schüttelte den Kopf.

»Gegen ein SUPREMO-Schiff haben wir keine Chance. Das hier ist ein Frachter, kein Kriegsschiff. Keine Ahnung, warum sie uns überhaupt angreifen.«

»Unsere Tarnung war wohl doch nicht so gut, wie wir dachten«, meinte Rosan. »Aber vielleicht erkennen sie uns ja nicht.«

»Ihr Kommandant will mit uns sprechen«, meldete der Funker.

»Auf den Schirm«, befahl der Captain.

Kurz darauf erschien das Gesicht eines gut aussehenden hohen Offiziers auf dem Bildschirm.

»Ich bin Generaloberst Sizemore von der quarterialen Flotte. Ich bitte die rüde Behandlung zu entschuldigen, Captain. Wir haben Informationen, dass sich an Bord Ihres Schiffes eine feindliche Agentin namens Rosan Orbanashol-Nordment befindet. Daher muss ich Ihr Schiff durchsuchen«, erklärte der General höflich, aber bestimmt.

»Das muss ein Irrtum sein, Generaloberst. Ich befehlige einen Frachter und kein Passagierschiff.«

»Dann muss ich Ihr Schiff bedauerlicherweise mit Gewalt überprüfen.«

»Lassen Sie es gut sein, Captain«, mischte sich Rosan ein und trat hervor, sodass Sizemore sie sehen konnte. »Ich möchte das Leben der Crew nicht gefährden. Ich bin es, die Sie suchen.«

Sizemore lächelte ein wenig.

»Sehr vernünftig, Frau Orbanashol-Nordment.«

»Ich möchte Sie darum bitten, das Leben meiner Crew zu schonen.«

»Selbstverständlich. Da Sie kooperativ waren, betrachte ich diesen Frachter als Prise und werde die Besatzung gemäß dem intergalaktischen Kriegsrecht behandeln.«

Rosan fragte sich, woher Sizemore wusste, dass sie sich an Bord befand. Wahrscheinlich war sie verraten worden. Die CIP hatte ihre Agenten überall.

Kurze Zeit später brachte Sizemores Schlachtschiff den Frachter auf und das Schiff wurde von terranischen Truppen geentert, die sich jedoch höflich und diszipliniert benahmen. Ein Offizier grüßte Rosan freundlich und bat sie, ihre Sachen zu packen und ihn auf sein Schiff zu begleiten.

Bald darauf wurde Rosan an Bord des quarterialen Schlachtschiffes gebracht. Zwei quarteriale Soldaten und der Offizier eskortierten sie auf die Brücke des Schiffes, wo sie Generaloberst Sizemore bereits erwartete.

Der General verbeugte sich knapp.

»Willkommen an Bord der GUDERIAN, Frau Orbanashol-Nordment. Ich hoffe, Sie hatten nicht allzu viele Unannehmlichkeiten.«

»Die üblichen Unannehmlichkeiten, die man nun einmal hat, wenn man entführt wird«, gab die Halbarkonidin frostig zurück.

Sizemore lächelte charmant.

»Entführt? Ich würde eher sagen verhaftet! Da Sie bedauerlicherweise auf der gegnerischen Seite stehen, war ich leider gezwungen, Sie in Gewahrsam zu nehmen. Mir ist es ebenso unangenehm wie Ihnen, Frau Orbanashol-Nordment, doch meine Befehle lauten nun einmal so.«

»Woher wussten Sie, dass ich mich auf diesem Schiff befand?«

»Unser Geheimdienst arbeitet vorzüglich. An Bord des Frachters befand sich einer unserer Agenten. Sie werden verstehen, dass ich Ihnen nicht mehr dazu sagen kann. Jedenfalls befand sich die GUDERIAN in nächster Nähe zu Ihrem Schiff und erhielt Anweisung, Sie an Bord zu nehmen und Sie nach Paxus zu überführen.«

Rosan wurde bleich. Das bedeutete, dass sie an die CIP übergeben wurde. Aber damit hatte sie rechnen müssen. Der Einsatz, um den sie gespielt hatte, war hoch gewesen, nun musste sie ihn bezahlen.

»Solange Sie an Bord meines Schiffes sind, werden Sie mit allen Ihnen zustehenden Ehren behandelt«, versprach Sizemore freundlich.

*

Der Generaloberst hielt Wort. Rosan wurde in ein komfortables Gästequartier gebracht. Aber zwei Wachen vor der Tür ihrer Kabine sorgten dafür, dass ihr jeder Gedanke an Flucht von vornherein verging.

Rosan setzte sich niedergeschlagen auf das bequeme Bett und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie war blindlings in eine Falle getappt. Vielleicht war sie doch keine so tolle Anführerin, wie sie es sich erhofft hatte. Wie es nun weitergehen sollte, wusste sie nicht. Sie war sich darüber im Klaren, dass ihr Schicksal besiegelt war.

*

Wenige Tage später erreichte die GUDERIAN Paxus. Auf dem Raumhafen bereitete man Generaloberst Sizemore einen ehrenvollen Empfang, der live im Trivid übertragen wurde. Jenseits der TV-Kameras wurde Rosan den Beamten der CIP übergeben. Rosans Gefangennahme sollte vorerst geheim gehalten werden. Nachdem die Militärparade beendet war, wurde die Gefangene ins Hauptquartier der CIP gebracht.

*

Nach seiner Ankunft hatte Red Sizemore kaum Zeit, sich auszuruhen. Im Gebäude des OKQ, dem militärischen Oberkommando des Quarteriums, war eine Lagebesprechung angesetzt. An dieser nahmen wichtige Persönlichkeiten teil: Der Emperador de la Siniestro, sein Sohn Orlando, Cauthon Despair, Uwahn Jenmuhs, Großadmiral Terz da Eskor sowie die arkonidischen Generäle Jodur Ta’en Weron, Keitar Ma’Tiga Leson und Mandor da Rohn. Der Emperador, der am Kopf des großen Konferenztisches saß, ergriff als Erster das Wort.

»Meine Herren, ich bin sehr zufrieden mit dem bisher Erreichten. Unsere Truppen sind siegreich an allen Fronten und unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Der endgültige Sieg ist nur noch eine Frage der Zeit.«

»Das kann nur noch ein paar Tage dauern. Schreiten wir zum Wichtigsten: zum Essen«, meinte Uwahn Jenmuhs. Nur mühsam unterdrückte der fette Arkonide ein Gähnen.

»Gut gesprochen, Gos’Shekur«, pflichtete Keitar Ma’Tiga Leson, Jenmuhs getreuer General, seinem Herrn bei.

»Sehr richtig«, beeilte sich Jodur Ta’en Weson zuzustimmen, der nicht das Nachsehen gegenüber seinem Kollegen haben wollte, obwohl er anderer Meinung war.

»Etwas länger wird es schon noch dauern. Der Widerstand in M 87 ist heftig. Und die Saggittonen müssen ebenfalls noch endgültig vernichtet werden«, gab Cauthon Despair zu bedenken.

»Allerdings«, stimmte der Emperador dem Silbernen Ritter zu. »Aus diesem Grund brauchen wir einen schnellen Sieg in ESTARTU. Daher werden wir unseren besten Mann dorthin schicken: Generaloberst Sizemore.«

Sizemore verbeugte sich knapp.

»Ich bedanke mich für das Vertrauen, Emperador. Aber auch Corun Leticron ist sehr erfolgreich.«

»Gewiss, doch wenn Sie ihn unterstützen, wird er noch erfolgreicher sein. Ihre Aufgabe, Generaloberst, wird es sein, den ›Dunklen Himmel‹ zu erobern, also das Gebiet in der Überlappungszone zwischen Absantha-Shad und Absantha-Gom. Dort befindet sich die Kernstreitmacht von Aurecs Flotte. Stellen Sie ihn zum Kampf und vernichten Sie ihn und seine Streitmacht. Ist der Feldzug in den ESTARTU-Galaxien erst einmal abgeschlossen, können wir die verfügbaren Streitkräfte nach M 87 entsenden und mit ihnen die Konstrukteure des Zentrums endgültig niederwerfen.«

»Das ist eine große Aufgabe«, meinte Sizemore beeindruckt.

Der Emperador nickte gönnerhaft.

»Gewiss, und ich bin überzeugt, dass Sie dies zu unserer Zufriedenheit lösen werden.«

»Dann sollten wir keine Zeit verlieren. Ich werde einen Schlachtplan entwerfen. Aber ich brauche mehr Schiffe«, entgegnete Sizemore.

»Das ist kein Problem. Ich stelle Ihnen zwanzigtausend Schiffe für das III. Estartukorps zur Verfügung«, verkündete der Emperador.

»Danke, Emperador.«

Uwahn Jenmuhs gähnte laut und herzhaft.

»Können wir jetzt endlich essen?«

*

Bei dem anschließenden Bankett waren alle bester Stimmung. Nur zwei Leute waren nachdenklich. Red Sizemore und Mandor da Rohn, der Stabschef. Nach dem Diner trafen sich die beiden, um die Lage zu besprechen.

»Gratuliere zu deinem Auftrag, Red. Da haben sie dir ganz schön was aufgehalst«, sagte da Rohn spöttisch.

Er und Sizemore waren schon seit längerem befreundet und hatten einen guten Draht zueinander. Beide gehörten zu den fähigsten Strategen des Quarteriums.

»Erst ESTARTU, dann M 87! Wenn’s weiter nichts ist«, sagte Sizemore sarkastisch.

»Du hättest ablehnen sollen, Red.«

»Leicht gesagt. Hättest du einen Befehl des Emperadors abgelehnt?«

Da Rohn zuckte mit den Schultern und ließ sich in einen großen Sessel sinken.

»Was ist, wenn ein Befehl nun aber unsinnig ist? Machen wir uns nicht mitschuldig, wenn wir ihn trotzdem ausführen?«, sinnierte der General.

Sizemore sah ihn nachdenklich an.

»Nun, wir sind Soldaten und Befehl ist Befehl. Es ist nun mal der Job eines Soldaten, Befehle auszuführen. Allerdings …«

»Ja?«

»Allerdings leuchtet mir der Sinn dieses gesamten Krieges wirklich nicht ein. Was haben wir mit der Vendetta zwischen den Bestien und den Konstrukteuren des Zentrums zu tun?«

Mandar da Rohn zuckte mit den Schultern.

»Politik. Die Bestien sind unsere Verbündeten und wir stehen ihnen bei. Sie kämpfen um ihren Lebensraum.«

»Und ESTARTU? Was haben wir dort zu suchen? Und sind die Akonen und Saggittonen denn wirklich unsere Feinde? Sie stehen uns kulturell viel näher als diese barbarischen Bestien. Und es sind Menschen«, meinte Sizemore erregt.

Da Rohn nickte zustimmend.

»Gewiss, aber sie haben sich gegen die quarteriale Ordnung gestellt. Das Quarterium als Idee ist grundrichtig. Nur ein vereintes, starkes Cartwheel unter der Führung des Quarteriums kann so stark werden wie einst euer Solares Imperium, vielleicht sogar noch viel stärker. Solange sich die Akonen und Saggittonen dagegen stellen, müssen sie bekämpft werden, so sehr ich persönlich dies bedaure.«

Sizemore ging nachdenklich auf und ab.

»Auch ich war stets für die Schaffung eines neuen Solaren Imperiums. Aber vertreten wir wirklich die Werte dieses von Perry Rhodan geschaffenen Reiches? Das Solare Imperium kämpfte grundsätzlich nur zur Verteidigung und achtete die Grenzen anderer Nationen. Wir aber haben mehrere Kriege angefangen.«

Mandor da Rohn verzog das Gesicht und nahm einen kräftigen Schluck Cognac.

»Leider gibt es im Umfeld des Emperadors höchst zwielichtige Gestalten. Unser Gos’Shekur gehört ebenfalls dazu, genauso wie dieser widerliche Leticron, mit dem du dich nun herumschlagen musst«, gab da Rohn zu bedenken.

»Diese Leute missfallen mir ebenfalls. Aber der Emperador ist über jeden Zweifel erhaben. Ihm vertraue ich. Er ist ein Auserwählter der Superintelligenz ES, sonst hätte er nicht den Zellaktivatorchip erhalten.«

Da Rohn nickte zustimmend.

»Das denke ich auch. Vielleicht ist er der legitime Nachfolger Perry Rhodans und das Quarterium der Nachfolger des Solaren Imperiums und des Kristallimperiums. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.«

Da Rohn und Sizemore stießen auf das Wohl des Emperadors an und widmeten sich ihren strategischen Planungen.

3. Gefangenschaft

Während die Führungsspitze des Quarteriums sich neuen Plänen widmete, war eine ihrer schärfsten Gegenspielerinnen kaltgestellt. Sie saß in einer Zelle im Sicherheitstrakt des Hauptquartiers der CIP. Im Gegensatz zu der komfortablen Kabine, die ihr Generaloberst Sizemore auf der GUDERIAN zur Verfügung gestellt hatte, war dieser Raum eng und spartanisch. Graue, fensterlose Mauern umgaben sie.

Stunden vergingen, ohne dass etwas geschah. Quälende Ungewissheit nagte an der Halbarkonidin. Dann kam der Augenblick, den sie gefürchtet hatte: Die Zellentür öffnete sich und zwei bewaffnete, unförmige Gestalten – es schienen Frauen zu sein – betraten die Zelle.

»Los, mitkommen!«, herrschte die erste Frau sie an, eine kleinwüchsige Gestalt, die einen Oberlippenbart trug.

Rosans Instinkt riet ihr zu tun, was auch immer von ihr verlangt wurde. Die Halbarkonidin musterte die beiden derben Gestalten. Die kleinere Frau trug einen blauen Overall, ihr Füße steckten in ausgelatschten Sandalen und erzeugten einen höchst unangenehmen Geruch. Die zweite Frau sah etwas besser aus, was jedoch in Anbetracht der Hässlichkeit ihrer Kollegin nicht viel zu sagen hatte. Sie wirkte sehr derb und maskulin und trug die Uniform der CIP.

»Glotz nicht so!«, fuhr die Uniformierte sie an.

Böse musterten sie Rosan, der schnell klar wurde, dass mit diesen Geschöpfen nicht gut Kirschen essen war. Die beiden CIP-Agentinnen führten die USO-Chefin durch zahllose Korridore in ein Büro. Dort erwartete sie der Chef der CIP Werner Niesewitz persönlich.

»Willkommen, Frau Orbanashol-Nordment. Wie ich sehe, haben Sie sich schon mit Utha und Maryna Zubarov bekannt gemacht. Die beiden werden Sie in nächster Zeit betreuen.«

Niesewitz betonte das letzte Wort ironisch und lachte meckernd, als habe er einen guten Witz gemacht. Rosan musste stehen bleiben, während Niesewitz herrisch in seinem Sessel thronte.

»Sie können sich sicherlich denken, worüber ich mit Ihnen sprechen will, schönes Kind.«

»Wenn es das ist, was ich denke, dann haben wir nur wenig Gesprächsstoff«, erwiderte Rosan kühl.

Niesewitz’ Freundlichkeit verschwand aus seinem Gesicht.

»Auch noch frech werden, was? Ich bin ein gefährlicher Mann. Ich habe schon ganz andere fertiggemacht«, sagte er drohend. Dann erhob sich der kleinwüchsige Mann aus seinem Sessel, grinste anzüglich und gestikulierte mit seinen Fäusten.

»Es war mir immer ein besonderes Vergnügen, überhebliche und verstockte Weibsbilder zum Singen zu bringen, wenn Sie verstehen, was ich meine!«

»Sie sind ein wahrer Held des Quarteriums, wohl geradezu unbezahlbar.« Die Spitze konnte sich Rosan nicht verkneifen, obwohl sie wusste, dass es nicht klug war, diesen Mann zu provozieren.

Der CIP-Chef ging nicht darauf ein.

»Kommen wir zur Sache. Wo sind die Stützpunkte der USO? Wo befindet sich die saggittonische Flotte?«, fragte er zischend.

»Das habe ich leider vergessen«, gab Rosan trotzig zurück.

»Soso. Und den Zweck Ihres Hierseins? Haben Sie den auch vergessen?«

Rosan zog es vor, zu schweigen.

»Ihren Trotz treiben wir Ihnen noch aus. Ich kann Sie nach Objursha schicken, meine vergängliche Schönheit. Dort wird man Sie schon entsprechend gefügig machen«, drohte Niesewitz mit erhobener Faust.

»Und anschließend werde ich dann entsorgt, so wie all die anderen bedauernswerten Wesen«, platzte es aus Rosan heraus.

Niesewitz wurde bleich.

»Ja, wir wissen über eure ›Entsorgungslager‹ Bescheid. Eines Tages werden Sie und Ihre Mörderbande für diese Verbrechen bezahlen.«

»Das ist Ihr Todesurteil. Aber vorher berichten Sie mir noch, woher Sie das alles wissen.«

Niesewitz gab Utha und Maryna, die bislang regungslos verharrt hatten, ein Zeichen. Die beiden packten Rosan an den Armen.

»Dann wollen wir mal mit den guten alten Methoden beginnen, denen von früher.« Sein dreckiges Grinsen verriet voyeuristische Freude. »Wir nannten das in der alten Zeit den ›1. Grad‹, und was danach kommt, das erkläre ich ganz genau, wenn es so weit ist. Gerade die Vorfreude ist doch die beste Freude, nicht wahr?«

Niesewitz rieb sich die Hände. Rosan erkannte, dass sie es mit einem gnadenlosen Sadisten zu tun hatte, der seine Befriedigung darin fand, hilflose Opfer zu quälen und zu demütigen. Aus seinen Augen sprach unverhüllte Gier.

»Wenn ich es euch sage, brecht ihr der Schlampe die Arme«, befahl Niesewitz, dann wandte er sich wieder an die USO-Leiterin.

»Also, zum letzten Mal: Rede oder …«

Das Interkom-Signal unterbrach Niesewitz. Ungehalten ging er zum Interkom-Anschluss. Auf dem Bildschirm erschien seine Sekretärin Helga Meyerlein.

»Was ist denn? Ich wollte doch nicht gestört werden.«

»Der Emperador möchte Sie sprechen.«

»Ich rufe ihn gleich zurück.«

»Er befindet sich bereits im Gebäude und ist auf dem Weg zu Ihnen.«

Niesewitz stieß einen Fluch aus.

»Ausgerechnet jetzt. Also gut, führen Sie ihn zu mir, sobald er angekommen ist.«

Niesewitz wandte sich wieder Rosan zu.

»Wir sprechen uns noch.«

Niesewitz befahl Utha und Maryna, die Gefangene wieder zurück in ihre Zelle zu bringen. Wenige Minuten später erschien der Emperador in Niesewitz’ Büro.

»Willkommen Majestät! Was verschafft mir die Ehre?«, schleimte der CIP-Chef. Innerlich wünschte er dieses gesamte feudale Pack zum Teufel.

Der Emperador winkte ab. Als beide Platz genommen und Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht hatten, fragte Niesewitz: »Womit kann ich Euch behilflich sein?«

»Ich komme wegen Rosan Orbanashol-Nordment. Ich hoffe, sie wird gut behandelt.«

»So wie sie es verdient.«

»Das hoffe ich für Sie, Niesewitz. Ich wünsche nicht, dass Señora Orbanashol-Nordment ein Leid geschieht.«

»Aber diese Frau ist gefährlich. Sie weiß zu viel. Sie muss sofort gefoltert und anschließend exekutiert werden.«

»Das kommt nicht in Frage, Niesewitz. Wir haben andere Pläne mit ihr. Meine Tochter Stephanie möchte sie für Propaganda-Zwecke einspannen. Das Quarterium will Rosan Orbanashol-Nordment der Öffentlichkeit als Geläuterte präsentieren. Auf diese Weise überzeugen wir das Volk, dass wir auf der Seite der Gerechten stehen und demoralisieren gleichzeitig die Anhänger der USO, die ihre populäre Führerin verlieren«, erklärte Don Philippe.

Niesewitz glaubte, sich verhört zu haben.

»Dieses sture Weib wird sich uns niemals unterwerfen. Wir müssen sie mit Gewalt brechen und alles aus ihr herausquetschen, was sie weiß. Danach lassen wir sie verschwinden.«

Der alte Spanier wurde wütend und lief rot an im Gesicht.

»Das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich wünsche, dass Rosan Orbanashol-Nordment gut behandelt wird. Für jedes Leid, das ihr geschieht, mache ich Sie persönlich verantwortlich. Halten Sie sie bereit, bis ich sie rufen lasse. Haben Sie das verstanden, Niesewitz?«

»Jawohl, Majestät.«

»Bis ich Señora Orbanashol-Nordment unter meine Obhut nehme, untersteht Sie Ihrer Fürsorge. Ich mache Sie persönlich für ihre Sicherheit verantwortlich. Sollte ihr ein ›Unfall‹ oder ähnliches zustoßen, wäre dies das Ende Ihrer Laufbahn als CIP-Chef. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt.«

»Selbstverständlich, Majestät.«

»Dann ist es gut. In ein paar Tagen lasse ich Señora Orbanashol-Nordment abholen. Den genauen Termin lasse ich Ihnen mitteilen«, erklärte der alte Spanier, nun wesentlich milder. Zufrieden erhob er sich.

Sobald der Emperador gegangen war, stieß Niesewitz einen gotteslästerlichen Fluch aus. Nun waren ihm die Hände gebunden, er konnte nichts tun. Seine Vorbereitungen waren noch lange nicht abgeschlossen und wegen dieser Frau würde er nicht seine ganzen Pläne riskieren. Noch nicht. Auch dafür wirst du mir bezahlen, Siniestro, das schwöre ich dir.

4. Am Paxus-Hof

Der Emperador hatte derweil noch keine Zeit, sich eingehender mit Rosan Orbanashol-Nordment zu befassen. Er erwartete hohen Besuch: Perry Rhodans eigenwilligen Sohn Roi Danton. Danton befand sich schon seit einiger Zeit in Cartwheel und flog mit seinem Schiff, der GRAND MASUT, quer durch die Galaxie, um neue Handelsallianzen zu schließen. Zu guter Letzt kam er nun nach Paxus, um sich dort mit dem Emperador zu treffen.

Don Philippe freute sich auf das Wiedersehen mit Danton. Immerhin plante er, Danton noch in diesem Jahr mit seiner Tochter Stephanie zu verheiraten. Bis jetzt hatte Roi die offizielle Verlobung immer wieder aufgeschoben, aber bald würde er Farbe bekennen müssen. Immerhin hatte de la Siniestro in Danton einen neuen Verbündeten gewonnen, der seinem Vater Perry Rhodan vor einigen Monaten entschieden die Meinung gegeigt hatte. Das Verhältnis zwischen den beiden war angespannt. Zwar versuchte Roi Danton offenbar einen Spagat zwischen Quarterium und LFT zu schlagen, doch selbst ein »harmonisches« Weihnachtsfest vor drei Monaten, mit Vater und Sohn auf der GRAND MASUT, überzeugte de la Siniestro nicht, dass sie sich verstanden. Und das wollte de la Siniestro ausnutzen.

Don Philippe begrüßte Danton höchstpersönlich auf dem Raumhafen. Danton verbeugte sich nach alter Sitte leicht vor dem Emperador.

»Meine Ehrerbietung, Sire«, sagte der ehemalige Freihändlerkönig und zog seinen Hut. Rhodans Sohn hatte sich wie ein spanischer Adliger des späten 18. Jahrhunderts gekleidet, um dem alten Spanier zu huldigen.

»Willkommen auf Paxus, Señor Danton. Es ist mir eine große Freude, Sie erneut hier empfangen zu dürfen, alter Freund. Seien Sie mein Gast in meiner bescheidenen Residenz«, begrüßte der Spanier höchst angetan seinen Gast.

»Danke vielmals, Sire. Erlauben Sie mir, mich mit ein paar kleinen Geschenken zu revanchieren.«

Auf Dantons Wink schleppten einige Ertruser mehrere schwere, antik wirkende Truhen aus dem Schiff. Danton öffnete eine von ihnen.

In der Truhe befanden sich Gold, Juwelen und wertvolle Edelsteine.

»Als Zeichen meiner Bewunderung für Sie und Ihre Töchter.«

Als Mann des 18. Jahrhunderts wusste der alte Spanier diese Gaben sehr zu schätzen. Er vertraute auf alte Werte wie Gold und Silber. Neumodische Edelmetalle wie Howalgonium reizten ihn nicht. Seine Sympathie für Roi Danton stieg. Dieser Mann schien Geschmack zu haben.

»Meine Töchter werden entzückt sein. Ich bedanke mich, Señor. Bitte folgen Sie mir.«

Der Emperador führte Michael Rhodan und sein Gefolge, das aus Freihändlern bestand, zu einigen bereitgestellten Gleitern, dann flog man zur prächtigen Residenz des Emperadors außerhalb der Stadt. Je öfter sich Don Philippe mit Perry Rhodans Sohn unterhielt, desto sympathischer wurde er ihm.

Am Abend gab man zu Ehren des Gastes einen feudalen Ball nach alter spanischer Tradition, was den Gästen sichtliches Vergnügen bereitete, zumal sich Roi Danton als Charmeur alter Sitte erwies. Schnell erwarb er die Sympathien des imperialen Hofstaates, indem er eine Allianz zwischen den Freihändlern und dem Quarterium anbot. Nur der Berater des Emperadors, der Posbi Diabolo, blieb zurückhaltend.

*

Am nächsten Morgen traf sich der Emperador mit Diabolo zur üblichen Besprechung.

»Nun, mein lieber Diabolo, was sagst du zu unserem lieben Gast? Es ist schön, dass er wieder bei uns weilt.«

»Naja, ich würde ihn als das bezeichnen, was die Menschen aalglatt nennen«, antwortete der Posbi.

Don Philippe winkte belustigt ab.

»Ach, das verstehst du nicht. Señor Danton hat etwas, was die meisten Menschen in dieser Zeit nun mal nicht mehr haben: Charme und Ausstrahlung.«

»So wie Sie?«

Der Emperador warf Diabolo einen bösen Blick zu.

»Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen. Gewiss, er ist ein Mann von Welt, so wie ich. Wir haben vieles gemeinsam. Darüber hinaus ist er nützlich. Als Perry Rhodans Sohn könnte er der Schlüssel zur Milchstraße werden. Die Ehe mit Stephanie wird diese Bindung festigen. Wenn wir M 87 und ESTARTU abgeschlossen haben, wenden wir uns der Milchstraße zu. Roi Danton könnte dort als Administrator des Quarteriums herrschen.«

»Ich glaube nicht, dass man ihm trauen kann. Und selbst wenn, woher sollte er wissen, dass man Ihnen trauen kann?«, wandte der Posbi ein.

»Weil ich ihn mit Stephanie verheiraten werde. Dann würde er als mein Schwiegersohn legitimer Verwalter des Quarteriums in der Milchstraße sein. Den Mann möchte ich sehen, der so ein Angebot ablehnt.«

»Ein wirklich ehrgeiziger Plan.«

»Zu meiner Zeit war das Gang und Gäbe. Man nannte es Politik.«

»Leider ist die LFT keine Monarchie. Selbst wenn Perry Rhodan nicht mehr ist, würde Danton nicht automatisch sein Nachfolger«, gab Diabolo zu bedenken.

»Das lässt sich vielleicht bald ändern. Und jetzt rufe meine Töchter. Ich möchte mit ihnen sprechen«, befahl der Emperador.

»Zu Ihren Diensten.«

Kurze Zeit später erschienen Brettany und Stephanie de la Siniestro im Arbeitszimmer ihres Vaters.

»Was gibt es denn, Papilein?«, säuselte Stephanie zuckersüß.

»Setzt euch, dann erkläre ich es euch.«

Als die beiden Schönheiten Platz genommen hatte, eröffnete der Emperador das Gespräch: »Ihr habt sicherlich bemerkt, dass Roi Danton wieder da ist.«

Stephanie winkte ab.

»Dieser Taugenichts hat sich seit Weihnachten nicht bei mir gemeldet. Ich bezweifle, dass es noch was mit ihm wird«, meinte sie abfällig.

»Und du, Brettany?«

»Ich finde ihn sehr nett. Er ist so romantisch und sieht auch sehr gut aus. Er macht den Eindruck eines galanten Kavaliers«, schwärmte die Jüngere.

»Sehr gut, Liebes. Dann möchte ich dich bitten, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen. Da ich große Pläne mit ihm habe, möchte ich ihn möglichst eng an unsere Familie binden.«

»Bin nicht ich dafür zuständig?«, fragte Stephanie misstrauisch.

»Nun, offensichtlich hat Roi damit Probleme. Noch im letzten Jahr habt ihr euch so gut verstanden, doch der Winter kehrte sowohl in unser Wetter als in eure Herzen ein«, befand der Emperador.

»Als Sohn von Perry Rhodan ist er der Schlüssel zur LFT und natürlich zur Erde. Durch eine Liaison mit ihm und unserem Haus können die de la Siniestros eines Tages den Platz auf Terra einnehmen, der ihnen gebührt. Wenn wir die Milchstraße dem Quarterium angegliedert haben, soll Michael Rhodan als Statthalter auf Terra herrschen. Am besten mit einer meiner Töchter an seiner Seite. Da du offensichtlich nicht fähig bist, ihn an dich zu binden, fällt Brettany die Aufgabe zu, sein Herz für sich zu gewinnen«, erklärte der Emperador.

»Das will ich gerne tun, Vater«, erklärte sich Brettany einverstanden. Sie war glücklich, weil sie an ihren Vater glaubte und wirklich große Sympathie für Danton empfand. Doch irgendwo, ganz im Verborgenen, war plötzlich ein durch Narben verunstaltetes Gesicht in ihrem Bewusstsein: Cauthon Despair. Sie rief sich zur Ordnung. Das ging nun tatsächlich nicht. Ihre ganze Familie würde eine solche Verbindung niemals tolerieren und sie konnte sich doch nicht gegen ihren Vater und ihren Bruder Orlando stellen, oder?

Auf der anderen Seite gefiel Stephanie nun gar nicht, dass ihre Schwester dabei war, ihr den Rang abzulaufen. Die Aussicht, über Terra und womöglich die ganze Milchstraße zu herrschen, war zu verlockend. Diese Rolle stand nur ihr zu. Danton brauchte eine Frau, die ihm ebenbürtig war und die ihn vielleicht sogar beherrschen konnte.

Insgeheim beschloss sie daher, Michael Rhodan wieder in ihre Fänge zu ziehen. Er würde sich an ihre gemeinsamen Nächte erinnern und sie hatte keine Zweifel, dass er sie und nicht ihre Schwester zur Frau nehmen würde.

Für die Aussicht, eines Tages die Milchstraße regieren zu können, war sie sogar bereit, ihren Dauerverlobten Toran Ebur aufzugeben. Für Stephanie waren Männer ohnehin nur Marionetten, mit denen man nach Belieben spielen konnte.

*

Von nun an hatte Roi Danton ständig eine der beiden de la Siniestros an seiner Seite. Brettany widmete sich ihm den ganzen Tag, zeigte ihm die Gärten und Sehenswürdigkeiten von Paxus. Michael Rhodan genoss die Gegenwart der sanften Frau durchaus. Hier konnte er ganz der alte, charmante Roi Danton sein. Mit Brettany konnte man sehr gute Gespräche führen. Sie war intelligent, charmant und durchaus sympathisch, wenn auch ein wenig naiv.

»Ich wünschte, dieser furchtbare Krieg wäre bald zu Ende«, sagte die blonde Schönheit, als sie auf einer Wiese ein Picknick machten.

»Das wünschte ich auch. Krieg ist immer schlecht. Besonders wenn Menschen gegen Menschen kämpfen«, stimmte Michael ihr zu.

»Mein Vater meint es gut, aber die Leute um ihn herum sind schlecht.«

»Ja, da sind einige unfreundliche Gesellen dabei.«

»Glauben Sie, dass es zum Krieg zwischen Cartwheel und der Milchstraße kommt?«, fragte Brettany beunruhigt.

Roi Danton setzte sein charmantestes Lächeln auf.

»Nicht, wenn ich es verhindern kann. Doch lassen wir uns nicht diesen wunderbaren Tag von düsteren Gedanken verderben. Genießen wir ihn lieber!«

Danton öffnete eine Flasche Champagner und stieß mit Brettany auf das Wohl ihres Vaters an.

Am Abend kehrte Michael Rhodan in seinen luxuriösen Bungalow auf dem Anwesen des Emperadors zurück. Als er eintrat, bemerkte er ein seltsames Geräusch. Jemand befand sich in seiner Wohnung. Schnell zog Roi Danton seine Waffe und durchsuchte den Bungalow Raum für Raum, doch erst als er das Schlafzimmer betrat, entdeckte er den uneingeladenen Besuch. Stephanie de la Siniestro lag in seinem Bett, schlürfte ein Glas Champagner und präsentierte sich ihm, wie Gott – oder war es der Teufel? – sie geschaffen hatte.

»Das hat aber lange gedauert. Ich dachte schon meine debile Schwester hätte dich zu Tode gelangweilt.«

»Je später der Abend, desto interessanter die Gäste«, gab Michael zurück.

»Habt ihr Tee getrunken und Brettanys selbstgemachten Kartoffelsalat gegessen? Ein Wunder, dass du bei so viel Spießigkeit nicht eingeschlafen bist«, höhnte sie.

»Du bist ja ein ganz schön raffiniertes Luder«, meinte Roi Danton, dem die offen dargebotenen Reize seines späten Gastes nicht entgingen.

»Zieh endlich das verblödete Karnevalskostüm aus und komm zu mir ins Bett, dann zeige ich dir, worauf du schon zu lange verzichtet hast.«

Roi Danton beschloss, auf das Angebot einzugehen.

*

Als Michael Rhodan am nächsten Tag seinen Bungalow verließ, vertrat ihm eine seltsame Gestalt den Weg. Es war Don Philippes zweiter Ziehsohn Peter.

»Bonjour, Monsieur«, sagte Roi Danton freundlich und zog den Dreispitz. »Ein wundervoller Morgen, nicht wahr, Monsieur Peter?«

»Ich hasse dich!«, gab Peter zischend zurück.

»Das ist aber sehr unhöflich. Was habe ich Ihm getan?«

»Ihm? Wem ihm?«, fragte Peter ungehalten.

»Na, Ihm. Warum hasst Er uns? Was haben Wir Ihm jemals getan?«, fragte Danton und zeigte auf Peter.

»Du willst dich in unsere Familie einschleichen. Darum schleimst du dich bei meinem Vater und bei meinen Schwestern ein. Aber ich durchschaue dich. Mich kannst du nicht reinlegen. Ich bin schlau, auch wenn die anderen denken, ich sei dumm!«, ereiferte sich Peter.

»Vorsicht, Monsieur! Eigenlob stinkt«, erwiderte Roi.

»Du treibst es mit meiner Schwester!«, warf Peter ihm vor.

»Monsieur, ein Gentleman schweigt zu solch vulgären Vorwürfen. Es spricht jedoch für Ihn, dass Er die Ehre Seiner Schwester verteidigen will.«

»Welche Ehre? Meine Schwester ist eine Schlampe und treibt es mit jedem. Das kümmert mich nicht. Du aber bist Rhodans Sohn und damit ein Feind. Wenn es nach mir ginge, würdest du standrechtlich von meinen Soldaten erschossen werden.«

»Glücklicherweise geht es nicht nach Ihm. Wenn Er mich nun entschuldigen möchte … Dieses Gespräch ist nicht sehr erquickend.«

Danton wandte sich zum Gehen, doch Peter griff zu seinem Säbel und wollte sich Roi entgegenstellen. Doch der Terraner hatte damit gerechnet, wich aus und stellte ihm ein Bein, sodass er stolperte und direkt in eine Pfütze fiel. Wütend und heulend rappelte sich Peter wieder auf.

»Adieu, Monsieur«, sagte Michael zum Abschied und ging.

»Du wirst noch von mir hören!«, rief Peter ihm hasserfüllt nach.

*

Die folgenden Tage verliefen für Michael Rhodan immer nach demselben Muster: Am Tag machte er Ausflüge mit Brettany, ging mit ihr ins Theater oder führte sie zum Essen aus. Am Abend oder in der Nacht widmete sich ihm Stephanie, die ihn immer wieder aufs Neue verführte. Auf diese Weise lernte er die beiden so unterschiedlichen Schwestern noch näher kennen und konnte sich ein Bild von ihren Charaktereigenschaften machen.

Während er begann, Brettany aufrichtig zu mögen, wurde ihm klar, dass man Stephanie in keiner Hinsicht trauen durfte. So ganz klar, wie er nun weiter vorgehen sollte, war er sich jedoch nicht.

*

Nachdem sie einige Tage in ruhiger Haft verbracht hatte, wurde Rosan Orbanashol-Nordment aus dem Gefängnis der CIP abgeholt und zur Residenz des Emperadors gebracht. Weder Werner Niesewitz noch ihre beiden Aufseherinnen hatten sie wieder behelligt. Rosan nahm an, dass dies auf eine Anordnung des Emperadors zurückzuführen war.

Gardisten der imperialen Wache führten die USO-Chefin in einen prachtvoll ausgestatteten Speisesaal, wo sie an einem reichlich gedeckten Tisch Platz nahm. Kurz darauf erschien auch der Emperador höchstpersönlich.

»Wache, lassen Sie uns allein«, befahl er dem Gardisten, der dem Befehl augenblicklich Folge leistete und sich vor der Tür postierte.

»Willkommen auf Paxus, meine Teuerste«, begrüßte der alte Spanier die Halbarkonidin und küsste ihr, ganz nach alter vornehmer Sitte, die Hand. Rosan ließ es über sich ergehen, wusste aber nicht recht, was sie davon halten sollte. Der Emperador setzte sich ans andere Ende des Tisches.

»Bitte greifen Sie zu, meine Liebe. Ich hoffe, es ist nach Ihrem Geschmack.«

Das ließ sich Rosan nicht zweimal sagen. Das Essen im CIP-Gefängnis schmeckte sehr schlecht und der Tisch des Emperadors war mit vielen Köstlichkeiten gedeckt.

»Danke«, sagte Rosan nach den ersten beiden Tellern. Sie wusste nicht recht, was sie von der Freundlichkeit des alten Spaniers halten sollte. Er stand im Zentrum des Quarteriums. Trotzdem war er ihr gegenüber stets freundlich gewesen.

»Ich nehme an, ich soll Ihnen jetzt einiges von meinem Wissen über die USO verraten?«, fragte Rosan unbehaglich.

Der Emperador entblößte seine gelben Zähne zu einem Lächeln. Sein runzliges Gesicht legte sich in unzählige Falten.

»Aber keineswegs, teure Señora. Ich bin nicht von der CIP, wie Sie wissen sollten. Solche Arbeit überlasse ich den Spezialisten. Abgesehen davon finde ich die heutigen Verhörmethoden ziemlich langweilig. Früher hatte man mehr Spaß dabei.«

»Dann muss ich also wieder ins Gefängnis zurück«, schlussfolgerte Rosan.

»Mitnichten, meine Teure. Im Gegenteil: Ich möchte Sie bitten, hier bei Hofe zu leben, als mein besonderer Gast.«

»Bedaure, Emperador. Aber dies muss ich ablehnen. Auch wenn ich Ihre Gastfreundschaft sehr zu schätzen weiß, muss ich daran erinnern, dass wir auf unterschiedlichen Seiten stehen und Sie, nach meiner Auffassung, im Unrecht sind«, lehnte Rosan höflich aber bestimmt ab.

Don Philippe blieb unbeeindruckt.

»Das ist bedauerlich. Aber vielleicht denken Sie nochmal darüber nach. Es könnte das Leben vieler Aliens, die derzeit interniert sind, deutlich erleichtern. Außerdem müsste ich Sie wieder in die Obhut von Niesewitz zurückgeben, was ich sehr bedauerlich fände.«

Rosan verstand die versteckte Drohung. Den Emperador zu provozieren, hätte den Tod von noch mehr unschuldigen Wesen herausgefordert. Aber auch der Gedanke, wieder zurück zu Niesewitz und seinen grässlichen Aufseherinnen zu müssen, flößte Rosan Furcht ein. Ihr blieb keine andere Wahl, als vorläufig mitzuspielen.

»Also gut, ich bin einverstanden.«

Der Emperador strahlte. Rosan fand, dass sein Gesicht einem Totenschädel glich.

»Ich wusste, Sie würden vernünftig sein, Señora. Um Sie zu überzeugen, wie richtig Sie handeln und wie sinnlos jeder weitere Widerstand gegen das Quarterium ist, möchte ich Ihnen nun einen neuen Verbündeten vorstellen.«

Der Emperador läutete mit einem Glöckchen. Kurz darauf öffnete sich die Tür und Roi Danton trat ein.

»Señora, darf ich Sie mit Michael Rhodan bekannt machen, dem Sohn des legendären Perry Rhodan. Er ist hier, um mit dem Quarterium ein Bündnis zu schließen.«

Roi Danton verbeugte sich vor Rosan und küsste ihr ebenfalls die Hand.

»Bonjour, Madame. Ihre Schönheit blendet meine Augen.«

Rosan kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Seit dem letzten Frühsommer kursierten Gerüchte. Roi Danton war immer wieder in Cartwheel gesehen worden und knüpfte Handelsbeziehungen. Wenn sogar Perry Rhodans Sohn gemeinsame Sache mit dem Quarterium machte, stand es noch schlechter, als sie gedacht hatte.

*

Perry Rhodans Sohn hatte im Moment seine eigenen Probleme. Er konnte kaum noch einen Schritt machen, ohne dass Brettany oder Stephanie in seiner Nähe waren. Besonders Stephanie begann zu nerven. An jedem noch so ausgefallenen Ort wollte sie Sex von ihm. Roi Danton war gewiss kein Kostverächter, doch was zu viel war, war zu viel. Auch Brettany wurde vertraulicher. Als sie wieder einmal im Park der Residenz spazieren gingen, blieb sie auf einmal stehen und sagte: »Michael, ich muss dir etwas sagen. Die letzten Tage waren die schönsten in meinem Leben. Ich weiß, die Frau sollte es eigentlich nicht zuerst sagen. Doch ich kann nicht mehr länger warten. Ich möchte, dass du es erfährst.«

»Was denn?«, fragte Roi unbehaglich. Er hatte schon so eine Ahnung.

»Dass ich dich liebe. Und dass ich überglücklich wäre, wenn du mich heiraten würdest.«

Das hatte Michael befürchtet. Was sollte er sagen, ohne sie zu verletzen?

Eine Heirat war nun wirklich das Letzte, was er wollte. Er erinnerte sich daran, wie Stephanie ihm im Juli letzten Jahres ähnliche Avancen gemacht hatte. Er hatte es vorgezogen, sich ihrem sexuellen Bann erst einmal zu entziehen und seine Pläne in Cartwheel weiterzuverfolgen. Nun war er notgedrungen wieder hier und alles war von vorne losgegangen – mit der kleinen Änderung, dass Brettany nun auch auf ihn scharf war.

»Ich fühle mich sehr geehrt. Jedoch sollten wir uns erst noch besser kennenlernen. Wir kennen uns ja noch nicht so lange und haben noch so viel Zeit«, sagte er diplomatisch.

Brettany nickte ein wenig enttäuscht.

»Das verstehe ich schon. Schließlich bist du ein Unsterblicher und hast gewisse Erwartungen, die ein junges, dummes Ding nicht erfüllen kann. Aber ich werde warten und hoffen, bis du eine Entscheidung getroffen hast«, sagte sie tapfer.

*

Am Abend war Roi Danton allein mit dem Emperador in dessen Arbeitszimmer. Der alte Spanier hatte ihn zu einem Gespräch gebeten.

»Ich denke, mein lieber Michael, dass die Zeit gekommen ist, unsere Allianz zu vertiefen.«

»Gewiss, Sire. Sie kennen meine Ansichten über den Krieg. Er ist schädlich für die Handelsbeziehungen. Ich könnte nur in eine Allianz einwilligen, wenn dadurch der Friede zwischen Cartwheel und der Milchstraße gesichert würde«, entgegnete Michael Rhodan.

»Glauben Sie mir, Frieden ist auch meine Absicht. Ein Krieg gegen die Milchstraße wäre das Letzte, was ich mir wünsche. Wir sollten alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt.«

»Das freut mich zu hören. Aber auch der Krieg gegen M 87 und in den ESTARTU-Galaxien ist sehr besorgniserregend«, meinte Danton.

»Ich versichere Ihnen, dass wir alle Anstrengungen unternehmen, um diese Kriege so schnell wie möglich zu beenden«, sagte der Emperador doppeldeutig.

»Was nun die Allianz zwischen dem Quarterium, Ihnen und den Freihändlern anbelangt, könnte dies nach guter, alter Sitte mit einer Heirat besiegelt werden.«

»Eine Heirat?«, fragte Michael erstaunt, obwohl er schon ahnte, was nun kommen würde.

»Genauer gesagt, eine Liaison zwischen dem Hause der de la Siniestros und dem Hause Rhodan. Was würde näherliegen, um den Frieden dauerhaft zu besiegeln?«, fragte Don Philippe unschuldig.

Michael war erst einmal sprachlos. Damit, dass er vielleicht sogar heiraten musste, um einen Krieg zu verhindern, hatte er nicht gerechnet. Normalerweise hätte er abgelehnt. Aber wenn es der Emperador wirklich ernst meinte, durfte er dies nicht einfach tun. Er wusste, dass es in der Zeit, aus der der Emperador stammte, üblich war, auf diese Weise Politik zu machen und dass dadurch oft über Krieg und Frieden entschieden wurde. Daher nahm er sein Angebot durchaus ernst.

»Und welche Ihrer Töchter käme in Frage?«, fragte er.

»Das obliegt Ihnen, mein junger Freund. Sie haben ja schon mit beiden ausgiebig Bekanntschaft gemacht«, meinte der alte Spanier belustigt.

Roi Danton wusste nicht, was er sagen sollte.

»Ich denke darüber nach«, verkündete er daher.

*

Rosan Orbanashol-Nordment durfte sich innerhalb der Residenz frei bewegen. Dies nutzte sie, um endlich einmal wieder an die frische Luft zu kommen, und ging im Garten des Anwesens spazieren. Sie dachte darüber nach, dass ihre Lage alles andere als rosig war. Dennoch hatte sie noch Glück. Es hätte weitaus schlimmer kommen können. Sie besaß das Wohlwollen des Emperadors. Blieb nur zu hoffen, dass es so blieb.

Die Halbarkonidin wurde von einem Mann aus ihren Gedanken geholt, der lächelnd auf sie zukam. Es war Perry Rhodans Sohn Michael, der sich Roi Danton nannte und den sie tags zuvor schon beim Emperador gesehen hatte. Sie war schockiert, dass dieser legendäre Unsterbliche gemeinsame Sache mit dem Quarterium machen wollte.

»Bonjour, Madame. Ihr Anblick ist ein Fest für meine Augen«, schmeichelte Michael Rhodan galant und zog seinen Dreispitz.

Rosan fand, dass Roi Danton irgendwie zu dem Emperador und dessen verrücktem Sohn Peter passte.

»Guten Tag«, sagte sie frostig.

Danton entging das nicht.

»Ich verstehe. Doch ich versichere Ihnen, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen. In mir haben Sie einen aufrichtigen Freund. Ich weiß von Ihrer misslichen Lage. Sie dürfen nicht verzagen«, sagte er einfühlsam.

Rosan hätte ihm so gerne geglaubt. Er war immerhin Perry Rhodans Sohn. Sie schätzte und bewunderte seinen Vater sehr. Er konnte doch nicht so anders sein, als sein Vater.

»Sie scheinen sich aber sehr gut mit der Führung des Quarteriums zu verstehen.«

Michael Rhodan sah sich um. Außer ihnen war niemand in der Nähe.

»Das ist meine Tarnung. Ich vertrete die Interessen meines Vaters, auch wenn der das nicht einmal weiß. Ich bot dem Emperador eine Allianz an, um seine Gunst zu gewinnen, damit ich mich frei in Cartwheel bewegen kann.«

Das hatte Rosan gehofft.

»Können Sie mir zur Flucht verhelfen?«, fragte sie hoffnungsvoll.

»Ich fürchte momentan nicht. Meine Mission ist es, das Quarterium von seinem kriegerischen Kurs abzubringen. Es darf nicht noch zum Krieg zwischen dem Quarterium und der LFT kommen. Daher darf ich nichts tun, was meine Mission gefährden könnte.«

Rosan ließ die Schultern hängen.

»Ich verstehe, aber ich fürchte, Sie rennen einer Illusion hinterher. Das Quarterium kennt nur ein Ziel: Eroberung. Erst haben sie ganz Cartwheel unterjocht, dann Siom Som und nun ist M 87 dran. Als Nächstes folgt die Milchstraße.«

»Nicht, wenn ich es verhindern kann. Mit dem Emperador kann man verhandeln. Er ist ein vernünftiger Mann«, meinte Michael Rhodan.

»Hinter dem Quarterium steckt viel mehr, als nur der Emperador«, meinte Rosan. Sie dachte kurz nach, dann fasste sie einen Entschluss.

»Hören Sie, unsere Flotte befindet sich zur Zeit auf dem Planeten Kemet, dort wo sich einst die Welt Xamour befand. Sie finden die Koordinaten ganz sicher in Ihrer Sternenkartei. Ich möchte Sie bitten, nach Kemet zu fliegen und dort von meiner Lage zu berichten. Sprechen Sie mit Joak Cascal und sagen Sie ihm, dass er von nun an den Widerstand führen muss.«

»Joak Cascal lebt?«, fragte Roi Danton erstaunt.

»Ja, sprechen Sie mit ihm. Er wird Ihnen von grauenvollen Dingen erzählen, die er erlebt hat. Wenn Sie seinen Bericht gehört haben, glaube ich kaum, dass Sie dann noch mit dem Quarterium ein Bündnis schließen wollen.«

Michael Rhodan erkannte den Ernst der Lage.

»Also gut. Ich fliege so bald wie möglich nach Kemet und suche den alten Haudegen auf. Ich brauche sowieso mal eine Auszeit. Das Ganze hier wird mir allmählich zu familiär.«

Rosan verstand die letzte Bemerkung nicht ganz, aber sie war froh, sich Roi Danton anvertraut zu haben. Vielleicht fand Joak Cascal eine Möglichkeit, sie zu befreien. Bis dahin musste sie sich gut mit dem Emperador stellen.

*

Am Abend lud Don Philippe dann Rosan Orbanashol-Nordment wieder zu einem Diner ein.

Rosan Orbanashol-Nordment
Rosan Orbanashol-Nordment © Gaby Hylla

»Sie sehen heute wieder hinreißend aus, liebe Rosan«, schmeichelte der alte Spanier.

»Vielen Dank, Hoheit. Sie sehen heute aber auch gut aus«, sagte Rosan freundlich. Sie wollte sich möglichst gut mit dem alten Mann stellen, um Zeit zu gewinnen.

Der Emperador war sichtlich geschmeichelt.

»Nun ja, das Alter hat ein bisschen an mir genagt. Früher sah ich natürlich noch besser aus. Aber seit ich den Zellaktivatorchip trage, könnte ich es an Vitalität mit jedem Jüngling aufnehmen.«

»Das glaube ich gern.«

»Aber bitte nennen Sie mich doch Don Philippe.«

»Gerne, Don Philippe. Auf Ihr Wohl.«

Rosan stieß mit dem Emperador an. Sie hoffte, dass sie nicht zu dick auftrug, aber der alte Spanier schien wirklich sehr angetan von ihr zu sein.

Als er sein Glas Wein geleert hatte, seufzte er melancholisch.

»Wissen Sie, trotz all meiner Macht bin ich ein sehr einsamer Mann. Meine erste Frau ist schon sehr lange tot und meine zweite Frau Dorys war ein schrecklicher Irrtum. Sie war nur hinter meinem Geld her. Es war ihr egal, wie sehr ich sie liebte«, log Don Philippe.

In Wirklichkeit hatte er Dorys zutiefst gehasst und sie lebendig begraben lassen. Aber das brauchte niemand zu wissen.

»Aber Sie haben doch Ihre Kinder«, tröstete Rosan ihn.

»Gewiss, aber mir fehlt eine Frau an meiner Seite. Eine Emperatriz, die die Macht mit mir teilt und die auch vom Volk geliebt wird.«

»Sicherlich«, stimmte Rosan verhalten zu. Irgendwie gefiel ihr die Wendung dieses Gespräches nicht so recht.

»Eines Tages werden Sie die richtige Frau fürs Leben finden, Don Philippe.«

Der alte Spanier sah Rosan erwartungsvoll an.

»Ich habe sie schon gefunden. Sie sitzt vor mir.«

Rosan glaubte, sich verhört zu haben. Das konnte nicht wahr sein!

»Denken Sie doch nur, wie gut das für Cartwheel wäre. Sie würden als geläuterte Rebellin von nun an das Quarterium vertreten. Das Volk liebt Sie. Und wenn Sie eine Poussage mit dem Hause de la Siniestro eingehen, wird das viele Wunden heilen. Es wird endlich Frieden in Cartwheel einkehren«, fuhr der Emperador fort.

Rosan musste sich zusammenreißen, um ruhig zu bleiben.

»Ich … äh … fühle mich sehr geehrt, Don Philippe. Aber mein Herz hängt noch an meinem toten Ehemann. Ich bin noch nicht über seinen Verlust hinweg und kann mich noch nicht binden«, erklärte sie diplomatisch.

Der alte Spanier legte seine faltige, kalte Hand auf die von Rosan.

»Das verstehe ich, meine Liebe. Sie sollen daher noch Zeit bekommen. Denken Sie gut über mein Angebot nach. Es ist das Beste für Sie und Cartwheel. Aus Anlass der Hochzeit könnte ich eine Amnestie für gefangene oder zum Tode verurteilte USO-Kämpfer erlassen. Also denken Sie nicht zu lange nach, meine Liebe. Ihre Entscheidung kann Leben retten.«

Mit diesen Worten ließ der Emperador die sichtlich ratlose Rosan zurück.

5. Mankind – Botschaft der LFT

Botschaft der LFT, Mankind, Cartwheel – Der Militärattaché

Top Secret! Zu Händen des Ersten Terraners!


Sehr geehrter Perry Rhodan,

die Situation in Cartwheel zeigt sich uns unverändert. Die Beamten und Militärs sind damit beschäftigt, Stabilität in die okkupierten Gebiete zu bringen. Noch immer beschäftigt mich die Artenbestandsregulierung, die wohl das bestgehütetste Geheimnis im Quarterium ist. Es tauchen zwar immer wieder ›geläuterte‹ Extraterrestrier auf, die vorgezeigt werden, doch die meisten kehren nie wieder zurück. Was wird mit ihnen gemacht? Warum dürfen wir sie nicht auf Objursha besuchen? Ich rate, in Erwägung zu ziehen, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen, um nach Objursha zu gelangen. Wir vor Ort kommen mit unseren bescheidenen Mitteln nicht voran.

Eine betrübliche Nachricht ereilt mich, während ich dieses Kommuniqué verfasse: Rosan Orbanashol-Nordment ist in die Hände des Quarteriums gefallen. Sie befindet sich als ›Gast‹ auf Paxus. Das dürfte der USO endgültig das Genick brechen.

Positiv zu erwähnen, ist, dass sich unsere drei Gäste – der Chronist Jaaron Jargon, dessen Nichte Nataly Andrews und Aurecs Verlobte Kathy Scolar hier gut eingelebt haben. Die Monate in der Botschaft der LFT kommen ihnen zwar vor wie in einem goldenen Käfig, dennoch fehlt es ihnen hier an nichts – bis auf ihre (zukünftigen) Ehemänner.

Die Meinungen innerhalb der quarterialen Armee über die Feldzüge sind gespalten. In mehreren Gesprächen mit dem arkonidischen General Mandor da Rohn habe ich festgestellt, dass die Eroberung Cartwheels Billigung findet, viele Generäle jedoch nicht verstehen, wieso man Kriege in fernen Galaxien führt.

Die Stärke der quarterialen Flotte ist immer noch immens. Sie ist der LFT weit überlegen. Da der Krieg in M 87 sehr erfolgreich verläuft und offenbar der Nachschub bestens funktioniert, sieht es nicht nach einem Verlust der militärischen Macht des Quarteriums in naher Zukunft aus.

Allerdings scheint die Lage in den ESTARTU-Galaxien inzwischen problematisch geworden zu sein, Leticrons Nachschublage ist, nach unseren Informanten, sehr angespannt.

Jedoch werden anscheinend in Raumwerften der Nachbargalaxis Seshonaar jede Menge SUPREMO-Schlachtschiffe produziert. Nach unseren Erkenntnissen befinden sich dort außerdem ein Sternenportal und eine MODROR-Station. Es wäre sinnvoll, dem nachzugehen, Sir!

Ich schließe diesen Bericht mit herzlichen Grüßen meiner Frau Rhonda ab. Sie versteht sich – was ich unverständlich finde – gut mit dem quarterialen Hause.

Auch von mir die besten Grüße an Sie und die Heimat.


Ihr Henry »Flak« Portland

11. März 1307 NGZ

*

Flak las sich den Bericht mehrmals durch, suchte nach Fehlern. Als er keine fand, setzte er seine Unterschrift darunter. In guter alter Papierform wurde dieser Bericht an einen Kurier persönlich weitergegeben, der unter der diplomatischen Immunität mit einem Raumschiff diesen Bericht direkt nach Terra brachte. Eine elektronische Sendung des Berichts war über diese Distanz unmöglich. Und selbst wenn, würde das Quarterium vermutlich mitlesen. Wenn Rhodan den Bericht schon nicht als Hypermail erhielt, dann sollte er ihn, nach Flaks Ansicht, zumindest in guter alter Tradition als unterschriebenes Dokument bekommen.

Portland löschte nun aus Sicherheitsgründen die Datei. Er lehnte sich zurück, stellte verärgert fest, dass seine Kaffeetasse leer war. Portland bat den Servo, ihm einen neuen Kaffee zu bringen. Innerhalb von zwei Minuten stand das milchige Getränk auf seinem Schreibtisch.

Flak dachte an die beiden letzten Begegnungen mit Perry Rhodan. Es war rund acht Monate her, damals im Juli 1306 NGZ, als Rhodan mit dem Emperador einen Hilfsvertrag für das Sternenportal ausgehandelt hatte. In dieser Zeit hatte sich in Cartwheel wenig ereignet. Die Kämpfe waren vorüber und die Waffen schwiegen. Nur auf Saggittor schien es noch einen organisierten Widerstand zu geben – allerdings, und das erfüllte ihn mit Sorge, wussten sie fast nichts darüber. Darüber hinaus gab es noch vereinzelte, isolierte Widerstandsgruppen, die hier und da Konvois angegriffen. Doch alles in allem war Cartwheel friedlich geworden. Nichts erinnerte an die Kriege, die unvermindert in den estartischen Galaxien und in M 87 tobten.

Vor drei Monaten hatte Flak das letzte Mal Rhodan getroffen, als dieser zusammen mit den de la Siniestros Weihnachten gefeiert hatte. Rhodan hatte die Hoffnung gehegt, dadurch einen Frieden schneller zu erreichen, doch die »harmonischen« Feiertage blieben ohne politischen Erfolg. Stattdessen hatten Quarteriumsmarschall Cauthon Despair und Brettany de la Siniestro zwei neue unbekannte Rassen kennengelernt: die Entropen und Riffaner. Was diese in Siom Som suchten, wusste niemand. Man hatte eine alte Station entdeckt, doch der Ursprung dieser Station blieb genauso verborgen, wie die Herkunft der Entropen und Riffaner. Portland hatte Informationen, dass das Quarterium die Randbezirke von Siom Som nach diesen Völkern absuchte. Bisher ergebnislos.

Für die LFT war es hier recht angenehm. Nur wenige Botschafter genossen Freiheiten. Die LFT gehörte dazu, wie auch das Kristallimperium und die Dorgonen. Extraterrestrier waren nicht gern gesehen auf Paxus. Die meisten Völker aus der Milchstraße hatten daher keine Diplomaten entsandt.

Portlands Chronometer piepte. Es erinnerte ihn an einen sehr unangenehmen Termin mit dem CIP-Kommandeur Roland Kreupen. Es ging wieder einmal um die Auslieferung von Jaaron Jargon, Nataly Andrews und Kathy Scolar. Natürlich würde Portland niemals die drei an die CIP übergeben, aber Kreupen kam jeden Monat einmal vorbei und stellte seine Forderung. Dieser Wicht ging ihm langsam auf die Nerven. Portland erhob sich, rückte seine Uniform zurecht und ging in den Empfangsraum. Lester Slone, der LFT-Botschafter, erwartete Flak bereits. Slone nuckelte nervös an seiner Pfeife.

»Lester, was ist Ihnen denn heute über die Leber gelaufen? Sie fürchten sich doch nicht etwa vor diesem Kreupen?«

»Nein, es geht eher um die ominösen Geschäfte der Freihändler. Rhodans Sohn hat sich einen Namen in Cartwheel gemacht und scheut sich nicht, Stimmung gegen die Liga zu machen …«

Portland zog die Augenbraue hoch.

»Ich glaube nicht, dass Michael Rhodan gegen die Liga spielt. Der hat einen Plan. Danton ist stets ein Exzentriker gewesen. Wir sollten abwarten, was er vorhat.«

Slone stieß Qualm aus und schüttelte den Kopf. Der Politiker teilte Flaks Einstellung nicht. Die beiden hatten nicht die Zeit, darüber zu diskutieren, denn Roland Kreupen betrat den Saal, eskortiert von einer LFT-Ordonnanz. Der kleine, feiste Terraner wirkte auf Flak immer schleimig und aalglatt. Dieses aufgesetzte Grinsen, die kleinen Augen und diese antiquierte runde Brille! Die ganze Erscheinung ließ Kreupen unsympathisch erscheinen.

»Meine Herren«, grüßte Kreupen. »Ich nehme an, Sie werden mir die drei Hochverräter nicht ausliefern?«

Slone bat Kreupen, sich erst einmal zu setzen. Portland nahm auch Platz und musterte den CIP-Mann von oben bis unten.

»Die drei Personen werden hierbleiben. Die LFT gewährt ihnen weiterhin Asyl«, bestätigte Slone. »Nach unserer Auffassung sind sie keine Schwerverbrecher.«

Kreupens Lächeln gefror.

»Sie paktieren mit der USO. Nataly Andrews ist die Ehefrau eines Kriegsverbrechers, Jaaron verbreitet Lügen über das Quarterium und Kathy Scolar ist die zukünftige Ehefrau unseres Staatsfeindes Nummer Eins. Es sind alles Verbrecher, gewissenlose Subjekte, Volksschädlinge! Hochgefährlich!«

Portland lachte.

»Besonders im Umgang mit Damenunterwäsche, nespa?«

Kreupen lief rot an. Portland spielte auf den wohl peinlichsten Moment seines Lebens an, als er von Nataly und Kathy mit deren Unterwäsche gefesselt wurde. Kreupen war seitdem das Gespött der CIP.

»Nun, wir werden ihnen auf jeden Fall nicht gestatten, Cartwheel zu verlassen. Ich bin sehr enttäuscht von der Haltung der LFT. Offenbar sympathisiert die Liga mit Terroristen!«

»Nein«, versicherte Portland ruhig, »tun wir nicht. Sonst gäbe es doch nicht die ganzen Differenzen zwischen der Liga und dem Quarterium.«

Slone musste husten. Offensichtlich gefiel ihm die Art und Weise nicht, in der Flak mit dem CIP-Kommandeur sprach. Doch in Portlands Augen war Kreupen nur eine kleine Nummer, der sich ziemlich wichtig fühlte.

»Wir werden sehen, wer den längeren Atem hat, Mister Portland.« Kreupen grinste wieder überheblich. Flak widerte diese aufgesetzte Grimasse an. Dann erblickte er hinter Kreupen Kathy Scolar und Nataly Andrews. Das gab bestimmt Ärger! Die beiden Frauen waren auf Konfrontationskurs.

»Roland«, grüßte Nataly den verdutzten Geheimagenten. »Sie hier? Welch seltener Besuch. Aber unsere Unterwäsche haben Sie immer noch nicht mitgebracht, oder?«

Nataly kicherte.

»Ich frage mich, was Sie eigentlich mit meinem Büstenhalter anstellen, Kreupen?«, überlegte Kathy laut.

Kreupens Gesichtszüge entglitten. Flak sah zu Lester Slone. Dem war das offensichtlich alles schrecklich peinlich. Portland empfand es jedoch als amüsant. Er sah in Kreupen keine Gefahr. Seine Macht hatte er verloren, war zu einer Witzfigur ohne Kompetenzen degradiert. Jetzt stand er auf und blickte finster in die Runde.

»Ich bin nicht hergekommen, um mich beleidigen zu lassen. Diesen Vorfall werde ich Marschallkommandeur Niesewitz persönlich vortragen!«

»Weiß der noch nichts von Ihrer neuen Vorliebe für Damenunterwäsche?«, fragte Nataly bissig.

Kreupen wurde weiß. Slone stand auf und hob entschuldigend die Hand. Der LFT-Botschafter ließ einige diplomatische Floskeln los und stellte nochmals klar, dass keine Auslieferung stattfinden würde. Außerdem beharrte er darauf, dass die drei nach Terra reisen sollten. Kreupen lehnte natürlich ab. Er ging dann recht schnell, wollte sich offenbar nicht noch mehr Blößen geben.

Portland stand auf und bedachte die beiden Damen mit einem strengen Blick. Kathy und Nataly schenkten ihm ein warmes Lächeln. Er hatte ihnen natürlich sofort verziehen. Im Gegenteil, die Show hatte ihn aufgeheitert.

»Ihr habt euch ziemlich daneben benommen«, rügte Lester Slone aufgebracht. »Wenn ihr beiden so weitermacht, stürmen die uns irgendwann noch …«

»Lester, du bist immer noch der Jammerlappen von früher«, sagte Nataly trotzig. »Wir sind hier sicher. Sind wir doch?«

Sie blickte Portland an. Dieser nickte.

»Das Quarterium wird die Botschaft der LFT in Ruhe lassen. Das garantiere ich Ihnen, Misses Andrews!«

»Aber wann können wir endlich nach Terra?«, wollte Kathy Scolar wissen.

»Alle Flüge werden kontrolliert. Auch die der LFT. Zwar keine Dokumente, aber die Personen. Wir können Sie nicht legal aus Cartwheel schaffen, solange wir keine Genehmigung aus Paxus haben. Es tut mir leid!«

Es tat Flak Portland wirklich aufrichtig leid. Er blickte auf das Chronometer. Es war Zeit, sich mit Mandor da Rohn zum Tennis zu treffen. Obwohl die beiden Menschen so unterschiedliche Gesinnungen hatten, verbrachten sie viel Zeit miteinander. Es bestand gegenseitiger Respekt zwischen den beiden Militärs.

Er verabschiedete sich von den dreien und machte sich auf den Weg zur Reichssportanlage auf Paxus. Vielleicht erfuhr er zwischen den Zeilen wieder einige wichtige Details von da Rohn.

*

Nach dem Tennis setzten sich beide Männer in das Foyer der Sporthalle und tranken ein Bier. Flak hatte da Rohn wieder einmal geschlagen. Es war immer sehr knapp zwischen ihnen beiden, doch zumeist behielt Portland die Nase vorn.

Es wunderte ihn manchmal, dass da Rohn nicht aufgab. Wahrscheinlich arkonidischer Starrsinn, dachte er sich.

»Nun geht der Krieg schon zwei Jahre für die Estarten und Dorgonen«, stellte Portland fest.

Er wartete gespannt auf die Reaktion des quarterialen Generals.

»In ESTARTU wird kaum mehr gekämpft. Brennpunkt ist M 87. Doch sehr bald wird auch dort Frieden einkehren!«

Flak nahm einen Schluck Bier. Er fragte sich, ob danach Schluss für das Quarterium war oder ob es nach noch mehr Macht griff. Er fragte sich auch, was es mit dieser Artenbestandsregulierung auf sich hatte. Diese Artenbestandsregulierung gehörte zu den bestgehütetsten Geheimnissen in Cartwheel. Die Planeten Objursha, Carjulstadt, Davau und Lingus waren völlig abgeschottet. Kein Außenstehender wusste, was dort geschah. Perry Rhodan hatte die Diplomaten der LFT bei seinem Besuch vor einigen Monaten gebeten, mehr darüber herauszufinden. Doch weder Flak noch Lester Slone waren erfolgreich gewesen. Flak hatte da Rohn auch schon einmal darauf angesprochen, doch der General ging nicht darauf ein. Offenbar wusste er nicht viel. Und das, was er wusste, wollte er scheinbar nicht preisgeben.

»Michael Shorne gibt am 15. März eine Feier. Er feiert ein Jubiläum mit seiner Firma. Jede Menge Honoratioren sind dort. Kommen Sie auch, Flak?«

Portland überlegte eine Weile. Eigentlich mochte er solche Parties ganz und gar nicht. Auf der anderen Seite war es immer wieder gut, die Prominenz Cartwheels zu treffen.

»Ich komme gern.«

Da Rohn lächelte kurz.

»Ich bin sicher, Mister Slone und Ihre drei Gäste in der Botschaft sind ebenfalls willkommen. Sicherlich wäre es für die Damen eine Abwechslung.«

Portland zog die Augenbrauen hoch.

»Um dann von den Häschern der CIP gekascht zu werden? Das Risiko ist zu groß.«

»Und wenn der Emperador oder der Quarteriumsmarschall für deren Sicherheit garantieren?«

Portland musterte den General misstrauisch. War das jetzt eine Falle oder ein Zeichen des guten Willens? Immerhin war die LFT noch neutral und sogar vor dem Sternenportal in der Lokalen Gruppe mit dem Quarterium alliiert.

»Wenn eine solche Einladung erfolgt, werden die Damen vielleicht zur Feierlichkeit erscheinen.«

Da Rohn hob das Glas.

»Auf das Quarterium und die Liga Freier Terraner. Es wird Zeit, die Zwistigkeiten zu vergessen.«

Portland lächelte verwundert. Zögerlich stieß er an. Irgendwie war ihm das alles nicht geheuer.

»Langsam hoffe ich, dass MODROR endlich angreift«, sagte da Rohn zum blanken Entsetzen von Flak. »Es wäre doch schön, wenn Quarterium und LFT Seite an Seite am Sternenportal kämpfen würden«, fügte der Arkonide hinzu.

Die roten Augen des Generals leuchteten. Er meinte es sicherlich aufrichtig, glaubte Flak. Da Rohn war wie Flak durch und durch ein Soldat. Doch Portland glaubte an die Demokratie, da Rohn an die Monarchie. Beide waren konservativ und zurückhaltend. Sie waren sich ähnlich und doch so verschieden. Sie standen auf Seiten zweier gegensätzlicher Nationen, deren Ursprung auf demselben Planeten lag.

»Nun, ich hoffe, dass MODROR sich ruhig verhält. Aber irgendwann wird er wieder angreifen. Es ist nur eine Frage der Zeit …«

Da Rohn nickte.

»Es ist umso wichtiger, dass die Menschen daher vereint sind. Das Quarterium hat es brillant vorgemacht. Es wird Zeit, dass ihr Galaktiker das auch endlich hinbekommt.«

»Nun, das ist der Unterschied zwischen einer Demokratie und einer … Monarchie. Wir erzwingen keine Einheit!«

Da Rohns Miene verfinsterte sich für einen Augenblick. Er sah noch grimmiger aus als sonst. Nach einer Weile des Schweigens, die jeder dazu genutzt hatte, an seinem Bier zu nuckeln, brach der Arkonide das unangenehme Schweigen.

»Die Demokratie kann genauso auf den Köpfen der Menschen herum trampeln, wie ein Monarch. Ihr dürft euren Despoten wählen, das ist der einzige Unterschied.«

Portland musste nun lachen. Die Diskussion führte zu nichts. Er sah auf das Chronometer. Höchste Zeit, wieder in die Botschaft zurückzukehren. Er verabschiedete sich von seinem Kollegen der gegnerischen Seite.

*

Die Einladung von Cauthon Despair persönlich war tatsächlich angekommen. Jaaron Jargon, der Chronist der Insel, kam jedoch nicht mit zur Feier. Er fühlte sich nicht wohl. Nataly war um die Gesundheit des immerhin 120-jährigen linguidischen Terraners besorgt. Linguiden wurden normalerweise nicht so alt, doch seine terranischen und arkonidischen Gene sorgten für ein längeres Leben.

Portland, Slone, Scolar und Andrews erreichten die Feier im Herrenhaus von Finanzminister Michael Shorne, um den es in den letzten Jahren sehr ruhig geworden war. Shorne agierte aus dem Hintergrund, niemand war über seine tatsächliche Funktion innerhalb der Hierarchie des Quarteriums informiert. Nach außen war er nur für die Finanzen zuständig. Welche Rolle der von ihm geführte Konzern Shorne-Industries spielte, war undurchsichtig. Jedoch war er augenscheinlich in seiner offiziellen Funktion äußerst erfolgreich. Trotz der enormen finanziellen Belastungen, die wohl der Krieg in den estartischen Galaxien und M 87 mit sich brachte, waren keinerlei Finanzierungsprobleme des quarterialen Haushalts bekannt. Im Gegenteil, nach seinen Informationen war das Quarterium finanziell gesünder als die LFT. Auch das war ein weiterer Grund, um einen Krieg der Liga mit Cartwheel unter allen Umständen zu vermeiden. Eine forcierte Aufrüstung hätte wohl den finanziellen Ruin für die LFT bedeutet.

Portland wurde von einigen Militärs begrüßt. Die meisten Besucher musterten Kathy und Nataly misstrauisch, fast schon abfällig. Die beiden sahen nicht sonderlich glücklich aus.

»Vielleicht war der Besuch hier doch eine schlechte Idee«, sagte Flak. »Wir können jederzeit zurück in die Botschaft.«

Kathy schüttelte den Kopf.

»Nun sind wir schon einmal hier, dann sollten wir auch Eindruck schinden.«

General da Rohn trat zu ihnen. Er begrüßte die beiden Damen mit einem Handkuss. Portland nickte ihm mit einem Lächeln zu.

»Es freut mich, dass Sie die Einladung angenommen haben«, meinte er höflich. »Heute war ein sehr erfolgreicher Tag. Wir haben Meldung, dass die 6. Flotte der Dumfries kapituliert hat. Der Krieg in M 87 neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wir haben Monol, Pompeo Poser und viele andere Welten unter unserer Kontrolle. Fehlt nur noch das Wheel-System.«

Portland wusste nicht, was er sagen sollte. Ein Ende des so grausamen Krieges in M 87 war wichtig. Es stoppte das tägliche Blutvergießen. Doch gleichzeitig bedeutete jede Verlängerung des Krieges auch eine Chance für die Föderation Estartische Separatisten in Siom Som. Solange starke Verbände des Quarteriums in Druithora gebunden waren, fehlte Leticron die Kraft zu einer Offensive gegen den Dunklen Himmel.

Perry Rhodan hatte Portland im Dezember nach M 87 geschickt. Portland hatte dort mit dem neuen Oberbefehlshaber der druithorianischen Streitkräfte gesprochen. Nach dem Tod von Seychul war der Skoar General Kaldoo an die Macht gekommen. Kaldoo war ein seltsamer Bursche. Sehr rau und undiszipliniert in einem Moment, aber im nächsten kalt, berechenbar und beherrscht. Kaldoo hatte Portland die Kriegsschauplätze auf Tophtar und SEL-24 gezeigt. In ganz M 87 hatten grausame Kämpfe stattgefunden. Über Kaldoo stand der Druis Druid Aflesh als oberster Militärbefehlshaber, eine Entwicklung, die ihn sehr überrascht hatte. Der Druis war ein Menschenfreund und schwärmte von der terranischen Küche.

Portland hatte den Besuch genutzt, um den geheimen LFT-Stützpunkt Point Odysseus zu besuchen. Dort wurden die von der USO neu entwickelten Raumjäger vom Typ SAPHYR produziert. Vielleicht konnten diese im Notfall gegen das Quarterium eingesetzt werden.

Natürlich war dieser Stützpunkt nur inoffiziell von der LFT. Offiziell gehörte alles der USO, um die Liga aus dem Krieg herauszuhalten. Im Januar 1307 NGZ war Flak dann nach Siom Som gereist, hatte die Welt Som besucht, die sich im Wiederaufbau befand. Dort hatte er Speaky Mohlburry und dessen reizende Tochter Janela wiedergetroffen. Sein Herz schlug noch heute höher, als er an Janela und ihre unverfrorene Art dachte. Sie machte ihm deutliche Avancen, obwohl er ein verheirateter Mann war und drei erwachsene Kinder hatte. Nun, es war schwer gewesen, Janela zu widerstehen, wenn sie ihm mit ihren rehbraunen Augen tief in die seinen blickte.

Diese Rundreise durch die Kriegsgebiete war aufschlussreich gewesen. Er hatte viel gesehen und ebenso viel gelernt. Leider auch die Befürchtung, dass dieser Krieg längst noch nicht zu Ende war. Ebenso wenig hegte er große Hoffnungen, dass die Liga sich nicht am Krieg beteiligen würde. Früher oder später würde es so sein, vermutete Flak. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

Kathy Scolar und Nataly Andrews wurden inzwischen durch den Gastgeber begrüßt. Stephanie de la Siniestro kam dazu. Die Frauen beäugten einander. Flak musterte ihre aufdringliche Schönheit. Sicher, sie war atemberaubend, aber ihre Schönheit glich ihrem schlechten Charakter. Beides war sehr stark ausgeprägt. Alle drei, wie sie so zusammenstanden, hatten Katzenaugen. Er war gespannt, was nun kommen würde. Stephanie begann das Duell.

»Es ist ja schon über ein Jahr her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. War das nicht während des USO-Attentates auf Siniestro?«

Portland nippte am Weinglas und beobachtete die Reaktionen von Nataly und Kathy.

»Richtig. Schade, dass es dich dabei nicht erwischt hat«, sagte Nataly und kicherte. »Nur ein Scherz, Steph! Du hast doch Humor, oder?«

Offenbar hatte sie keinen. Sie starrte Nataly düster an.

Kathy rümpfte die Nase.

»Dein Parfüm, teure Stephanie, es duftet so seltsam.«

»Ach. Und wie duftet es?«

»Keine Ahnung – billig, nuttig. Aber auf jeden Fall passend zur Trägerin«, antwortete Kathy mit einem schmelzenden Lächeln. Portland fragte sich, wie weit die Frauen gehen würden. Auf jeden Fall nahmen Nataly und Kathy kein Blatt vor den Mund.

»Hoffentlich sorgen die beiden nicht für einen Eklat …«

Slone stand inzwischen neben ihm und verfolgte den Streit der drei Frauen. Stephanie brauste auf.

»Das muss ich mir von einer ehemaligen Tresenschlampe nicht sagen lassen. Ich bin schließlich die Tochter des Emperadors. Eine Hoheit für dich, dumme Göre!«

Portland seufzte. Kathy brauchte eine Weile, um sich die passenden Worte zurechtzulegen. Dann schlug sie zurück: »Die einzige Hoheit, die Sie besitzen, ist jene in Ihrem Bett. Da sind Sie zweifellos eine Besonderheit.«

Nun trat Michael Shorne dazwischen.

»Bitte, bitte, meine Damen. Wie sich drei so liebreizende Geschöpfe die Augen auskratzen können, ist mir unverständlich.«

Stephanie de la Siniestro warf ihm einen verächtlichen Blick zu, dann ging sie weg. Shorne kam mit einem Arkoniden zu Portland und Lester Slone.

Der Arkonide war der einflussreiche Geschäftsmann Ryc da Flayr. Ein Lebemann, wie er im Buche stand. Zweifellos kultiviert, doch auch manchmal sehr terranisch wirkend. Er bevorzugte junge Mädchen und rauschende Feste.

Flak mochte den arroganten Arkoniden nicht. Sowieso kam ihm diese ganze Party ziemlich langweilig vor. Auch ein exzentrischer Gastauftritt von Roi Danton änderte wenig daran. Der Sohn Perry Rhodans wurde von den beiden Töchtern de la Siniestros in Beschlag genommen.

Endlich hatte Portland die Gelegenheit, mit da Rohn zu sprechen. Er war in Begleitung von Generaloberst Red Sizemore, dem inzwischen schon legendären Helden der Akon- und Saggittor-Offensive.

»Wie geht es eigentlich Miss Orbanashol-Nordment?«, fragte Portland beabsichtigt beiläufig. Die beiden Quarterialen merkten jedoch schnell, dass es Portland brennend interessierte.

»Sie ist Gast des Emperadors im Madrider Königsschloss auf Siniestro. Sie wird sehr gut behandelt«, antwortete da Rohn.

»Ist das nicht eine seltsame Zeit, meine Herren?«

Flak sah Sizemore fragend an.

»Wieso?«

»Mit dem Quarterium ist eine starke Nation geboren worden. Ein gutes neues Reich, welches den Menschen Perspektiven, Wohlstand und Ruhm bringt. Dennoch bekriegen wir alte Freunde und stehen sogar misstrauisch der LFT gegenüber. Das passt leider nicht.«

Flak war über die direkten Worte des Generalobersts erstaunt.

»Solch Kritik aus dem Munde eines hohen Generals? Ist das nicht sehr gewagt in Ihrer Position?«

Sizemore musterte Portland.

»Keine Kritik. Nur Hinweise. Ich würde lieber gegen MODROR kämpfen, anstatt gegen die Saggittonen und vielleicht auch bald gegen die Liga.«

Portland stutzte, wurde kurz unruhig.

»Die LFT?«

Sizemore lächelte.

»Nun, wenn die LFT weiterhin die Feinde unterstützt und die Politik versagt, muss ich wohl einen Blitzkrieg nach Terra starten.« Seine Augen funkelten. »Aber das wollen wir nicht hoffen. Die LFT kann nicht so töricht sein.«

Portland runzelte die Stirn.

»Was macht Sie so sicher?«

»Die Tatsache, dass Rhodan weiß, das Quarterium würde diesen Krieg gewinnen!«

6. Sternenportal Lokale Gruppe

15. März 1307 NGZ

An einem anderen Ort des Universums ging alles ruhig seinen Gang. Die tausend Schiffe MODRORs hielten sich nach wie vor an den Status quo, während die dort stationierten Streitkräfte der LFT, des Quarteriums, der Maahks, Tefroder, Haluter und Posbis die drei umliegenden Raumstationen sicherten.

Yasmin Weydner und die Eheleute Remus und Uthe Scorbit hatten sich mittlerweile auf der LFT-Station eingelebt.

Es war nicht viel geschehen. Remus Scorbit engagierte sich verstärkt in der LFT-Armee und nahm regelmäßig an Übungen teil. Remus und Uthe hatten sich auseinander gelebt und stritten die ganze Zeit, den Rest der Zeit ignorierten sie sich.

Während sich Uthe Scorbit in ihrem eintönigen Alltagstrott sichtlich wohl fühlte, langweilte sich ihre Freundin Yasmin zu Tode. Beide arbeiteten in der Stationsverwaltung, was Yasmin im Gegensatz zu Uthe mächtig anödete.

Umso erfreuter war sie, als das Schiff eines Springerpatriarchen namens Klessvool an der Station andockte. Klessvool betrieb ein fliegendes Modekaufhaus, welches auf die Frauen der Station eine starke Anziehungskraft ausübte. Nach Dienstschluss ging Yasmin auf das Schiff und begutachtete die Waren aus allen Teilen der Lokalen Gruppe, Cartwheels und der estartischen Galaxien.

Dabei fühlte sie sich sichtlich wohl, denn es war schon lange her, seit sie zuletzt in einem richtigen Kaufhaus shoppen war. Zwar gab es auf der LFT-Station auch Ladenpassagen, doch die waren nicht mit den großen Kaufhäusern auf Terra oder Olymp zu vergleichen. Als Yasmin nach einigen Stunden intensiven Suchens und Anprobierens endlich etwas gefunden hatte, sah sie an der Kasse eine Anzeige, dass noch Personal für das »Fliegende Kaufhaus« gesucht wurde. Yasmin spürte, dass dies eine Gelegenheit für sie war, von hier wieder wegzukommen und dem öden Verwaltungsjob zu entfliehen. In der Mode- und Schmuckbranche wähnte sie sich richtig. Yasmin nahm das Schildchen und ging zum Schiffseigner, dem Patriarchen Klessvool, der sichtlich erfreut über Yasmins Bewerbung war.

»Sie sind die erste Bewerberin und aufgrund Ihrer attraktiven Erscheinung sehe ich keine Probleme, Sie einzustellen«, sagte der rotbärtige, korpulente Mann bereitwillig.

Yasmin strahlte.

»Das ist ja toll! Wann kann ich denn anfangen?«, wollte sie wissen.

»Von mir aus Morgen. Wir bleiben etwa eine Woche hier, dann fliegen wir wieder nach Cartwheel, um neue Ware zu holen«, erklärte Klessvool.

Da fiel Yasmin etwas ein.

»Was soll ich denn eigentlich arbeiten?«

»Ich suche dringend nach einer Sekretärin. Da Sie bei der Verwaltung tätig waren, sind Sie wohl bestens dafür qualifiziert.«

Zuerst war Yasmin nicht davon begeistert, dass sie schon wieder einen Schreibtischjob hatte, aber als ihr Klessvool erklärte, dass sie immer an der Quelle der neuesten Mode sein würde und ihn auf seinen Reisen zu den interessantesten Orten Cartwheels begleiten durfte, willigte sie ein.

»Und was genau bieten wir alles an?«, fragte sie den Patriarchen neugierig.

»Nun, wir handeln mit Mode, Schmuck, Mobiliar und sogar mit Immobilien aus Cartwheel, M 87 und den estartischen Galaxien. Diese Produkte sind derzeit sehr gefragt«, erklärte der Springerpatriarch.

Bereitwillig unterschrieb Yasmin Weydner den Anstellungsvertrag und kündigte anschließend ihre Stelle bei der LFT-Verwaltung. Danach ging sie zu Uthe Scorbit und teilte ihr ihren Entschluss mit.

»Bist du total verrückt geworden? Wie kannst du einen solch soliden, sicheren Job wie bei der Stationsverwaltung aufgeben?«, fragte Uthe ungläubig.

»Weil mich dieser Job ankotzt. Ich möchte raus ins All und auf andere Planeten. Ich möchte etwas erleben und nicht hier auf dieser entlegenen, langweiligen Station vor mich hin schimmeln wie du und Remus«, erwiderte Yasmin trotzig.

Uthe war schockiert und versuchte, Yasmin umzustimmen. Doch diese Mühe war vergebens, denn die Terranerin blieb stur.

*

Uthe konnte es immer noch nicht fassen, dass Yasmin weggehen würde. Allzu viele Freunde hatte sie auf der Station nicht, daher würde ihr Yasmin natürlich fehlen. Doch Uthe musste sich auf ihre Arbeit konzentrieren. Sie brachte einige Verwaltungsformulare, die dringend ausgefüllt werden mussten, in die Kommandozentrale. Der Sicherheitskommandant der Station, Murate Haggar begrüßte sie freundlich.

»Guten Tag, mal wieder jede Menge Bürokratie im Anmarsch?«, fragte er sarkastisch.

»So ist es, Kommandant. Ordnung muss sein, auch auf einer Station wie dieser«, belehrte sie den Kommandanten.

»Sicher, sonst würde ja das Universum auf der Stelle untergehen.«

Der Kommandant begann genervt die Formulare durchzusehen, als einer seiner Männer ihm zurief: »Kommandant, wir empfangen etwas Seltsames auf dem Schirm!«

Der Stationsleiter ging zu dem Pult, an dem der Orter saß.

»Was denn?«

Der Orter zögerte zunächst, dann sagte er: »Es sieht aus wie ein Himmelskörper, ein Planet. Aber an dieser Stelle gibt es keinen Planeten.«

Ungläubig starrte der Kommandant auf den Ortungsschirm.

»Tatsächlich, das gibt’s doch gar nicht. Irgendwo habe ich das doch schon mal gesehen. Wo war das nur?«

Haggar überlegte, dann fiel es ihm wieder ein.

»Jetzt weiß ich es wieder. Es war in einem Dokumentarfilm über … Aber das kann doch nicht sein.«

»Sir?«, fragte der Orter ratlos, als Haggar schwieg.

»Übermitteln Sie die Daten an die Syntronik. Die soll in ihren Datenbanken danach suchen, ob es sich um einen bekannten Himmelskörper handelt«, befahl der Stationsleiter.

Kurz darauf lag das Ergebnis vor. Inzwischen war auch der Stationsadministrator Tass Ambol angekommen. Haggar informierte Ambol und gab ihm die Auswertung. Ungläubig las der Administrator das Ergebnis.

»Der Himmelskörper ist WANDERER. Die Superintelligenz ES ist wieder da.«

Uthe verdrehte entsetzt die Augen. Nicht einmal hier hatte sie ihre Ruhe vor kosmischen Ereignissen. Schnell machte sie, dass sie wieder in ihr Büro zurückkam.

Jetzt meldete sich der Funker.

»Sir, wir empfangen eine Botschaft auf Interkosmo.«

»Legen Sie sie auf die Leitung.«

Daraufhin ertönte die Stimme der Superintelligenz aus dem Lautsprecher:

»An alle Völker der Milchstraße, Cartwheels, Dorgons und Estartus: Ich wünsche so schnell wie möglich mit Perry Rhodan, Aurec, Imperator Bostich, Sruel Allok Mok, Kaiser Commanus und Emperador Philippe de la Siniestro zu sprechen. Sie mögen so schnell wie möglich hierher zum Sternenportal kommen. Ich habe ihnen und ihren Völkern Wichtiges zu sagen.«

Haggar und Ambol mussten das Ganze erst einmal verarbeiten. Dann befahl Ambol, umgehend Perry Rhodan zu informieren.

7. ES

Die Nachricht vom Wiederauftauchen der Superintelligenz ES und seinem Ruf an die Führer der Völker verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Perry Rhodan verlor keine Zeit und reiste umgehend zum Sternenportal. Vorher nahm er jedoch erst Verbindung mit Imperator Bostich auf, der sich zunächst weigerte, dem Ruf der Superintelligenz zu folgen. Ein arkonidischer Imperator war schließlich kein Laufbursche, den man einfach so zum Kommen aufforderte. Dies war gegen jede arkonidische Etikette.

Schließlich gelang es Perry Rhodan aber doch, den halsstarrigen Imperator zu überzeugen, dass es besser sei, dem Ruf von ES zu folgen. Immerhin verdankte der Imperator ES seinen Zellaktivatorchip. Also folgte der arkonidische Herrscher dem terranischen Residenten zum Sternenportal.

*

Auch in Cartwheel hatte die Nachricht von ES die Runde gemacht. Der Emperador war zutiefst gespalten. Einerseits fühlte er sich geehrt, dass die Superintelligenz ihn eingeladen hatte, andererseits hatte er jedoch Angst, dass seine Lüge entlarvt werden würde, der Zellaktivatorchip, den er von MODROR erhalten hatte, stamme von ES. Seine Tarnung als ES’ Günstling drohte aufzufliegen. Don Philippe traf sich mit Uwahn Jenmuhs, um mit ihm darüber zu beraten. Der fette Arkonide winkte ab.

»Beachten Sie die Einladung einfach nicht. Niemand befiehlt dem Emperador von Cartwheel etwas, es sei denn MODROR.«

»Das ist es ja gerade. Wenn ich nicht fliege, mache ich mich verdächtig. Ich habe erfahren, dass alle anderen der Aufforderung von ES folgen werden, sogar der Kaiser von Dorgon. Wie kann ich da abseitsstehen?«, jammerte der alte Spanier. »Nein, nein, mein Freund. Mir bleibt nichts anderes übrig, als dem Aufruf zu folgen.«

»Dann sollten Sie die Gelegenheit nutzen. Lassen Sie Perry Rhodan und Aurec bei diesem Treffen töten, am besten durch eine Bombe«, schlug Uwahn Jenmuhs allen Ernstes vor.

Entsetzt lehnte der Emperador ab.

»Nein! Niemals. Das würde den Zorn von ES herausfordern. Wenn er mich entlarvt, bin ich geliefert.«

Diabolo kam herein und unterbrach die trüben Gedankengänge seines Herrn und Meisters.

»Draußen steht Roi Danton und bittet, Sie sprechen zu dürfen, Emperador«, meldete der Posbi.

»Was will dieser räudige Hund hier? Gib ihm von mir einen Tritt in den Arsch und jag ihn zurück in die Gosse, aus der er gekommen ist«, geiferte Uwahn Jenmuhs. Schaumbläschen bildeten sich in seinen Mundwinkeln.

»Nein! Lass ihn herein. Ich habe ihn kommen lassen, damit er uns berät. Schließlich kennt er sich besser mit dieser Superintelligenz aus, als wir«, erklärte der Emperador.

Jenmuhs schwieg beleidigt und würdigte Michael Rhodan keines Blickes, als dieser eintrat.

»Bonjour, Messieurs. Ich nehme an, es geht um die Nachricht von ES?«, verlor der Unsterbliche keine Zeit.

Don Philippe nickte.

»So ist es. Wir sind uns nicht einig, ob wir der Einladung folgen sollen. Was raten Sie uns?«

»Tut, was ES verlangt. Wenn er all diese wichtigen Staatschefs ruft, hat er einen wichtigen Grund dafür.«

»Dann werde ich also zum Sternenportal fliegen. Nun nehmen die Dinge ihren Lauf«, sagte der alte Spanier bedeutungsvoll.

»Was ist mit Aurec und Sam? Wird das Quarterium ihnen freies Geleit zum Sternenportal gewähren?«, fragte Danton gespannt.

»Niemals!«, rief Jenmuhs geifernd. »Glauben Sie, wir geben unseren schlimmsten Feinden die Gelegenheit zur Flucht?«

»Es ist der ausdrückliche Wunsch von ES, dass die beiden bei dem Treffen dabei sind. Glauben Sie mir, nach meiner Erfahrung ist es besser, sich den Weisungen von ES nicht zu widersetzen«, hielt Roi Danton dagegen.

Das überzeugte den Emperador, dessen Angst vor ES groß war.

»So sei es. Ich gebe hiermit mein Ehrenwort, dass die beiden unbescholten zum Sternenportal und wieder zurückreisen dürfen. Sie stehen unter meinem persönlichen Schutz«, verkündete der alte Spanier.

»Aber …«, setzte Jenmuhs wütend an.

»Kein Aber! Und lassen Sie es sich nicht einfallen, ein Attentat auf die beiden zu planen. Sie haften mir mit Ihrem Kopf, dass Aurec und Sam nichts geschieht«, unterbrach ihn der Emperador kalt.

Jenmuhs gab nach und schwieg.

»Ihr seid ein Mann von Ehre, Monsieur. Ich breche noch heute mit der GRAND MASUT nach Siom Som auf, um die Botschaft zu überbringen.«

»Mein Sohn Orlando wird Sie begleiten, um meine Anweisungen auszuführen.«

Danton verbeugte sich und ging.

*

Mit Orlando de la Siniestro an Bord flog die GRAND MASUT nach Siom Som. Dort informierte man den wenig begeisterten Leticron von der neuen Situation. Der Überschwere musste sich jedoch den Anordnungen des Emperadors fügen und stellte Kontakt zu einer Widerstandsgruppe her. Schließlich vereinbarte man ein Treffen auf Etustar.

Roi Danton ging als Unterhändler dorthin. Auf Etustar angekommen, traf er sich mit Aurec und berichtete ihm über die Forderung der Superintelligenz, über die der Saggittone bereits informiert war. Zunächst war er misstrauisch, ob man dem freien Geleit des Quarteriums trauen durfte, doch Danton konnte ihn davon überzeugen. Daher flog Aurec mit der TERSAL und der IVANHOE II nach Som, um Sam abzuholen. Tatsächlich verlief alles reibungslos. Das Quarterium und die Dorgonen verhielten sich ruhig. Die beiden Schiffe flogen nach Som-Ussad und von dort aus in das Sternenportal.

*

Als Erstes trafen Aurec und Sam mit Perry Rhodan zusammen und freuten sich über das Wiedersehen.

»Schön, dass ihr gesund und munter seid. Wie ist die Situation?«, erkundigte sich Rhodan.

»Nicht sehr gut. Nur der Umstand, dass das Quarterium viele Streitkräfte nach M 87 verlegte, hat uns vor der völligen Vernichtung bewahrt. Bis auf Arimads Friedensbemühungen gibt es wenig Positives zu berichten. Abgesehen von der … Eliminierung von da Reych«, berichtete Sam.

Rhodan nickte.

»Das wart also ihr.«

»Kein Glanzstück unserer Bewegung«, meinte Sam. Aurec schüttelte jedoch ablehnend den Kopf. Es war ihm anzusehen, dass er nicht der gleichen Meinung war. »Dennoch haben wir von da Reych wichtige und schreckliche Neuigkeiten erfahren. Wir müssen darüber in Ruhe reden, wenn die Zeit gekommen ist.«

»Was ist mit ES, Perry? Glaubst du, dass er auf unserer Seite eingreift?«, wollte Aurec wissen.

Der Unsterbliche zuckte mit den Schultern.

»Eigentlich weiß man bei ES nie genau, woran man ist. Aber er war der Menschheit stets positiv gewogen. Die Tatsache, dass er auch die Quarterialen und Dorgonen eingeladen hat, lässt mich hoffen, dass er eine Friedenslösung anstrebt.«

»Frieden mit dem Quarterium? Nach allem, was geschehen ist, kann ich mir das kaum vorstellen«, meinte Aurec.

»Wenn es eine Chance zum Frieden gibt, müssen wir sie nutzen«, entgegnete Sam.

»Dem stimme ich zu«, schloss sich Perry Rhodan an.

*

Kurze Zeit später kam die quarteriale Delegation, geführt vom Emperador, an. Begleitet wurde er von der GRAND MASUT unter Roi Danton, was Perry Rhodan sehr irritierte. Die Begrüßung mit dem alten Spanier fiel frostig aus und er war froh, als sein Sohn ihn zu einem Gespräch unter vier Augen bat.

»Würdest du mir bitte mal erklären, wieso du mit dem Emperador zur Konferenz marschierst?«, fragte er Michael ungehalten.

»Vater, ich versichere dir, dass alles, was ich tue, in deinem Interesse ist. Ich musste mich so verhalten, damit ich glaubwürdig wirke. Nur so konnte ich das Vertrauen des Emperadors erlangen. Ich bin sicher, dass sich dies noch zu unseren Gunsten auswirken wird.«

»Und? Warst du erfolgreich?«, fragte Perry besänftigt.

»Kann man wohl sagen. Er will mich mit seiner Tochter verheiraten und nach deinem Abdanken zum Statthalter der LFT machen«, sagte Roi belustigt.

Rhodan musste lachen.

»Das ist ja wie bei den alten Habsburgern. Na, dann muss ich mich ja in Acht nehmen.«

»Immerhin konnte ich Kontakt zu Rosan Orbanashol-Nordment herstellen. Sie wurde vom Quarterium gefangen genommen«, erzählte Michael.

Rhodan wurde wieder ernst.

»Auch das noch! Wie geht es ihr?«

»Sie befindet sich im Palast des Emperadors. Sie darf sich dort frei bewegen, aber Paxus nicht verlassen. Im Moment geht es ihr gut.«

»Hoffentlich bleibt es so.«

»Ich bleibe in ihrer Nähe. Dazu müssen wir aber öffentlich unseren Vater-Sohn-Konflikt weiterspielen.«

Rhodan verzog unwillig das Gesicht.

»Wenn es sein muss. Damit kennst du dich ja bestens aus.«

*

Am 19. März traf auch der dorgonische Kaiser Commanus zusammen mit seiner Gemahlin Arimad ein. Nun waren alle vollzählig. Es war eine seltsame Atmosphäre, die Leute, die sich eben noch erbittert bekämpft hatten, nun Seite an Seite stehen zu sehen. Man hatte sich darauf geeinigt, mit der GRAND MASUT nach WANDERER zu fliegen. Roi Danton wurde als neutral eingestuft und sein Schiff galt somit als neutraler Boden.

Perry Rhodan, Aurec, Sam einerseits und Don Philippe de la Siniestro, Commanus andererseits sowie der undurchsichtige arkonidische Imperator Bostich begaben sich an Bord der GRAND MASUT, die bald darauf von der LFT-Station ablegte und Kurs auf WANDERER nahm. Doch kaum waren sie gestartet, tauchte ein anderes Schiff auf, welches auf die GRAND MASUT zuhielt. Es war die KEMET. Horus persönlich erschien auf dem Bildschirm und verlangte Perry Rhodan zu sprechen. Der Terranische Resident erschien umgehend in der Kommandozentrale des Freihändler-Schiffes.

»Ich grüße dich, Horus. Leider habe ich im Moment wenig Zeit für dich. Wir sind auf den Weg nach WANDERER, um dort auf die Superintelligenz ES zu treffen«, erklärte der Terraner.

»Eben deshalb muss ich mit dir sprechen, Perry Rhodan. Ich bin misstrauisch gegenüber dem plötzlichen Erscheinen von ES«, erklärte der Kemete.

»Das verstehe ich nicht. Wie meinst du das?«, wollte Rhodan wissen.

»Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe nur das Gefühl, dass dies eine Falle sein könnte. Ich möchte dich ersuchen, dich begleiten zu dürfen.«

Perry Rhodan wurde nicht schlau aus den Andeutungen. ES mochte sonderbar sein, aber in eine Falle locken würde er ihn und die anderen gewiss nicht. Das hatte die Superintelligenz gewiss nicht nötig. Dennoch entschied er sich, dem Wunsch des Kemeten zu entsprechen.

»Also gut, begleite uns. Ich freue mich.«

Als Horus an Bord war, flog die GRAND MASUT weiter nach WANDERER. Als sie den Orbit erreichten, gingen Rhodan und die anderen an Bord eines Beibootes, das bald darauf auf der künstlichen Welt der Superintelligenz landete.

In der Nähe des Landeplatzes befand sich eine gewaltige Stadt. Die Gruppe stieg aus und unter Rhodans Führung ging man auf eine Burg zu, die auf einem Berg oberhalb der Stadt thronte. Mittelalterlich gekleidete Menschen kamen heraus und begrüßten die Neuankömmlinge. Sie sahen Rhodan und die anderen neugierig an, dann machten sie einen Kniefall.

»Willkommen auf unserer Burg, edle Ritter. Der König erwartet euch bereits. Folgt uns.«

Angeführt von den Einheimischen gingen Rhodan und seine Begleiter in die Burg. Während Commanus und Imperator Bostich verächtlich die Nase über das mittelalterliche Szenario rümpften, war der alte Spanier Don Philippe sichtlich beeindruckt. Sie mussten den Berg hinauf gehen, um in die Burg, die einer riesigen Stadt glich, zu gelangen.

»Man hätte uns wenigstens eine Sänfte schicken können«, lästerte Commanus.

»Mein Vater sagte immer: Wenn du zwei gesunde Füße hast, dann benutze sie auch«, gab Aurec zurück.

Commanus warf ihm einen bösen Blick zu.

Nach einem beschwerlichen Marsch erreichten sie den Palast des Königs. Die Einheimischen führten sie in den Thronsaal. Dort saß, auf einem goldenen Thron, ES in Gestalt eines alten Mannes mit einem langen, weißen Bart.

»Willkommen auf WANDERER. Ihr habt lange gebraucht. Ihr solltet mal was für eure Fitness tun«, sagte der alte Mann und lachte so schallend, dass es durch das ganze Gebäude hallte.

»Das ist ES’ Sinn für Humor«, erklärte Rhodan den verärgerten Monarchen Commanus und Bostich.

Die Superintelligenz musterte die Ankömmlinge neugierig. Sein Blick wurde starr, als er den Kemeten erblickte.

»Wie ich sehe, habt ihr Besuch mitgebracht. Was suchst du hier, Horus?«

Der Angesprochene trat unerschrocken vor.

»Ich will wissen, warum du hier bist und nun auf einmal eingreifst. Hast du nicht genug mit THOREGON zu tun?«

Kaum hatte der Kemete diese Worte ausgesprochen, tauchte neben ES wie aus dem Nichts eine Gestalt auf. Es schien ein Mensch zu sein, ein alter, hochgewachsener, stattlicher Mann, der die Kleidung und die Insignien eines Pharaos aus dem alten Ägypten trug.

»AMUN!«, brachte Horus aufgeregt hervor und verneigte sich untertänig.

Perry Rhodan blickte die Gestalt gespannt an. Er wusste, dass die Kemeten den Kosmokraten AMUN als eine Art Gottheit verehrten.

»Ja, Horus. Ich bin AMUN«, antwortete die Gestalt. »Dein Misstrauen gegenüber ES ist unangebracht. Ich habe ES gebeten, mit den Menschen zu sprechen, da sie seinen Rat befolgen werden. Denn ES ist ihr Gott, so wie ich, AMUN, der eure bin. Sei gelobt für deine Wachsamkeit, Horus. Doch nun tritt zurück und lasse ES sprechen.«

Mit diesen Worten trat AMUN hinter den Thron, auf dem ES saß.

Die Superintelligenz richtete erneut das Wort an die Anwesenden.

»Ich habe schlechte Neuigkeiten. DORGON liegt im Sterben.«

Perry Rhodan hielt den Atem an. Er wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. ES fuhr fort.

»Es gibt noch eine Möglichkeit, DORGON zu retten. Doch dies können nur Atlan, Alaska Saedelaere und Icho Tolot tun. Sie sind im Kreuz der Galaxien tätig. Zusammen mit Eorthor und dem Volk der Alysker werden sie versuchen, DORGON zu retten.«

Diese Worte lösten Erleichterung in Rhodan aus. Wenn Atlan, Tolot und Saedelaere etwas unternahmen, bestand noch Hoffnung.

»Doch die Gefahr, die von MODROR ausgeht, wächst von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde«, erklärte ES düster. »Daher fordere ich die stillen Sympathisanten MODRORs auf, ihm umgehend abzuschwören, denn sie sind einen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Stattdessen sollt ihr, die ihr hier versammelt seid, eine Allianz aller Menschen und sterblichen Wesen gründen. Nur auf diese Weise kann der Untergang des Universums noch abgewendet werden.«

Keiner der Anwesenden fand ein Wort. Zu stark war der Eindruck der Superintelligenz und ihrer Worte.

»Um euch bei der Gründung dieser lebenswichtigen Allianz zu helfen, lade ich euch zum 5. April 1307 eurer Zeitrechnung zu einer Gipfelkonferenz ein. Bis dahin müsst ihr euch verständigt haben. Ich will, dass alle wichtigen Vertreter eurer Völker kommen. Die Vertreter der LFT, des Kristallimperiums, des Quarteriums, der Somer, der Saggittonen und des dorgonischen Reiches. Aber auch die Widerstandkämpfer von Cartwheel und der Gruppe ULEMAN müssen kommen. Alle müssen dabei sein. Ich dulde keinen Widerspruch!

Ihr habt bis zum 5. April Zeit, euch zu einigen. Ich werde mit jedem Einzelnen von euch reden und dabei helfen, eure kleinlichen Zwistigkeiten zu lösen. Auf dieser Konferenz muss eine neue Ordnung geschaffen werden oder MODROR wird triumphieren und uns alle vernichten. Ich fordere daher jeden von euch auf, meine Einladung anzunehmen.«

Mit diesen Worten verschwanden sowohl ES als auch AMUN und ließen ihre ratlosen Gäste zurück.

»Moment mal! Ich habe noch ein paar Fragen. Die können doch nicht einfach so verschwinden«, regte sich Kaiser Commanus auf.

»Tja, das ist ES. Er lässt immer mehr Fragen offen, als er beantwortet. Trotzdem sollten wir tun, was er sagt«, meinte Perry Rhodan.

»Ja, das denke ich auch«, stimmte der Emperador andächtig zu. Der Emperador war zutiefst beeindruckt von dem, was er soeben gehört hatte.

Außerdem war er ES dankbar, dass die Superintelligenz ihn nicht enttarnt hatte.

»Was mich angeht, so sind meine Zweifel beseitigt, Perry Rhodan. Wenn AMUN empfiehlt, auf ES zu hören, dann ist es so«, erklärte Horus.

»Dann bin ich beruhigt«, sagte Rhodan.

Einer der Einheimischen kam auf die Gruppe zu und verbeugte sich.

»Edle Ritter, der König lässt euch sagen, dass ihr nun gehen möget. Der König wird am 5. April eurer Zeit wieder hier am selben Ort sein«, verkündete er den Anwesenden.

»Dann wird es Zeit zu gehen«, entschied Perry Rhodan.

*

Als man wieder auf der GRAND MASUT war, setzte man sich zusammen und vereinbarte einen Waffenstillstand bis zum Ende der Konferenz am 5. April 1307 NGZ. Zwar war Kaiser Commanus nicht sonderlich begeistert davon, aber der Emperador überredete ihn schließlich. Nachdem die Verhandlungen abgeschlossen waren, verschwand WANDERER.

*

Perry Rhodan und Aurec verabschiedeten den Emperador, der wieder auf sein Schiff zurückkehrte. Aurec wandte sich mit einer Bitte an den alten Spanier.

»Don Philippe, ich möchte Sie um Erlaubnis für Kathy, Nataly und Jaaron Jargon bitten, ebenfalls am 5. April nach WANDERER kommen zu dürfen. Ich würde sie sehr gerne wiedersehen. Mir liegt viel daran«, sagte der Saggittone.

»Ich habe nichts dagegen. Ich werde alles Entsprechende veranlassen. Wir sehen uns wieder am 5. April und ich habe die Hoffnung, dass wir dann zu einer vernünftigen Lösung gelangen. Als Zeichen meines guten Willens werde ich dafür sorgen, dass die Sternenportale von nun an auch wieder für die Saggittonen benutzbar sind«, verkündete der Emperador und verabschiedete sich.

Perry Rhodan und Aurec sahen ihm nach.

»Hat dir Sam berichtet, was wir von da Reych erfahren haben?«

Perry blickte den Saggittonen ernst an.

»Ja.«

Aurec senkte den Kopf.

»Nicht nur, dass sie abscheuliche Verbrechen an den Saggittonen begangen haben, nein, sie ermorden systematisch Billionen von Wesen mit ihrer Artenbestandsregulierung.«

»Ich frage mich nur wieso?«

»Für mich ist ausschlaggebend, dass sie es tun. Und mit ihnen sollen wir Frieden schließen? Ich kann es mir nicht vorstellen.«

Perry verstand Aurecs trotzige Haltung. Dennoch mussten sie erst einmal mit dem Quarterium verhandeln. Die Tatsache, dass in Entsorgungslagern Millionen unschuldiger Extraterrestrier umgebracht wurden, war unfassbar. Er schämte sich für diese Verbrechen der Menschheit. Sie mussten so schnell wie möglich beendet werden. Doch es gab nur zwei Alternativen: Krieg oder ein erfolgreicher Ausgang der WANDERER-Konferenz.

»Alles, was das Morden stoppt, müssen wir annehmen. Zuerst Frieden und dann werden die Mörder bestraft. Wir müssen klug vorgehen, um das zu erreichen. Das Morden zu beenden, hat oberste Priorität!«

»Meinst du, dass es doch noch Frieden gibt?«, fragte Aurec den Terraner.

Rhodan sah aus dem Sichtfenster hinaus in den Weltraum.

»Es gibt immer Hoffnung, solange die Sterne nicht erlöschen.«

*

Die Zeit ist angebrochen.

Sie wandern zu ihrer Superintelligenz. Sie suchen ihren Frieden. Andernorts erreicht das Resif-Sidera seinen Bestimmungsort. Der erste Schatten des Nistant ist zurückgekehrt. Was gewaltsam getrennt war, wird wieder vereint. Die Kraft des Sargomoph strömt wieder.

Die Legionen stehen im Zentrum der vier Galaxien bereit, um den Kataklysmus auszulösen.

Von nun an wird sich alles ändern für sie. Meine Zeit ist angebrochen. Die Ära der Hohen Mächte ist vorüber. Die kurze Herrschaft der Menschen ist beendet.

Wer hat das GESETZ initiiert und was bewirkt es?

Jene Frage, nach deren Antwort seit dem Anfang der Zeit gesucht wird, hat bald eine andere Bedeutung.

Ich rief mir die Geister zurück ins Gedächtnis. Ich fühlte sie. Spürte ihren Lebensimpuls, ihren letzten Atem, vor Millionen von Jahren ausgehaucht. Und jede dieser Seelen machte mich stark. Mächtig für die kommende, ultimate Aufgabe.

Die Zeit ist da.

Macht euch geschwind auf, meine Söhne des Chaos! Im Gedenken an die Toten und jene, die noch sterben. Besinnt euch auf das Chaos und die beruhigende Aura der Finsternis. Erinnert euch an den Geschmack von Blut, an das Gefühl des letzten Herzschlages eures ersten Opfers. Ruft euch ins Gedächtnis, wieso ihr dies tut. Wieso dies, was andere als Höllenqualen bezeichnen, für uns das Elysium ist. Schärft eure Schwerter, ladet eure Waffen!

Die Zeit ist da.

8. Hoffnung

5. April 1307 NGZ

Aurec

In der nächsten Sekunde könnten wir alle tot sein.

Das Sonnensystem von Som-Ussad bot ein bizarres Bild. Kugelförmige Stahlkolosse zogen ungestört ihre Bahnen, während unsere scheibenförmigen Raumgiganten sich in Richtung Sternenportal schoben.

Wie lange würde der Status Quo halten? Wie lange zeigten sich die beiden Imperien von der Präsenz von ES beeindruckt? Oder wendete sich jetzt alles zum Guten?

Mir fehlte der Glaube daran. Seit beinahe zwei Jahren führten wir einen harten, erbarmungslosen Krieg gegen die quarterialen und dorgonischen Besatzungsmächte in den estartischen Galaxien. Zwei lange, traurige Jahre. Zu viele Verluste, zu viele Niederlagen, zu viele Zweifel an dem Sinn dieses Krieges.

Es gab nicht wenige, die mir zum Vorwurf machten, ich habe das Volk der Saggittonen in den endgültigen Untergang getrieben. Viele fragten sich, was wir in den estartischen Galaxien verloren hätten? Dieselben gaben mir die Schuld an der Niederlage Saggittors in Cartwheel.

Ich selbst stellte mir diese Fragen auch immer wieder. War ich schuld an der Katastrophe? Dabei wollte ich doch nur helfen. Wir durften die Bürger der estartischen Föderation nicht allein ihrem Schicksal überlassen. Wir konnten nicht einfach wegsehen! Ich wollte diesen Krieg nicht, ich hatte ihn auch nicht begonnen. Aber ich wollte auch nicht tatenlos der Unterdrückung und Tyrannei zusehen. Das Volk der Saggittonen, Holpigonen, Varnider, Trötter, Multivons und selbst die Akonen unterstützten mich. Jedem musste klar sein, dass wir einen langen und erbitterten Krieg führen würden.

Dennoch, dass er so verlustreich und durch Niederlagen geprägt sein würde, hätte selbst ich nicht gedacht. Wir hatten kaum etwas in den rund neunzehn Monaten erreicht. Ein Sonnensystem nach dem anderen fiel. Nun war dem Widerstand nur noch der »Dunkle Himmel« zwischen Absantha-Schad und Absantha-Gom geblieben.

Alles war so hoffnungslos. Selbst wenn wir kapitulierten – es gab kein Zuhause mehr. Saggittor war besetzt. Das Quarterium hatte sein Versprechen gebrochen. Wir kämpften jetzt nicht nur für die Freiheit Estartus, sondern auch für die Saggittors.

Aber unsere Chancen waren gering. Die Aussicht auf ein normales Leben rückte in weite Ferne. Ich fühlte mit den Soldaten, die an ihre Familien dachten. Ich dachte jede freie Minute an Kathy. Sie fehlte mir schrecklich. Obwohl mir mit ihr stets nur wenig Zeit vergönnt war, liebte ich sie von ganzem Herzen. Ich wusste, sie erwiderte meine Liebe. Der Gedanke, meine Verlobte wiederzusehen, gab mir Kraft. Doch dann traten wieder Zweifel an die Stelle der fröhlichen Träumerei.

Sie lebte zusammen mit Nataly und deren Onkel Jaaron Jargon in der LFT-Botschaft. Dort wähnte ich sie in Sicherheit.

Vielleicht gelang es mir sogar, sie wiederzusehen. Ich hatte den Emperador gebeten, sie mit zur Konferenz zu nehmen. Und selbst wenn es nur für ein paar Stunden war: Ich wollte sie wiedersehen, sie in die Arme nehmen, halten … ihre Nähe und Liebe spüren.

Einer zweiten Person auf der Brücke erging es nicht anders. Mit einem Schmunzeln sah ich zu meinem alten Freund Jonathan Andrews hinüber. Er kauerte in einem Sessel und qualmte einen Glimmstängel nach dem anderen, sehr zum Leidwesen der Brückencrew. Rauchen war unter den Saggittonen nicht sehr verbreitet. Gott sei Dank schafften es auch die Terraner nicht, diese Unsitte bei uns zu »importieren«.

Der Gedanke an Kathy erweckte in mir neue Energie. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr so depressiv und niedergeschlagen, wie in den letzten Monaten. Wenn sie an meiner Seite wäre, könnte ich befreiter kämpfen. Auch der verwegenste Krieger brauchte eine Schulter, an die er sich anlehnen konnte.

»Ich habe Hunger.«

Jonathans Gedanken kreisten wohl doch nicht immer um seine Frau Nataly. Aber er hatte recht. Auch bei mir grummelte es im Magen.

»Wann wird der Flottenverband durch das Sternenportal fliegen?«, fragte ich Rendera, meinen treuen Kommandanten der SAGRITON.

Der bärtige Saggittone antwortete: »In etwa dreißig Minuten, Kanzler.« Er grinste. »Sie können ruhig essen. Wenn etwas ist, sag ich schon Bescheid.«

»Danke!«

Andrews ging vor. Offenbar war sein Hunger größer, als ich dachte. Wir begaben uns in die Kantine, drei Stockwerke über der Zentrale. Dort saßen viele Besatzungsmitglieder. Die meisten waren Saggittonen, aber auch ein paar Varnider, Holpigons und Trötter waren anwesend. Die Multivons bekam man nie beim Essen zu Gesicht. Es lag wohl daran, dass sie ihre Nahrung auf sehr seltsame Weise aufnahmen.

Ein paar Saggittonen grüßten mich, für die meisten war meine Anwesenheit nicht ungewöhnlich. Ich speiste öfters in der Kantine. Nur weil ich der Kanzler Saggittors war, musste ich nicht jeden Tag königlich dinieren. Es gab Politiker, die das Volk scheuten. Ich gehörte nicht dazu – im Gegenteil, die Nähe zu meinen Leuten erfreute mich. Besonders in so einer düsteren Zeit.

Ein Varnider kam zu uns.

»Was wünschen die erlauchten Herrschaften?«

Eigentlich wollte ich mir einen Salat bestellen, doch beim Anblick des blumenähnlichen Wesens überlegte ich es mir anders.

»Terranisches Hähnchen mit Reis.«

»Und ich nehme einen Nudelauflauf«, sagte Andrews.

Der Varnider machte eine Verbeugung und ging wieder in Richtung Küche. Wir beide starrten aus dem Fenster. Vor uns lag Som-Ussad. Hier hatte alles begonnen. Der erste Kampf zwischen den Saggittonen und dem Quarterium. Wir hatten ihn verloren. Nun, rund neunzehn Monate später, winkte der ersehnte Frieden. Würde ES ihn wirklich herbeiführen können? Die Dorgonen und Quarterialen zur Vernunft bringen? Jeder hoffte es. Deshalb war diese Konferenz, zu der ES einlud, auch so ein Ereignis. Nicht nur Politiker und führende Militärs würden daran teilnehmen, sondern auch viele couragierte Zivilisten, die diesem historischen Ereignis beiwohnen wollten.

»Ob der Emperador Wort hält?«

Andrews dachte nun wieder an Nataly. Sofort kreisten meine Gedanken erneut um Kathy. Ich vermisste sie so sehr. Ohne sie war ich nur ein halber Mensch. Wären nicht Jonathan und die anderen, die ich mit Stolz meine Freunde nannte, hätte ich wahrscheinlich nicht mehr die Kraft, um diesen Krieg zu führen. Ich fühlte mich ausgebrannt, wurde nur noch durch meine Verantwortung angetrieben. Ich tat es, weil ich es tun musste. Hoffentlich änderte sich alles bald.

»Er wird Wort halten. Wir werden Kathy und Nataly schon sehr bald wiedersehen«, sagte ich mit festem Ton, als wollte ich mich selbst noch einmal überzeugen.

Wir mussten sie einfach wiedersehen!

»Glaubst du wirklich, dass ES den Frieden bringt? Warum sollten die auf ihn hören?«

Jonathans Zweifel waren berechtigt. Auch mir fehlte der rechte Glaube an die göttliche Überzeugungskraft von ES. Vielleicht lag es daran, dass ich als Saggittone nicht so eine feste Bindung zu der terranischen Superintelligenz besaß.

»Wenn nicht ES, wer dann? Nur er kann sein Lieblingsvolk zur Vernunft bringen. Es würde schon reichen, wenn das Quarterium umschwenkt. Schließlich hat de la Siniestro den Zellaktivator von ES bekommen. Wenn sich das Quarterium aus den estartischen Galaxien zurückzieht, haben wir wieder eine Chance!«

Ich glaubte an diese Worte. Sie kamen aus tiefster Überzeugung. Wenn dies ES gelang, dann wurden die Karten neu gemischt. Saggittor würde wieder frei sein. Kathy wäre wieder frei …

Der Varnider brachte uns inzwischen das Essen. Jonathan verschlang in einem enormen Tempo den Nudelauflauf.

Trotzdem schien selbst das Essen ihn nicht positiver auf die Konferenz einzustimmen.

»Aber was ist mit diesen seltsamen Berichten von Beschryr? Und den Deportationen hunderttausender Estarten nach Cartwheel? Der Emperador muss uns über deren Verbleib aufklären.«

Er hatte recht. Kein einziges Wesen lebte mehr auf der Welt Beschryr. Mehr als dreihundert Millionen Estarten waren wie vom Erdboden verschluckt. Was hatte das Quarterium mit ihnen gemacht? Leider bekamen wir keine Nachrichten aus Cartwheel. Unser Spionagenetz war lahmgelegt. Wohin wurden die Deportierten verschleppt?

Was hatte das Auftauchen von Rodrom über Beschryr damit zu tun? Elyn hatte ihn gespürt. Seltsame Dinge waren auf dieser Welt vorgegangen. Es zeigte uns, dass auch die Gefahr durch MODROR allgegenwärtig war. Das führte uns Elyn immer wieder vor Augen.

Das melodische Summen meines Interkoms riss mich aus den Überlegungen. Rendera war dran.

»Kanzler, die IVANHOE II hat den Verband erreicht. Wir sind nun zum Abflug bereit.«

Sam, Mathew Wallace und Jan Scorbit! Das Ganze war verdammt gefährlich. Das Quarterium konnte mit einem Schlag die ganze Führungsriege des Widerstands ausradieren. Nur Torrinos, das dreiköpfige Mutantenkorps und Sam Tyler waren auf Som und Etustar geblieben.

»Danke, Rendera. Informieren Sie die IVANHOE II und die anderen Schiffe, dass wir jetzt durch das Sternenportal fliegen. Starten Sie nach eigenem Ermessen. Wir machen uns auf den Weg.«

Die Hälfte meines Essens blieb auf dem Teller. Leider hatte ich nicht das gleiche Tempo wie Jonathan beim Speisen. Wir gingen zurück zur Zentrale und bekamen noch rechtzeitig mit, wie die zweihundert Schiffe durch das Portal flogen. Als Letztes durchquerte die IVANHOE II das Sternenportal. Dann waren wir an der Reihe.

Ich atmete tief durch. Nur ein kurzer Schritt, dann waren wir dem Frieden Millionen Lichtjahre näher. Und ich war Kathy Millionen Lichtjahre näher.

Sternenportal Lokale Gruppe

Cauthon Despair

Die Zeit ist angebrochen!

Immer wieder wisperte die Stimme in meinem Kopf jene Worte. Sie war schwach und mir dennoch bestens bekannt. Es war mein Meister MODROR.

Ich schob den Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt.

Das lange Warten hatte ein Ende.

Vor uns lag die Lokale Gruppe, auch wenn es schwer war, Andromeda und die Milchstraße aus den vielen funkelnden Sternen auszumachen. Natürlich wusste ich, wo die beiden Galaxien lagen. Nur ein Narr beschäftigte sich nicht damit.

Es war lange her, dass ich auf dieser Seite des Sternenportals gewesen war. Viel zu lange. Der Anblick Andromedas und der Milchstraße erfüllten mein Herz mit Freude. Auch wenn sie nur winzig klein von hier aus waren, so fühlte ich mich meiner Heimat nahe.

Direkt vor unserem Verband lagen die drei Raumstationen SOLARIS STATION, SUN STATION und SOL STATION. Dahinter thronte ES’ gigantischer Planet WANDERER. Eine flache, grün leuchtende Welt mitten im Nichts. Ein wahrlich beeindruckender Anblick.

Der Sektor war gefüllt mit Raumschiffen jeder Art. Kurz vor uns mussten die Saggittonen, Akonen und estartischen Völker angekommen sein. Sie flogen in einen bestimmten Sektor, nahe der LFT. Anscheinend signalisierten alle Parteien damit ihre Sympathien. Abseits ruhten die Schiffe MODRORs. Ich war mir sicher, dass das nicht so blieb. MODROR würde etwas gegen die Konferenz von ES unternehmen. Ich spürte die Präsenz meiner Brüder, je näher wir den Schiffen der Dscherr’Urk kamen.

Sollte es der Superintelligenz gelingen, Frieden zu erreichen, waren MODRORs Pläne gescheitert. Was würde dann aus uns werden? Konnten wir überhaupt einem Frieden zustimmen? Offiziell hatten wir die Pflicht dazu, denn niemand von der Bevölkerung wusste von unserem Pakt mit MODROR.

Ich fragte mich, ob ES davon wusste. Offenbar schon, aber er schien uns zu decken. ES hätte die Möglichkeit gehabt, den Emperador zu enttarnen, aber er hatte es nicht getan. Warum? Vergab er uns unsere Schandtaten, wenn wir sie jetzt sühnten?

De la Siniestro stand schweigend neben mir und starrte durch das Panoramafenster auf den Sektor. Was ging in ihm vor? Er schien meine Gedanken zu erraten, denn er wandte sich mir zu.

»Wir stehen am Scheideweg, mein treuer Freund.«

Ich blickte mich um. Niemand durfte unser Gespräch mitbekommen, sofern der Emperador anfing, über MODROR zu reden. Ein paar Brückenoffiziere wanderten um uns herum. Ich schritt zu einem leeren Platz in der Zentrale. Der Spanier folgte mir.

»Wenn ES den Frieden erreicht, müssen wir einiges im Quarterium sofort abschaffen.«

»Wovon sprecht Ihr, Despair?«

Diese Frage verwunderte mich etwas.

»Ich spreche von zutiefst verwerflichen, unmenschlichen Ereignissen auf Objursha und anderen Welten. Katschmarek, Niesewitz und Jenmuhs müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden.«

Er sah mich überrascht, fast schon erschrocken an.

»Wüsste Rhodan davon, würde er mit uns keinen Frieden schließen. Sollte diese Konferenz erfolgreich sein, müssen wir uns von Jenmuhs, Leticron und den anderen Extremisten lossagen und Reformen durchführen.«

Der Emperador packte mich an den Schultern. In seinen Augen stand Angst. Mit zitternder Stimme fragte er mich: »Können wir so das Quarterium retten?«

»Es gibt noch eine Alternative«, entgegnete ich.

»Welche?«

»Wir bleiben MODROR treu.«

Der Emperador sah mich entgeistert an. Er trat einen Schritt zurück, senkte den Kopf und murmelte etwas Unverständliches.

»Das wäre dann ein Krieg, den wir nicht verlieren dürften …«

»Welche Wahl hätten wir, wenn die Verbrechen auf Objursha bekannt werden, mein Emperador? Vergesst nicht, dass Rodrom die Artenbestandsregulierung fordert.«

Offenbar war das de la Siniestro noch nicht ganz klar. Diese Friedenskonferenz von ES war kein Segen, sondern ein Fluch. Das Quarterium stand überall auf der Seite des Sieges. Sollten die Dorgonen oder die quarteriale Bevölkerung sich durch ES pazifistisches Geschwätz überzeugen lassen, würde das Quarterium zusammenbrechen. Einen Krieg gegen alle konnten wir nicht führen.

So hatten wir nur die beiden Alternativen, uns gegen MODROR zu stellen oder an seiner Seite gegen alle Freunde zu kämpfen.

Oberst Tantum kam zögerlich näher, schien auf meine Erlaubnis zu warten, die ich ihm mit einem kurzen Nicken signalisierte.

»Was gibt es, Oberst?«

Er gab mir ein Memo. Es war kaum zu glauben, was in dem Memowürfel in grüner Schrift geschrieben stand. Ich spürte den fragenden Blick des Emperadors auf mir ruhen.

»Nun, mein Emperador«, begann ich leise. »Wir wissen jetzt, wo sich die Flüchtlinge von Objursha befinden. Ein Geheimagent hat den Standort von Joak Cascal und Anya Guuze ausfindig gemacht. Sie versuchen durch das Sternenportal zu fliegen. Offensichtlich, um Perry Rhodan Bericht zu erstatten.«

Das sowieso schon bleiche Gesicht des Spaniers wurde fahl.

»Wo sind sie? Wir müssen das verhindern!«

In diesem Moment genoss ich die Unwissenheit des Herrschers über Cartwheel. Nun war er mir unterlegen.

»Ich würde gerne das Schiff stoppen. Dies bedarf jedoch Ihres Befehls.«

»Warum, Despair?«

»Weil sich Cascal und Guuze auf der GRAND MASUT befinden.«

Der Emperador war sichtlich getroffen. Er wich zwei Schritte nach hinten zurück und fasste sich an die Brust. Eher eine symbolische Geste für seinen Kummer, denn Herzschmerzen bekam er dank des Zellaktivators nicht.

»Danton hat mich verraten …«

»Ja, Emperador! Er hat nie gegen seinen Vater gekämpft. Wie ich es von Anfang an vermutet habe, ist Danton ein trojanisches Pferd, das Kontakte zum Widerstand hat. Vermutlich hilft er fleißig beim Aufbau der neuen Organisation mit.«

Der Emperador vergrub sein Gesicht in den Handflächen. Dann nahm er wieder Haltung an und sah sich verlegen um. Offenbar fiel ihm erst jetzt wieder ein, dass wir nicht allein waren, sondern uns in der Kommandozentrale der EL CID befanden.

»Einen Narren könnt Ihr mich schalten. Er hat meine Gutmütigkeit ausgenutzt! Dafür soll er büßen. Wo befindet sich die GRAND MASUT?«

Endlich kam de la Siniestro wieder zur Besinnung.

»Das Schiff wartet auf die Erlaubnis unserer Wachflotte, das Sternenportal in Cartwheel zu passieren.«

»Da können die lange drauf warten. Bringen Sie die MASUT auf! Zerstören Sie das Schiff zur Not. Wenn möglich möchte ich jedoch Danton, Cascal und diese bezaubernde Anya Guuze lebend haben, verstanden?«

Ich überlegte einen Moment. Die Verhaftung Dantons und vor allem Cascals konnte gefährlich für uns werden. Cascal besaß, vor allem unter den Offizieren und Mannschaften, die schon während des Terrablocks zur Raumflotte gehört hatten, noch eine gewisse Autorität. Und auch Danton hatte während seines Aufenthalts in Cartwheel einige Sympathien gewonnen.

»Emperador, ich bitte Sie zu bedenken, dass die Verhaftung Dantons und Cascals ohne großes Aufsehen durchgeführt werden sollte. Vor allem sollten wir die Raumflotte heraushalten. Ich denke, dass das eine Aufgabe für die CIP wäre.«

Der Emperador schaute mich überrascht an.

»Die CIP, wieso gerade die? Sie sind doch sonst nicht gerade ein Freund der Methoden unseres Marschallkommandeurs!«

»Nun in diesem Fall heiligt der Zweck wohl die Mittel. Wie Sie wissen, ist Oberstkommandeur Trybwater mit diesem neuartigen SUPREMO-Typ ebenfalls am Sternentor anwesend. Dieses Schiff dürfte wohl über die nötige Kampfkraft verfügen, um die MASUT aufzubringen und notfalls zu zerstören.«

Der Emperador überlegte einen Moment.

»Das ist eine gute Idee, Despair. Aber Danton, Cascal und Guuze müssen unbedingt lebend erwischt werden.«

Dann wandte er sich an Oberst Tantum, nachdem er kurz einige Zeilen auf ein Stück altertümliches Pergamentpapier gekritzelt hatte.

»Oberst, übermitteln Sie diese Befehle sofort an Oberstkommandeur Trybwater auf der FLASH OF GLORY. Sie können noch hinzufügen, dass er mir mit seinem Kopf dafür haftet, dass diese wortwörtlich ausgeführt werden.«

Tantum salutierte vor dem Emperador. Ich verstand den Sinn nicht, warum wir überhaupt Gefangene machen sollten. Vielleicht war Rhodans Sohn von Wert, doch Cascal und Guuze keineswegs. Cascal war gefährlich, er musste endlich sterben. Offenbar erhoffte sich der Emperador irgendetwas von Anya Guuze. Oder von Rosan Orbanashol-Nordment? Nun, keine Frau mit Geschmack würde sich ihm hingeben. Das erinnerte mich an unsere anderen Gäste.

»Emperador«, sagte ich, nachdem Tantum die Brücke verlassen hatte, um die Befehle weiterzugeben. »Sollen wir nach Gefangennahme die drei zu unseren anderen Gästen bringen?«

»Oh«, machte der Spanier, als hätte er die ganz vergessen. »Nein, die sollen nichts davon wissen. Schließlich werden sie noch der Öffentlichkeit gezeigt.«

Ich verneigte mich vor dem Emperador und wandte mich wieder meiner Arbeit zu. Es war riskant, Rosan Orbanashol-Nordment bei den anderen zu lassen. Was, wenn sie trotz der Drohungen mit ihnen redete? Dann mussten alle vier zum Schweigen gebracht werden.

Jaaron Jargon

Auszüge aus »Die Reise eines Linguiden«

Wir schrieben den 3. April 1307 NGZ. Seit drei Tagen befanden wir uns auf der EL CID, dem ebenso luxuriösen wie todbringenden Flaggschiff des Quarteriums.

Mit »wir« meinte ich meine bezaubernde Nichte Nataly, ihre neugewonnene Freundin Kathy und die Anführerin der USO in Cartwheel, der Halbterranerin Rosan Orbanashol-Nordment.

Selten war ich in so reizender Gesellschaft. Der Anwesenheit der drei jungen und ebenso hübschen Damen gewann ich viel Positives in dieser eher tristen Zeit ab.

Ich nutzte die Ruhe, um weiter an meinem Buch zu schreiben – den Chroniken Cartwheels, die nun den Titel »Die Reise eines Linguiden« trugen.

Wir wurden sehr zuvorkommend an Bord behandelt. Der Emperador persönlich sorgte für unser Wohlergehen.

Vielleicht war dieses junge Imperium noch wandlungsfähig. Jedes freiheitsliebende Wesen setzte seine Hoffnung auf die Vernunft aller Beteiligten auf dieser Konferenz.

Nach mehr als eineinhalb Kriegsjahren war die Zeit des Friedens gekommen. Ich war mir sicher, dass auch der Emperador das erkannt hatte, der ohnehin in meinen Augen nie einen Krieg gewollt hatte. Seine Schergen, namentlich Leticron und Uwahn Jenmuhs, würden zurücktreten und die Macht in verantwortungsvolle, demokratische Hände geben müssen.

Vielleicht war nur der Wunsch Vater meines Gedanken, aber wenn jetzt nicht die Wende eingeleitet wurde, wann dann? Würde diese Friedensmission scheitern, wäre die Alternative unsägliches Leid. Der Krieg würde weitergehen und wahrscheinlich ungeahnte Ausmaße annehmen.

*

Es war müßig, darüber ständig nachzudenken. Leider lag die Entscheidung über Krieg und Frieden nicht in meinen Händen. Ich lehnte mich zurück. Für heute hatte ich genug geschrieben. Ein gutes Glas Cognac würde meiner Seele gut tun.

»Ach, Nataly, Liebes. Wärst du so nett und würdest mir einen Cognac bringen?«

Nataly seufzte kurz. Dann lächelte sie mich an und machte sich auf den Weg. Das junge Mädchen sollte bloß nicht so behäbig werden. Ihre Gelenke waren noch nicht so marode wie die meinen.

Kathy Scolar stand schweigend am Fenster und starrte in das Weltall hinaus. Offenbar hoffte sie auf die Ankunft von Aurec. Doch nicht nur Kathy war voller Erwartung. Mir blieb Natalys Nervosität nicht verborgen. Auch sie erwartete ungeduldig Jonathans Rückkehr. Das letzte Mal, dass ich die beiden Herren gesehen hatte, war in meiner Villa in New Turin. Das war im Juli 1305 gewesen. Mein Gott, wo war die Zeit geblieben? Wir schrieben inzwischen April 1307.

Kathy und Nataly hatten ihre Liebenden am 27. August 1305 NGZ das letzte Mal gesehen. Seit rund neunzehn Monaten hatten sich die beiden liebenden Paare nicht mehr zu Gesicht bekommen. Eine sehr lange Zeit.

Kathy wirkte noch ungeduldiger als Nataly. Kein Wunder, sie hatte nie viel Zeit mit Aurec verlebt. Ich war mir aber sicher, dass Natalys Sehnsucht keineswegs geringer war, als die ihrer Freundin. Ich war froh, dass die beiden Frauen endlich ihre alte Fehde beendet hatten. Sie waren in den letzten neunzehn Monaten zusammengewachsen, obwohl Nataly anfangs sehr misstrauisch gegenüber der ehemaligen MODROR-Agentin gewesen war.

Kathy hatte sich in meinen Augen sehr verändert. Sie war nicht mehr die labile, leicht beeinflussbare Person von einst. Sie war stark, selbstbewusst und verantwortungsvoll geworden. Das hatte sie in letzter Zeit oft unter Beweis gestellt.

»Wenigstens habe ich hier meine Ruhe vor diesem alten Sack.«

Die bezaubernde Rosan meinte damit sicherlich den Emperador de la Siniestro.

»Nun, meine Liebe, nur weil jemand alt ist, muss er noch kein Sack sein«, kommentierte ich.

Ihre Augen funkelten, als sie mich ansah. Eine leichte Röte färbte ihre Wangen.

»Tut mir leid, Jaaron. So habe ich das natürlich nicht gemeint. Sie sind ein Gentleman. De la Siniestro ist ein Verbrecher und obendrein noch ein ziemlich lüsterner …«

Ich seufzte. Auch Männer in unserem Alter waren der Liebe zu jungen Damen nicht abgeneigt. Natürlich waren wir reifer und kontrollierter, doch so mancher Mann drehte auch beim dritten Frühling richtig durch. Eigentlich waren de la Siniestro und auch meine Wenigkeit längst über ein gewisses Alter hinaus, doch der mächtigste Mann von Cartwheel schien das anders zu sehen. Er hatte Rosan einen Heiratsantrag gemacht. Sicherlich steckte eine gehörige Portion politisches Interesse dahinter, sicherlich aber auch der Gedanke an Rosans Schönheit und Jugend.

»Vielleicht hat das alles bald ein Ende. Sie müssen Siniestro nicht heiraten und wir alle sind bald in Freiheit. Rhodan und Aurec werden das mit ES’ Hilfe schon richten.«

Ich versprühte Optimismus. Allerdings auch nur, um den drei Damen mehr Mut zu machen. Ich fühlte mich für sie verantwortlich. Irgendjemand musste sie aufmuntern.

»Da passiert etwas.«

Kathy meldete sich zu Wort. Sie sah beunruhigt aus dem Fenster. Sie deutete auf einen Punkt aus dem quarterialen Verband. Wir sahen es uns an. Ein SUPREMO-Schlachtschiff steuerte aus dem Verband und verschwand durch das Sternenportal.

Es war ein besonderes SUPREMO-Schlachtschiff. Nur ein Schiff hatte eine Keilform – die FLASH OF GLORY, ein Prototyp des Quarteriums, ein Schiff, welches der CIP unterstellt war.

»Ich glaube nicht, dass der was zu Hause vergessen hat«, meinte Nataly, womit sie sicherlich recht hatte.

Es hatte einen Grund, warum dieses Schiff wieder nach Cartwheel zurückflog. Nur welcher? Ich konnte mir jedoch kaum vorstellen, dass es etwas Gutes zu bedeuten hatte.

Sternenportal Cartwheel

»Enterkommando fertigmachen.«

Der Kommandeur bestätigte Reynar Trybwaters Befehl lässig und gab die Order an die Truppen weiter. Sie standen bereit, die GRAND MASUT zu entern. Oberstkommandeur Trybwater beendete die visuelle Verbindung zum Hangar. Stattdessen richtete er sein Augenmerk auf die GRAND MASUT. Eigentlich ein winziges und schwaches Schiff im Vergleich zur einmaligen FLASH OF GLORY, fand er.

Trybwater war stolz, das Kommando über dieses Schlachtschiff erhalten zu haben. Ebenso geehrt fühlte er sich durch den aktuellen Auftrag. Emperador Siniestro persönlich hatte ihn mit diesem delikaten Auftrag betraut – die GRAND MASUT zu entern und Roi Danton sowie die beiden Terroristen Joak Cascal und Anya Guuze gefangen zu nehmen. Er würde den Emperador nicht enttäuschen!

Seine Karriere hatte sich in den letzten Jahren steil nach oben entwickelt. Er war der Günstling von CIP-Chef Niesewitz und nun sogar Kommandant der FLASH OF GLORY. Seit dem Tod von Stevan da Reych war er ebenfalls für die Umsetzung der Artenbestandsregulierung mitverantwortlich. Insgeheim erhoffte er sich, bald die Nummer Zwei in der CIP zu werden.

Sehr zu seiner Enttäuschung war aber Oberstkommandeur Toffting Rudloff zum neuen Generalkommandeur ernannt worden. Rudloff war sicherlich ein fähiger Mann und ein guter Organisator, aber Trybwater hätte lieber sich in dieser Rolle gesehen. Ebenfalls stand der Chef der Spionageabteilung, der Pariczaner Pragoran, noch über ihm. Immerhin war Trybwater aber rangmäßig schon die Nummer Vier der CIP.

»Sir, wir nähern uns der GRAND MASUT. Das Schiff hat nur eine Schutzschildstaffel hochgefahren.«

»Traktorstrahl aktivieren.«

Sofort wurde der Befehl ausgeführt. Wenige Sekunden später rief die GRAND MASUT die FLASH OF GLORY.

»Stellen Sie Funkverbindung her.«

Roi Dantons Hologramm erschien lebensgroß in der Zentrale. Trybwater hatte keinerlei Respekt vor dieser Legende. Danton war in seinen Augen nur ein dummer Idiot, der sich die Gunst des zu leichtgläubigen Emperadors erschlichen hatte.

»Darf ich mir die Frage erlauben, was diese Impertinenz zu bedeuten hat, Monsieur?«

»Sie dürfen«, gab Trybwater verächtlich zurück. »An Bord Ihres Schiffes befinden sich zwei gesuchte Verbrecher. Ich schicke einen Spürtrupp an Bord und werde persönlich die Operation überwachen.«

»Darf ich wissen, wen Sie suchen?«

Danton spielte offenbar den Unwissenden. Trybwater kümmerte das herzlich wenig. Er war ein Mann, der den direkten Weg ging.

»Das wissen Sie sehr genau, Danton. Verhalten Sie sich bis zu meiner Ankunft ruhig, sonst sehe ich mich veranlasst das Schiff gewaltsam einzunehmen.«

»Seien Sie meine Gäste«, antwortete Danton. »Wünschen Sie Tee oder Kaffee bei Ihrer Ankunft?«

Einige Besatzungsmitglieder lachten. Böse musterte er die Brückencrew. Natürlich, diese verdammte Oxtornerin grinste ihn ungeniert an. Seine gute Laune war plötzlich verflogen. Er wusste genau, dass die Mitglieder der Gruppe Zero ihn nicht akzeptierten. Der Name seines Vorgängers schwebte noch immer wie ein Damoklesschwert über ihm. Meyers, in den tiefsten Schlünden der Hölle soll deine verdammte Seele verdorren. Doch noch immer war die Gruppe Zero Niesewitz’ Lieblingskind. Kategorisch hatte der es abgelehnt, die Gruppe auszutauschen und zu disziplinieren. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, beendete der Oberstkommandeur die Verbindung.

»Enterkommando soll zuschlagen. Ich bin in einer Minute im Hangar!«

*

»Wollen Sie auch etwas?«

Trybwater traute seinen Augen nicht! Wo befand er sich hier? In einem Puff? Danton lag auf einer mit roten Samt benähten Couch und starrte an die Decke. Eine neben ihm liegende exotische Terranerin kraulte seine Brust. Ihr bisschen Kleidung verbarg nichts. Danton zog an einem Räucherstäbchen. Das war keine Zigarette, der Gestank von natürlich erstellten Drogen drang in Trybwater Nase.

»Sie kiffen, Mann!«

»Nein, ich inspiriere mich. Ich bin jetzt im Einklang mit dem Kosmos und übe mich im meditativen Sein des Sen. Kennen Sie die Lehre des Sen? Einklang mit Geist und Seele durch Ruhen und Nichtstun. Herrlich …«

Trybwater rang nach Worten. Er blickte sich um. Ein anderes Mädchen brachte Danton etwas zu trinken. Ächzend und seufzend erhob sich Perry Rhodans Sohn und führte das Glas zum Mund.

»Köstlich. Möchten Sie auch etwas Cognac? Oder wie steht es mit stimulierenden Mitteln? Möchten Sie eine der Damen für ein paar Stunden haben?«

Danton kicherte, während Trybwater gar nicht zum Lachen zumute war. Er legte die Hände hinter den Rücken und bedachte Danton mit einem verächtlichen Blick.

»Ich bin hier, um die beiden gesuchten Verbrecher Danny Mulder und Anya Guuze zu holen. Sie beherbergen diese Terroristen. Händigen Sie mir die beiden unverzüglich aus.«

Danton stand auf, hob die Arme und taumelte von links nach rechts. Trybwater glaubte, dass sich Danton wohl total zugedröhnt hatte.

»Mondieu! Sie haben recht! Aber was sollte ich machen? Mulder sagt, er sei Joak Cascal und die Sache muss ich doch prüfen! Ich wollte Mulder, der zugegeben etwas exzentrisch ist, meinem Vater zeigen.«

Trybwater bebte innerlich! Wie es Despair vermutet hatte. Cascal sollte zu Rhodan gebracht werden. Er und Guuze hätten dann von der Artenbestandsregulierung auf Objursha berichtet. Das wäre verheerend gewesen. Obendrein gestand Danton seine Schuld. Offensichtlich war er sich dessen gar nicht bewusst oder er versuchte sich dumm zu stellen.

Der Oberstkommandeur spielte das Spiel erst einmal mit.

»Dieser Mulder und diese Guuze sind Lügner und Reichsgegner. Natürlich ist Mulder nicht Cascal. Sie wurden getäuscht, Danton!«

»Nein!«

Danton schrie, fasste sich ans Herz und brach zusammen. Er fing an zu weinen. Trybwater zweifelte am Verstand dieses Mannes. Danton winselte am Boden wie ein geprügelter Hund. Die hübschen Frauen streichelten und trösteten ihn. Langsam rappelte er sich wieder auf, wischte sich die Tränen vom Gesicht und schluchzte: »Dann ist Joak also wirklich tot. Ich hatte so sehr gehofft, dass er es doch wäre und dass seine phantastischen Geschichten über eine Verschwörung wahr wären … schade …«

Reynar Trybwater war ratlos. Offenbar hatte Cascal bereits geredet. Es gab nun nur noch eine Möglichkeit: Danton musste verhaftet werden.

»Wo sind die beiden?«

»Nur dieser Mulder ist hier. Guuze wollte nicht mit. Sie ist psychisch nicht ganz auf der Höhe.« Danton tippte mit dem Finger auf die Stirn. »Immer wieder kackt und pinkelt sie ins Bett. Das hätte nichts gebracht, sie mitzunehmen, Sir …«

Trybwater fühlte sich auf den Arm genommen. Danton trieb doch ein Spiel mit ihm oder nicht?

»Wo ist Cascal?«

»Mulder meinen Sie?«

»Verdammt, ja!«

Danton wandte sich an eine der Frauen, grabschte an ihrem Hintern herum und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie verließ den Raum, Danton stierte auf ihre Pobacken und ahmte mit der Hand ihre Form nach. Dann nahm er einen kräftigen Schluck aus der Cognac-Flasche. Kurze Zeit später kam sie wieder. Ein hochgewachsener Mann begleitete sie.

»Hallo Rudger! Hallo Benno! Gibt es jetzt Kaffee, Kuchen und Kekse?«

»Du hast mich belogen!«, rief Danton brüskiert.

»Ich? Nein, habe ich gar nicht, Erich. Danke, vielen Dank!«

»Pah! Du bist nicht Joak Cascal.«

»Nein, bin ich nicht, danke, vielen Dank!«

Trybwater rief seine Truppe zu sich. Er gab den Befehl, diesen Mann zu untersuchen.

»Ich verstehe das nicht. Dabei hatte er mir versichert, die Verschwörer seien schuld, die hätten sein Gesicht verändert«, beteuerte Roi Danton matt und ließ sich wieder auf das Sofa fallen.

»Nun?«

Trybwater sah erwartungsvoll einen der Mediziner an.

»Das ist nicht Joak Cascal. Die ID-Impulse stimmen mit denen eines Vrank Asteroid überein. Dieser war flüchtig und stammte ebenfalls aus dem Heim für verdiente Raumfahrer.«

Der Kommandeur meldete sich jetzt bei Trybwater: »Sir, wir haben das Schiff durchsucht. Keine Spuren von Cascal oder Guuze. Sie befinden sich nicht an Bord.«

Fehlalarm! Oder Danton war gewarnt worden. Trybwater befand sich nun in einer prekären Lage. Ohne Beweise konnte er unmöglich Danton inhaftieren. Das hätte Verwicklungen gegeben. Gerade jetzt, wo die Konferenz des Friedens bevorstand, hätte das kein gutes Licht auf das Quarterium geworfen.

»Mister Danton, bitte nehmen Sie meine aufrichtige Entschuldigung an. Wir haben falsche Informationen bekommen. Wir nehmen trotzdem diesen Irren mit uns und bringen ihn in einem Heim unter …«

Trybwater packte Asteroid.

»Hey, Rainer. Aua! Aua! Das tut doch weh, nein! Nicht. Danke vielen Dank. Lass los. Aua!«

»Schnauze!«

»Danke, vielen Dank. Ich muss mal aufs Klo. Mit heruntergelassenen Hosen kacken.«

»Lassen Sie ihn los, Monsieur.«

Trybwater starrte Danton an. Er konnte nicht glauben, dass dieser elende Schwächling sich wieder einmischte.

»Ich werde den Mann in einem Heim auf Terra unterbringen. Seien Sie doch froh, Oberst. Dann liegt er nur der LFT auf der Tasche.«

Demonstrativ packte Danton den Arm von Asteroid. Trybwater ließ los. Es hatte für ihn keinen Sinn, sich um einen Schwachsinnigen zu streiten. Er verabschiedete sich knapp von Roi Danton und verließ die GRAND MASUT. Auf dem Rückweg vom Hangar zur Zentrale der FLASH OF GLORY sprach er zu dem Kommandeur: »Sollten Sie diesen Irren noch einmal zu fassen kriegen, blasen Sie ihm eine Energiesalve ins Hirn!«

Mit ziemlichen Unbehagen dachte er an Despair und den Emperador, denen er gleich Bericht erstatten sollte.

*

»Offensichtlich ein Trick von Danton.«

Ich hatte mir so etwas bereits gedacht. Danton mimte wieder den kaputten Typen und verharmloste sich. Cascal und Anya Guuze befanden sich sicherlich ganz in seiner Nähe.

»Beobachten Sie die GRAND MASUT. Verzögern Sie den Flug durch das Sternenportal so lange wie möglich.«

»Ja, Quarteriumsmarschall«, bestätigte Oberstkommandeur Trybwater.

Ihm schien die ganze Angelegenheit denkbar peinlich zu sein. Er war ein fähiger Mann, doch es mangelte ihm an Erfahrung im Umgang mit solchen Ausnahmepersönlichkeiten wie Danton. Woher sollte er auch diese Erfahrung haben? Ich beendete die Verbindung.

Oberst Tantum und der Emperador hatten das Gespräch mitverfolgt.

Sie schwiegen. Tantum schien sich fehl am Platze zu fühlen. Er widmete sich anderen Dingen auf der Brücke. Die gelblichen Augen des Emperadors waren blass. Das Gesicht schien in noch mehr Falten gebettet zu sein als sonst. Die Sorgen de la Siniestros waren groß.

»Alles hängt an einem seidenen Faden. Ich spüre das Ende des Quarteriums.«

»Noch ist nichts verloren. Wenn es sein muss, wird die GRAND MASUT niemals Cartwheel verlassen. Die Verhandlungen werden ungestört fortgesetzt werden, mein Emperador!«

Ich versuchte ihm nicht einmal Mut zu machen – es war meine feste Überzeugung, dass die Karten gar nicht so schlecht für uns lagen. Das Schlimmste, was uns passieren konnte, war die Abgabe der Gebiete in den estartischen Galaxien und der Rückzug aus den besetzten saggittonischen und akonischen Systemen.

»Sir! Emperador!«

Tantum meldete sich zu Wort.

»Eine Botschaft über alle Kanäle. Sie wiederholt sich ständig.« Er sah uns an und war offenbar völlig aufgewühlt. »Es ist eine Nachricht von ES!«

Bei den letzten Worten überschlug sich seine Stimme fast vor Aufregung. Der sonst so kühle Offizier schien, wie viele Soldaten des Quarteriums, fasziniert und begeistert von der Nähe der Superintelligenz zu sein.

»Spielen Sie die Nachricht ab«, bat der Emperador.

Tantum tat, wie ihm befohlen wurde.

»Terraner, Dorgonen, Saggittonen und all ihr Angereisten. Die Verhandlungen werden in zwei Tagen beginnen. Ich wiederhole meine Einladung. Sie gilt für jedes freiheitsliebende Intelligenzwesen. Die Tore der Stadt Esthor sind für jedermann offen …«

»Wir erhalten zwei weitere Botschaften«, sagte Tantum. »Perry Rhodan lädt heute Abend zu einer Feier auf SOLARIS STATION ein und Kanzler Aurec bittet den Emperador, Kathy Scolar und Nataly Jaaron sehen zu dürfen.«

Der Spanier sah mich mit einem seltsamen Lächeln an und seufzte.

»Ich beneide Aurec und diesen Jonathan Andrews. Wenn ich an die prallen Brüste dieser Señoritas …«

»Emperador, wir sind nicht allein«, mahnte ich.

»Oh, ja. Sie haben recht …« Er wandte sich an Tantum. »Sagen Sie Rhodan, dass wir die Einladung annehmen und erklären Sie Aurec, dass wir unsere Gäste mitbringen werden …«

ENDE

Kommt nun endlich der Frieden? Kann ES den Konflikt zwischen dem Quarterium und der LFT verhindern? Wie wird MODROR reagieren? In Heft 97 schildert Nils Hirseland mehr davon. Der Titel des Romans lautet:

FRIEDENSKONFERENZ WANDERER

DORGON-Kommentar

So, nun wird’s interessant. Der »Gott« der Terraner taucht nun plötzlich auf wie ein Geist aus der Flasche und fordert alle zum Frieden auf. Zu welchem Frieden eigentlich?

Zum Frieden der Schlachthöfe?

Zum Frieden über den Konzentrationslagern?

Interessant ist für mich die Aussage, die der Kosmokrat (wer denn sonst?) Amun macht: ES ist der »Gott« der humanoiden Rassen!

Wow, welch eine Anmaßung!

Ich möchte hier nochmals auf meinen obigen Vergleich vom »Geist aus der Flasche« zurückkommen, denn, wie wir alle wissen, waren diese nicht ganz bzw. überhaupt nicht uneigennützig und forderten, früher oder später, den Preis für ihre Hilfsdienste. Ich befürchte, dass unserem armen Perry in dieser Hinsicht noch ein kleineres – oder auch größeres – »blaues Wunder« bevorsteht.

Ich verzichte in diesem Roman auf eine weitere Folge der modernen Kosmologie, denn das heutige Thema wäre der 2. Teil der Quantentheorie gewesen, und die wird in ihrer Abstraktheit und dem Widerspruch zu unseren tagtäglichen Erfahrungen nur noch durch die nachfolgend dargestellte Entwicklungsgeschichte von ES übertroffen und dagegen, diese kleine (?) Spitze sei mir zugestanden, ist die Quantentheorie bestimmt logisch, für jeden verständlich, genial einfach und bis ins letzte Detail stimmig!

Wie war das übrigens mit dem Esel, der sich »an seinem eigenen Zopfe aus dem Sumpf zog«?

Ach nein, das war kein Esel? Entschuldigung, Majestätsbeleidigung bzw. … äh … Gotteslästerung! Das war ja ES!

Jürgen Freier

GLOSSAR

GUDERIAN

Die GUDERIAN ist ein SUPREMO-Raumer der Klasse B, d. h. sie hat einen Durchmesser von 1500 Metern und eine Länge von 1750 Metern. Sie ist das Flaggschiff der Flottengruppe Süd unter dem Kommando des bereits legendären Generaloberst Red Sizemore.


ES

ES entsteht vor achtzehn Millionen Jahren im INSHARAM aus den Resten der Superintelligenz ESTARTU, ihrem von ES selbst in die Vergangenheit geschickten Chronisten Delorian Rhodan, dem Volk der Evoesa, der Psimaterie des INSHARAM und der Energie der Carit-Hülle der SOL.

Aufgrund der Großen Zeitschleife von achtzehn Millionen Jahren und den Informationen, die ES stückweise durch den Chronisten Delorian Rhodan erhält, kann die junge Superintelligenz immer vorausschauend und zurückhaltend agieren und es entsteht der Eindruck, ES wäre der Beherrscher von Raum und Zeit. Um Zeitparadoxe zu verhindern, kann ES jedoch niemals anders handeln, als er es tut. Erst 1291 NGZ, mit der Aktivierung des PULSES von DaGlausch und der Abreise der SOL, kann die Zeitschleife geschlossen werden. Die Doppelagententätigkeit für die Kosmokraten muss jedoch von Anfang an geplant und konsequent umgesetzt worden sein.

Als ES das INSHARAM verlässt, hat ES noch nicht den Zustand einer Superintelligenz erreicht. ES wird 17.756.360 v. Chr. durch das sechsdimensional funkelnde Juwel Sol angezogen und lässt sich auf Terra nieder und etabliert eine tausend Lichtjahre durchmessende Zone des Friedens um das Solsystem.

ESTARTU bildet innerhalb von ES eine eigenständige Persönlichkeit. Die negativen Aspekte von ES konzentrieren sich in ANTI-ES.

Zwischen fünfzehn und vierzehn Millionen Jahre vor Christus entdecken die Vojariden aus Laxaron (Fornax) diese Friedenszone und erhalten Kontakt zu ES. Sie sind die Geburtshelfer bei der Transformation von ES zur Superintelligenz und verwandeln sich dabei in die Nocturnen.

Ambur, die Heimatwelt der Vojariden, wird in zwei Hälften geteilt und ES siedelt sich auf einer Hälfte an und formt die Schnittfläche nach terranischen Landschaften. Ambur wechselt in die Milchstraße und bewegt sich dort auf einer elliptischen Bahn mit Terra als einem Brennpunkt und einer Umlaufzeit von zwei Millionen Jahren.

Als ein Heliote ES vor etwa zehn Millionen Jahren die Mitgliedschaft in einem Thoregon anbietet und ES dieses Angebot annimmt, spaltet sich ESTARTU ab – nun von ES als Schwester begriffen – und sucht sich ihre eigene Mächtigkeitsballung.

Später muss ES den Vorstoß der negativen Superintelligenz STROWWAN, die kurz vor der Entwicklung zur Materiesenke steht, abwehren. In der Mächtigkeitsballung von STROWWAN entsteht die Superintelligenz NISAARU. Auch NISAARU wird Mitglied der Thoregon-Koalition.

In der Galaxis Etustar bietet ES seiner Schwester ESTARTU erneut an, sich an dem Projekt Thoregon zu beteiligen. Eingedenk ihrer Erfahrungen mit dem Thoregon von Segafrendo lehnt ESTARTU erneut ab.

Zurück in der Milchstraße kommt es zum Konflikt zwischen ES und ANTI-ES. ES kann sich seiner negativen Aspekte erwehren und diese abspalten. Doch ANTI-ES bleibt in der Mächtigkeitsballung von ES und verwickelt ihn in ein kosmisches Schachspiel, das die Geschichte der Mächtigkeitsballung in der Folge prägt.

Es gibt aber nur Spekulationen, welche Rolle z. B. die Meister der Insel in diesem Spiel haben. Eine der letzten Spielphasen sind die Versetzung der MARCO POLO in ein Paralleluniversum, die PAD-Seuche und der Transfer des Gehirns von Perry Rhodan nach Naupaum. Wegen des mehrfachen Verstoßes gegen die Regeln des Spiels, wird ANTI-ES im Jahr 3458 für zehn Relativeinheiten in die Namenlose Zone verbannt.

Beauftragt durch die Kosmokraten lässt ES über zwei Millionen Jahre die Träger für zwei spezielle, von den Kosmokraten bereitgestellte Zellaktivatoren suchen. Atlan und Perry Rhodan erweisen sich als die gesuchten Träger.

Der misslungene Transfer von Terra und Luna durch den Sol-Kobold-Sonnentransmitter, der im Mahlstrom der Sterne endet, wird wohl von ES manipuliert. Als das Medaillonsystem mit der aphilischen Erde in den Schlund stürzt, nimmt ES die zwanzig Milliarden durch die PILLE von der Aphilie befreiten Menschen in sich auf.

Später rematerialisiert ES die aufgenommenen Menschen als Konzepte, lässt sie Goshmos Castle in zwei Hälften teilen und die eine Hälfte als EDEN II besiedeln. EDEN II reist aus Ganuhr in das geistige Zentrum der Mächtigkeitballung von ES und wird dessen neuer Sitz.

All das ist Teil des Plans der Vollendung. Am Abend des 22. Januar 3586 teilt NATHAN den Menschen mit, dass mit dem Bau der BASIS der Plan der Vollendung abgeschlossen sei. Der Menschheit stehe nun ein Fernraumschiff zur Erfüllung eines wichtigen Auftrags zur Verfügung. Am 1. Mai 3586 bricht die BASIS unter der Leitung von Payne Hamiller zur einhundert Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis Tschuschik auf, um die PAN-THAU-RA aufzuspüren.

Letztlich endet der Plan der Vollendung später mit dem Bevölkern des Arresums durch die endgültige Freigabe der ehemaligen aphilischen Bewusstseinsinhalte und dem Ausbringen der Biophore aus dem Sporenschiff Aachthors.

Perry Rhodan erfährt von ES vom Konflikt zwischen ES und der negativen Superintelligenz Seth-Apophis. Er wird beauftragt, die Kosmische Hanse zu gründen. Im Verlauf der Auseinandersetzung stößt Perry Rhodan auf den Frostrubin und die Endlose Armada.

Atlan und Perry Rhodan haben später eine wichtige Rolle bei der Rückführung des Frostrubins inne. Atlan nimmt an der Vorbereitung des Tiefenlandes für dessen Rückkehr teil und Perry Rhodan aktiviert die Chronofossilien, um den Anker des Frostrubins zu lösen. Der Sitz von ES, EDEN II, wird als letztes und wichtigstes Chronofossil von Perry Rhodan und ES selbst aktiviert. ES verschmilzt mit den Milliarden als Konzepte aufgenommenen menschlichen Bewusstseinen.

ESTARTU, die Schwester von ES, ist etwa 50.000 v. Chr. durch das Kosmonukleotid DORIFER in das kollabierende Universum Tarkan verschwunden, um den Bewohnern der Galaxis Hangay zu helfen und gegen die Manipulationen des Hexamerons vorzugehen.

ES unterstützt den Vorstoß von Perry Rhodan und Atlan nach Tarkan, die als IMAGO I und IMAGO II als Katalysatoren die Wiedererstehung der dezentralisierten ESTARTU bewirken. Es kommt zum Wechsel von Hangay nach Meekorah und zum DORIFER-Schock.

Nach dem Transfer von Hangay durch DORIFER versucht Taurec, die Transformation von ES in eine Materiequelle zu erzwingen. Dies führt zur totalen Desorientierung von ES. ES fordert seine Zellaktivatoren zurück und verteilt sie an die Linguiden. Es gelingt den von ESTARTU als ES-Sucher beauftragten Nakken, ES mit den Zellaktivatoren zu heilen.

Im Jahre 1218 NGZ errichtet ES mit Hilfe der Nocturnen im Arresum drei Lebensinseln, nachdem die Abruse ausgeschaltet wurde. Die Lebensinseln werden von den Nocturnenstöcken und den zwanzig Milliarden Menschen bevölkert, die ES beim Sturz der Erde durch den Schlund aufgenommen hatte. Der Mächtige Aachthor/Voltago und dessen Sporenschiffe, bemannt von den Menschen aus dem Arresum, wechseln in das Arresum, um dort Leben und Intelligenz auszusäen.

Zuletzt sorgt ES mit den anderen Mitgliedern der Koalition Thoregon für die Entstehung des PULSES von DaGlausch. ES hält sich zusammen mit den anderen fünf Superintelligenzen in diesem PULS auf, um ihn zu stabilisieren. In Vorbereitung des Thoregons transformiert ES Lotho Keraete zu seinem Boten für das Jahrtausend der Kriege, die Zeit seiner Abwesenheit.

ES macht Perry Rhodans und Mondra Diamonds ungeborenen Sohn Delorian zu seinem Chronisten, überträgt ihm das Wissen des Chronisten und schickt ihn mit der SOL nach seiner Geburt über den Megadom im PULS von DaGlausch achtzehn Millionen Jahre weit in die Vergangenheit nach Segafrendo, um die Entstehung von ES zu sichern.

Bei der Gründung des Thoregon von DaGlausch mit fünf anderen Superintelligenzen im Jahre 1291 NGZ war ES anscheinenend als Doppelagent der Kosmokraten tätig. Jedenfalls gelingt es den Kosmokraten dadurch, im Jahre 1312 NGZ, durch die Mithilfe der SOL, der THOREGON VI, ins Erste Thoregon vorzudringen und das Analog-Nukleotid METANU, sowie THOREGON selbst, die Brücke in die Unendlichkeit und alle anderen Thoregons zu vernichten.

Als Perry Rhodan ES nach der Vernichtung der Superintelligenz THOREGON durch Hismoom vor der Zerstörung der Brücke in die Unendlichkeit warnen will, ist der PULS von DaGlausch bereits verlassen. Laut Hismooms Aussage wird ES für längere Zeit nicht in der lokalen Gruppe anwesend sein, da er sich um andere Teile seiner Mächtigkeitsballung kümmern muss. Selbst sein Bote Lotho Keraete weiß nichts über seinen Verbleib.


WANDERER

Die Kunstwelt der Superintelligenz ist ES’ Anker im Standarduniversum, einige Jahrhunderte lang auch die halbierte Welt EDEN II. Während des Aufstiegs des Tai Ark’Tussan diente die Welt Zhygor mit dem Nebeldom als Kontaktstelle zwischen den Imperatoren – mindestens vier Imperatoren erhielten Zellduschen – und der Superintelligenz.


GRAND MASUT

Flaggschiff der Freihändler-Organisation von Roi Danton alias Michael Rhodan. Die GRAND MASUT ist nach Roi Dantons ehemaligem Diener Oro Masut benannt. Der 500-Meter-Kugelraumer vom Typ ODIN gehört der USO an.



Die DORGON-Serie ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUB e. V. — Copyright © 1999-2017

Internet: www.proc.org & www.dorgon.netE-Mail: proc@proc.org

Postanschrift: PROC e. V.; z. Hd. Nils Hirseland; Redder 15; D-23730 Sierksdorf

— Special-Edition Band 96, veröffentlicht am 19.03.2017 —

Titelillustration: Lothar Bauer • Innenillustration: Gaby Hylla

Lektorat: Alexandra Trinley • Digitale Formate: René Spreer