Der Krieg war vorbei. 10.000 Jahre Morden war vorüber, doch der Preis war hoch. Vielleicht nicht für die Dorgonen, welche siegreich das Schlachtfeld verließen, aber für alle anderen Wesen.
Die Charkos existierten nicht mehr. Mit biologischen Kampfstoffen auf der Basis von Viren wurden die Spinnenwesen ausgerottet.
Die Tutsamanen und Zarkos ergaben sich und baten um die Gnade Dorgons — vergeblich, denn Dorgon war die Macht, die Herrlichkeit, die Macht der Götter in dieser Galaxis.
Die Zeiten des dorgonischen Königreichs waren vorbei. Sulvetius krönte sich zum Kaiser und rief das kaiserliche Imperium Dorgon aus!
Die Gesetze wurden geändert. Die Rechte der Außerirdischen wurden beschnitten. Der Dorgone war das höchste Geschöpf. Alle anderen Kreaturen dienten dazu, für Dorgon zu arbeiten. Das zurückgezogen lebende Sternenreich der Harriden wurde besetzt. Sulvetius begann die Galaxis in Protektorate und Provinzen zu unterteilen. Die Harriden mussten mit Dorgon kooperieren und erhielten dafür die Oberhoheit über das Protektorat Harrisch. Sie waren die einzige Ausnahme an Nichtdorgonen, denen dieses Mitbestimmungsrecht gebilligt wurde.
Die heidnischen Jerrer waren inzwischen mächtig geworden. So alliierte Sulvetius vorerst mit ihnen. Sie bekamen die Oberhoheit über das Protektorat Rosza, benannt nach dem ersten Gründervater von Jerrat.
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte, innerhalb der blutigen Ära Sulvetius und seiner Söhne, wurden die Zarkos und Tutsamanen vernichtet. Es gab keinen mehr von ihnen in Dorgon. Der größte Völkermord fand gleich dreimal in dieser Galaxis statt.
Alles im Namen Dorgons, Domulus und der Götter!
Nach einigen Jahrhunderten zerbrach auch die Allianz mit den Jerrern und den Harriden. Sie wurden versklavt. Die Jerrer erhielten immerhin noch Mitspracherecht, während das Protektorat Harrisch komplett von Dorgonen verwaltet wurde.
Uns, den Geschichtsschreibern, wurde aufgetragen, von der Herrlichkeit dieser Glanztat zu berichten. Aber ich schrieb nur die Tatsachen auf, die unmissverständlichen Schlüsse, welche sich aus meinem Tun ergeben, muss die Nachwelt selbst ziehen.
30.000 Jahre lang zeigte sich das Imperium Dorgon in voller Pracht und beherrschte die gesamte Galaxis. Sie hatten alles erreicht. Sie besaßen alles. Die Welt wurde dekadent. Korruption, Bürokratie und Intrigen hielten Einzug in das Reich.
Die vielleicht tragischste Figur in diesen Jahren war der Kaiser selbst. Imperator Romus XI. wurde von seiner eigenen Frau während der Reinigung ermordet.
Das Imperium brach zusammen. Jeder versuchte von da an, an die Macht zu gelangen. Gallus, Seramus, Tazus oder gar der Jerrer Jefru.
Niemand konnte den Kaisertitel lange halten. Ein Mord folgte dem anderen. Niemand wollte mehr Kaiser werden.
Revolten in den versklavten Kolonien zwangen den Senat zu Reformen. Die drei Söhne Romus XI. kämpften um ihr Recht. Es kam, wie es kommen musste: Dorgon wurde geteilt. In Ost-, West-, und Süddorgon.
Drei Reiche, zwei davon zuviel, denn die einst einander liebenden Brüder bekämpften sich bis auf das Blut, um sich das Reich des anderen einzuverleiben.
Auch längst nach dem Tod der Brüder wurde weitergekämpft. Warum gekämpft wurde, vermochte niemand mehr so recht zu beantworten. Man kämpfte, weil die Vorväter bereits einander bekriegten. Es war ein sinnloser Krieg im eigenen Volk, der lange währte.
Nach 2.000 Jahren war er noch immer nicht vorbei. Auch wenn Ostdorgon liberaler wurde und den Außerirdischen mehr Rechte einräumte, so waren Süd- und Westdorgon immer noch feindselig eingestellt.
Weitere 2.000 Jahre des Krieges mit kurzen Friedenszeiten und neuerlichen Kriegsphasen vergingen, bis die Weisheit endlich siegte. Der religiöse Pasus pochte auf die alten Werte des Domulus und der Verpflichtung, die man gegenüber Dorgon und seinen Göttern hätte.
Pasus schaffte das Unfassbare – er einte das Reich und rief die alte Republik wieder ins Leben zurück. Der Senat hatte mehr Rechte und Pasus wurde Kanzler der Republik Dorgon. Auch die Außerirdischen und Sklaven wurden als vollwertige Wesen angesehen.
Die goldenen Zeiten der Republik begannen.
Eine Zeit voller Stolz und Ehre. Eine Zeit, an der die Nachwelt mit Freude zurückdenken kann!
Aus dem Buch des Sixus, vor 35.000 Jahren